Stuck aus dem Katalog 1890 – 1910

Fassade Berliner Strasse Goerlitz Stuck
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Gründerzeit – das war Aufbruchstimmung, neuer Reichtum für die Bürger und viele geschäftliche Neu-Gründung. Aufgrund der einsetzenden Industrialisierung entstanden Arbeitsplätze. Und für diese Arbeiter brauchte es Wohnraum. Damals, wie heute, entschloss man sich, auf der „grünen Wiese“ zu bauen. In Görlitz war damals die Grüne Wiese die heutige Innenstadt und die Südstadt. In vielen Städten hat das Flächenbombardement im Zweiten Weltkrieg solche Stadtviertel in Schutt und Asche gelegt. Görlitz hat das große Glück, dass (fast) alles noch steht.

Reichtum will sich zeigen

Gebaut wurde von neu gegründeten Wohnungsbaugesellschaften oder von Privatpersonen. Diese waren in der Gründerzeit zu neuem Wohlstand gekommen. Deswegen findet man in den Gründerzeitvierteln auch immer wieder Stadtvillen.

Das neu-reich gewordene Bürgertum suchte natürlich nach Ausdrucksmitteln seines Wohlstands. Reichtum will sich stets auch zeigen. Man besann sich der alten Statuen, Rosetten und Engeln früherer Baustile. So etwas konnten sich vormals nur die reichen Bürger leisten. Und so wurde es zu einem wichtigen Element der Gründerzeit, die Jugendstil-Häuser mit vielen Verzierungen zu dekorieren.

Ein Steinmetz hätte sich in dieser Phase des Baubooms totgeschufftet. Aber die Gründerzeit fiel ja in die Industrialisierung. Und diese war vor allem eins: schnell, viel, effizient. Die Verzierungen kamen jetzt zu Hunderten vom Fließband. Dazu gab es Kataloge. Ja tatsächlich. Wer glaubt, Kataloge seien eine Erfindung der Neuzeit, der täuscht sich. Hier mal ein Link, wie so ein Stuckkatalog um 1900 aussah.

„Stuckrosette 3225 bitte 4 Mal“

„Stuckrosette 3225 bitte 4x, Figur Neptun bitte 6x und Säule 7349 auch 6x. Das Ganze nach Görlitz bitte…“. Ja, so in etwa kann man sich das vorstellen. Und was der Nachbar-Bauherr konnte, konnte man selbst natürlich auch. Und dann gleich 8x. Bestimmte Verhaltensweisen gab es schon immer und sie bescheren uns heute manch dezent überladene Fassadengestaltung. 🙂

Geht mal mit offenen Augen durch unsere schöne Innenstadt bzw Südstadt. Ihr werdet immer wieder die selben Engel und Figuren finden – den Katalogen in der Industrialisierung sei dank. Und da an den Häusern häufig die Baujahre dran stehen, kann man sich nochmal hineinfühlen in die Zeit zwischen ca 1890 und 1910, als 2 Stadtteile in den Himmel wuchsen, mitten auf der grünen Wiese.

Die Sache mit dem UNESCO Weltkulturerbe

Achso: Riga (Lettland) kam 1997 auf die UNESCO-Liste des Weltkulturerbe für seine „hochwertigste Konzentration an Jugendstilgebäuden“ mit 350 Häusern. Danach setzte ein Geldsegen aus aller Welt ein, so dass heute über 800 Gebäude erhalten sind. Infos hier.
Hat in Görlitz schon mal jemand durchgezählt? Das dürften bei uns erheblich mehr sein. Wir sind wohl wie immer der heimliche Sieger und Geheimtipp…
Ein Beitrag vom 24.1.2015

Eure schönen Kommentare

“ sehr informativ, Danke! „
“ Schön, diese Zusammenfassung👍
Ich bin Ur- Görlitzer und liebe diese Stadt .Es ist schön zu sehen, dass vieles von der alten Schönheit wieder neu erstrahlt😍 „
“ Danke für die ausführlichen Infos wieder was da zu gelernt😍 „


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