Wie der Hirschwinkel zu seinem Namen kam

Am-Hirschwinkel-Strassenschilder-und-Wandmalerei
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Eine Geschichte trage ich seit August mit mir rum. Zeit, sie endlich zu erzählen. Es ist die Geschichte, wie der Hirschwinkel zu seinem Namen kam. Eine Info, die ich aus einem Kulturhistorischen Spaziergang weiß. Aufhänger war die Ausstellung „Abenteuer Neiße“, die noch bis 22.11. im Kaisertrutz zu sehen ist.

Es war einmal der Landvogt…

So ein Landvogt war der höchste Beamte des Landesherren. (Görlitz gehörte mal dem Böhmischen König, dann wieder dem sächsischen Kurfürsten.) Und dieser höchste Beamte hatte so Aufgaben, wie Steuern festzusetzen und ihre Eintreibung anzuordnen, Gericht halten, Verwaltungsaufgaben.

Der Landvogt hatte sein Domizil, wenn er in Görlitz war, im Vogtshof! Und zwar im „Schlösschen“. Hier mal auf dem Kupferstich (1714) von Daniel Petzold.

Hinter der Peterskirche ist der Vogtshof. Das Gebäude rechts, was so quer steht, heißt bis heute Schlösschen.

Nur das Beste für Herrn Vogt

Nun war man sehr bemüht, wenn dieser hohe Herr in der Stadt war, alles zu seiner Zufriedenheit zu gestalten und ihn auch königlich zu bewirten. Deswegen hielt die Stadt Görlitz ein paar Hirsche! Und damit nahm ein Unglück seinen Lauf….

Hirsche an der Kahle

Zunächst hielt man die Hirsche an der Kahle. Das war ein „freier“ (kahler) Abschnitt vor der Stadtmauer im Süden, landwirtschaftlich geprägt. Im Bild ist die Stadtmauer zu sehen, wo später die Elisabethstraße (der Elli) entstand. Gut zu erkennen sind die Weberstraße und die Kränzelstraße, die in die Stadt führen. Mit „III“ nummeriert ist diese Kahle. Bevor die Johannes Wüsten Straße ihren Namen bekam, war sie bis 1930 „die Kahle“.

Die Kahle, landwirtschaftlich geprägte Zone vor der Stadtmauer im Süden.

Der schreckliche Unfall

Und dann passierte das Unglück: Ein Kind war über die Mauer am Hirschgatter geklettert und hinein gefallen. Die Chroniken sprechen davon, dass es aufgespießt wurde.
Entsprechend reagierte man und verlegte die Hirschhaltung in den Hirschwinkel, der davon seinen Namen bekam.

Der Hirschwinkel

Im nächsten Bild ist ganz unten der Hothertrum. Dazu der Nikolaigraben, der sich rum in die Große Wallstraße schlängelt. Dahinter noch keine Straße (Stockborn, Hirschwinkel), sondern erneut landwirtschaftliche Fläche. Die einzige feste Straße, die hier nördlich aus der Stadt führte, war die Rothenburger. Und so ließ man also fortan dort die Hirsche weiden, etwas weiter vor der Stadt.

Nikolaigraben, Große Wallstraße und das Weideland der Hirsche.

Der heutige Hirschwinkel

Erst in den 1920er Jahren wurde der Hirschwinkel in der Form bebaut, die wir heute noch kennen. Eine Wandmalerei erinnert bis heute an die Hirschhaltung an dieser Stelle in der Stadt.

Wandmalerei am Hirschwinkel.
20er Jahre Bebauung.

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