Am 9. auf den 10. November 1938 befahl „man“ Deutschlandweit die Reichspogromnacht – eine Gewaltmaßnahme gegen Juden. Dass die Görlitzer Synagoge (links im Bild) das überstanden hat, hat eine einfache Erklärung: Die Görlitzer ließen es nicht zu, das sie abgefackelt wurde. Zwar wurden außerhalb des Gebäudes einige Brandherde gelegt, jedoch schnell gelöscht. Man wollte keinen Stadtbrand riskieren. Im Inneren gab es Vandalismus, aber kein Totalschaden.
Als einzige (!!!) Synagoge auf dem heutigen Gebiet von Sachsen wurde sie in dieser Nacht nicht völlig verwüstet. Und das, weil die Görlitzer die Courage hatte, sich gegen eine bekloppte Anordnung zu widersetzen und „NEIN“ zu sagen. Ihr müsst gar nicht wissen, was ihr tun müsst. Ihr müsst einfach nur wissen, was ihr lassen müsst. Das reicht oft schon.
Was ihr aber ruhig mal machen könnt, ist auf den Dicken Turm steigen, um so eine schöne Perspektive von Görlitz zu erhaschen, wie auf diesem Foto. Rauf geht es (in normalen Jahren!) mittwochs bis sonntags von 12:00 Uhr – 17:00 Uhr zur vollen Stunde. Dann erfährt man noch sehr viel mehr spannende Geschichten über unsere schöne Stadt. Fotoapparat nicht vergessen!
Ein Beitrag vom 31.7.2014, seit dem jedes Jahr daran erinnert. In Summe 291 Likes
Gedenken am 9. November
Jedes Jahr wird mit einer ökumenischen Andacht am 9. November 2023, abends in der Frauenkirche Görlitz an die Opfer der Novemberpogrome des Jahres 1938 und dem Fall der Mauer 1989 erinnert. Es lädt die Evangelische Innenstadtgemeinde und die Stadt Görlitz ein. Mit einem Kerzenzug geht es im Anschluss von der Frauenkirche zur Synagoge.
Die Synagoge heute
Heute ist die Synagoge Veranstaltungshalle und wird vom Görlitzer Kultur Service betrieben. Das Haus ist tgl von 10 – 18 Uhr geöffnet und es sind auch Führungen im Angebot. Hier ein paar Außenansichten:
Das ist der Eingang auf der Otto-Müller-Straße. Die Westseite des Gebäudes. Es ist im Jugendstil erbaut. Die Architekten von damals haben auch den Bahnhof Leipzig geplant.
Hier bin ich Nordseite. (Da sind auch die Fahrradständer).
Bei der feierlichen Eröffnung berichtete ein Redner, das ihn die Görlitzer Synagoge auch immer an die Kreuzkirche erinnerte. Ein modernes Sakrales Gebäude von 1911.
Der Stein ist nun wirklch schwer zu lesen:
„Ehre dem Andenken unserer jüdischen Mitbürger
Verfolgt – vertrieben – vernichtet
durch Faschisten
1939 – 1945
Görlitzer Synagoge
7.3.1911 geweiht – geschändet 9.11.1938
Die imposante Südseite. (Im Rücken hab ich den Stadtpark).
Das Grundstück gehörte Alexander Katz („Katze“, Mühlweg), der es der Gemeinde schenkte zum Bau einer Synagoge.
Nochmal die Südseite.
Große Spenden gaben damals Martin Ephraim (Villa Ephraim Goethestaße) und Louis Friedländer (unser Jugendstil-Kaufhaus am Demianiplatz) für den Bau. Oben drauf ist inzwschen auch wieder der Davidstern.
(Die Fotoserie entstand am 13. Juli 2021 nach der Eröffnung als „Kulturforum Synagoge“, 69 Likes)
Blick ins Innere
Im August 2021 war ein Harfen Konzert in der frisch sanierten Görlitzer Synagoge. Ich hatte zufällig die Kamera dabei und als es hieß, jetzt kommt die „Moldau“ von Smetana, hab ich mal drauf gehalten. 12 Minuten Hochkultur. Ich schwenk bissl rum. Man kann also nebenbei Synagoge angucken. oder es einfach dudeln lassen. Moldau geht immer… Zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=9n0JSNyCzFU
Eure schönen Kommentare
„Während der Novemberpogrome 1938 erlitt die Synagoge Beschädigungen im Innenraum, während die Trägerstruktur des Gebäudes unbeschadet blieb.[11] Die Feuerwehren im gesamten Reich hatten den Befehl erhalten, die in Brand gesteckten jüdischen Gebäude nicht zu löschen und sämtliche Hilfe zu verweigern. Die Görlitzer Berufsfeuerwehr erhielt diesen Befehl zu spät. Als die Synagoge Feuer fing, rückten die Löschwagen aus und konnten das Feuer erfolgreich bekämpfen. Am Tag nach der Pogromnacht wurden zweihundert jüdische Männer der Görlitzer Gemeinde verhaftet – praktisch die gesamte männliche jüdische Bevölkerung der Stadt. Im Februar 1939 wurde die Gemeinde gezwungen, die Synagoge und das zugehörige Grundstück für etwa vier Prozent der ursprünglichen Bausumme zu verkaufen.[12] Der letzte Gottesdienst fand im September 1940 statt. Ohne eine intakte jüdische Gemeinde verblieb das Gebäude ungenutzt.
Quelle: Wikipedia“
„Es ist eine interessante Geschichte mit der Synagoge. Ich kenne noch eine in Breslau (Unter dem weißen Storch), eine in Posen und eine in Halle (Saale), die dem Wahn der Nazis nicht vollständig zum Opfer fielen. In Breslau war es auf jeden Fall die Lage der Synagoge in einer sehr dichten Altstadtbebauung, die sie quasi rettete.“
„Als kleine Ergänzung zur Synagoge, die ich aus Erzählungen weiß.
Dem damaligen Pfarrer der benachbarten Katholischen Gemeinde Hl. Kreuz soll es zu verdanken sein, dass die Synagoge keinen Totalschaden erlitt, er rief rechtzeitig die Feuerwehr. Es gab in der damaligen Synagoge eine Orgel. Sie steht heute in St.Bonifatius im Ostteil der Stadt.“
„Auch die alte Synagoge, aus welcher die jüdische Gemeinde Görlitz 1911 wegen Platzmangel ausgezogen ist, überstand diese verheerende Nacht“
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