Valentinsveranstaltung zum Liebesleben der Tiere. Ich war da! Seit 1860 hat Görlitz am Marienplatz ein Museum über Natur und Tiere. Ich selber war zuletzt mit der Schulklasse in den 80ern drin. Immer hab ich auf einen guten Grund gewartet, mal wieder reinzugehen. Der kam nun. Ein paar Auszüge aus der äußerst interessanten Führung durchs Museum habe ich mitgebracht….
Heide- und Teichlandschaft
Zuerst geht es in die Abteilung der Heide- und Teichlandschaft und ich stehe erstmals im Leben vor einem Wolf. Ich bin ja kein Fan von ausgestopften Tieren. Wiederrum ist es interessant, mal ein Gefühl für die Größe all dieser Exponate zu bekommen. Der Wolf ist bildschön. Ich mache ein Foto (was man ohne Blitz darf!).
Und dann gehts los mit dem Vortrag:
Der Einblick in das „wilde“ Sexleben der Tiere beginnt mit dem Seeadler, der über mir angebracht ist. Er sei der einzig lebenslang treue im heutigen Vortrag. Das Seeadler-Paar baut jedes Jahr weiter an seinem Nest, was zum Schluss bis 600 kg schwer werden kann. Große Probleme hatten die Seeadler nach 1945 mit einem Pflanzenschutzmittel. Es machte die Schalen der Eier brüchig, so dass diese brachen beim Brüten. Das gehört zum Glück der Vergangenheit an.
Ich komme ins grübeln: Der hier ist der einzig lebenslang treue im heutigen Vortrag?
Was versuchen denn wir Menschen? Den exotischen, ganz ganz seltenen Fall, der nicht mal nennenswert oft im Tierreich vorkommt? Es beschäftigt mich tatsächlich den Rest des Vortrags und nein, es kommt kein weiterer monogamer Fall mehr.
Dann geht es um Familie Wolf. Dort bleiben Mann und Frau zwar auch ein ganzes Leben beieinander, Seitensprünge sind allerdings bei nahezu allen monogamen Arten nachgewiesen worden. Soso!
Die Kinder vom Wolf brauchen das ganze erste Jahr „Betreuung“ und suchen sich später eigene Reviere. Manches hat man schon in Niedersachen wieder orten können, 600 km weit weg.
Familie Wildschwein sind die nächsten. Die rutschen mir gut ins Gedächtnis, denn über die weiß ich schon was. Hier leben die Damen mit den Kindern zusammen. Die Herren lassen sich 1x im Jahr blicken, wenn die Damen alle gleichzeitig ihre fruchtbaren Tage haben. Das habe man eine Zeit lang angenommen, sei auch bei Frauen (menschlich) so, wenn die zusammen leben. Inzwischen sei das aber entkräftet. Ich möchte protestieren. Doch, es ist so! Eine enge Bindung zueinander vorausgesetzt. Und die gehen Wildschwein-Damen nämlich ein. Das sagt nicht Fräulein Bingemer, die uns hier führt. Das weiß ich: Zärtliche, lebenslange Verbindungen unter Wildschweindamen gibt es.
Jedenfalls stupst der Eber immer von hinten in die Hüfte, wenn er will. Und irgendwann erbarmen sich die Damen. Und dann gibts einen Schwung Ferkel. Den Rest machen die Frauen in der Gruppe miteinander aus. Der Kerl ist dann wieder abgemeldet.
Die meisten Vögel versuchen es mit serieller Monogamie. Was wie eine Krankheit klingt meint, dass man zur Aufzucht einer Brut zusammenbleibt. Quasi eine Saison. Dann werden die Karten neu gemischt. Vermutlich kommt das vielen bekannt vor! Was will man sich auch quälen, wenn alles gesagt, alles erlebt, alles getan ist?
Nun wird mein Gedächtnis leider etwas lückenhaft, denn ich habe nicht mitgeschieben.
Bei Fledermäusen hängt das „beste Stück“ runter und Brüste haben die auch, weswegen der erste, der sie irgendwie klassifizierte sie als „Primaten“ einordnete, wozu wir Menschen auch gezählt werden. Man staunt!
Die Stockenten aus unseren Breitengraden sind brutal. Man schätzt, dass da 10% der Weibchen jedes Frühjahr sterben. „Vergewaltigung“ ist an der Tagesordnung, auch wenn das Fräulein vom Museum es anders umschreibt. Und was machen Frauen in einer Welt, wo sie jedes Jahr vergewaltigt werden und x Schwestern haben dabei schon sterben sehen? Sie lassen sich Fake-Vagina-Gänge wachsen, die ins Nichts führen. Und mit gekonnter Muskelanspannung der Enten-Damen, wichst der Erpel eben in eine Sackgasse. Immerhin hat die Evolution eine organische Lösung parat. Wäre ich Gott, würde ich die Enten-Damen mit noch mehr Zusammenhalt, fies spitzen Schnäbeln sowie bissl Kampfgeist ausstatten. Das gäbe es nur einmal, dass sich da einer vergeht!
Die Beutelmeisen bauen ein tolles hängendes Nest. Das heißt, er baut, sie kommt es sich angucken. (Das kennen wir Menschen auch). Gefällt es ihr, bleibt sie. Aber nach dem Akt… verpisst sie sich und versucht ihr Glück auch noch wo anders. Auch das ist ein Lebenskonzept.
Der Storch, von dem wir immer alle denken, er sei lebenslang treu ist lediglich Standorttreu. Er fliegt also immer zum selben Horst. Sitzt da jemand anderes drin… nagut, na schön, also bitte… dann gehts eben mit dem weiter.
Übel sind die Insekten. Da fressen öfter mal die Weibchen die Männchen. Ein Exemplar ist die Wespenspinne. Da opfert das Männchen sogar sein Geschlechtsteil (das bricht ab) und sieht zu, dass es lebend davon kommt. Man hat das untersucht, ob die länger leben ohne Geschlechtsteil mit wegrennen oder wenn sie bleiben und sich möglicherweise fressen lassen. Fazit: Abhauen ist die bessere Überlebenschance. Und nur 1x im Leben Sex haben und damit das eigene genetische Material abzugeben, sei es offenbar wert, verstümmelt davon zukommen.
Es gibt auch Spinnen, da fressen die heran wachsenen Kinder die Mutter. Okay, lassen wir die Gruselecke von Mutter Natur. Insekten sind eh nicht so meins.
Spannend sind auch die Rehe. Die nämlich haben Sex im Juni/Juni… und dann lagern die die befruchtete Eizelle ein. Die wächst nicht. Die parkt. Erst nach dem Winter tragen sie das Kind dann aus und es kommt im Mai zur Welt – wenn das Nahrungsangebot wieder großartig ist. So machen das auch noch andere Tiere. Das Gürteltier war auch so ein Embrio-Parker.
Die Tropen
Dann wechselten wir die Abteilung und es ging mit dem Liebesleben der Tropentiere weiter:
Der Ameisenigel aus den Tropen hat echt Tagelang die Kerle hinter sich her laufen. Die verlieren mehrere Kilos bei dem ewigen Marsch. Irgendwann erbarmt sie sich und nimmt einen dran. Herr Ameisenigel hat 4 Enden am Penis, wovon immer eines anschwillt und benutzt wird. Da fehlt definitiv ein Erklärfilm. 🙂
Die Faultiere haben gaaaaaanz langsam Sex und das in den Bäumen. Das größte Problem der Faultiere ist dieses eine Mal, wenn sie in der Woche aufs Klo müssen. Dafür kommen sie nämlich vom Baum runter – und werden häufig Opfer von Raubtieren. Ob so ein Faultier am Baum hängt und denkt: „Oh man, oh man, ich muss so sehr, aber ich hab Angst aufs Klo zu gehen?“
Schnabeltiere geben Milch aus umgewandelten Schweißdrüsen. Das läuft dann am Fell runter und die Babys lecken es auf. Manches will man sich nicht genauer vorstellen.
Lustig sind die Tropenvögel. Der Gelb-Hosen-Pipra kann die Beine so derart schnell bewegen, dass es aussieht, als wenn er Michael Jacksons Moonwalk tanzt. Alles für die Damen natürlich in grell gelben Hosen. (So jemand kannte ich auch mal!)
Video:
Sehr schön ist auch der Paradiesvogel. Als erstes säubert er den Dancefloor. Sobald sich dann ein Weibchen niederlässt, ist Showtime. Er beginnt mit einer Verbeugung, dann tippelt und trippelt er hin und her, pumpt sich auf zu einem Ballon, lässt Zierfedern schwingen. Und durch Kopf nach hinten werfen, blitzen schillernde Feder kurz auf. Das er so wirkt, weiß er alles ohne Spiegel. Schon cool. Erinnerte mich an eine Travestieshow. Der Sexakt selber dauert dann nur einen kurzen Augenblick. Aber der Typ war mir sympathisch. Etwas für sein Äußeres tun, gern tanzen gehen und ordentliche Manieren – das hat doch was.
Video:
Tja und Pfauen kommen eigentlich aus den Tropen, obwohl wir sie hier in Europa ja seit dem 19 Jhd als Dauergäste kennen. Die Sache mit dem langen Schwanz ist bissl eine Gradwanderung. Ist der Schmuck, um die Damen zu beeindrucken, nämlich zu groß und schwer, wird man leicht zur Beute. Ist es ein kleiner migriger Schmuck, wird man niemals gewählt.
Das wichtigste aber: In fast jedem Fall sind es die Frauen, die auswählen, mit wem sie wollen und von wem sie ein Kind austragen. Dies scheint die größte und vielleicht einzige Parallele zwischen Tier- und Menschenwelt.
Einfach mal ins Senckenberg
Vielleicht ward ihr wie ich das letzte Mal zu Schulzeiten im Naturkundemuseum. Dann hab ich jetzt hoffentlich neugierig gemacht. Das Programm findet man im Web hier und im Facebook hier.
Zur Führung über das Liebesleben der Tiere soll es übrigens noch eine Fortsetzung geben. Ganz viele Tiere und Variationen blieben nämlich unerwähnt…
Herzlichen Dank an das Fräulein Bingemer von Senckenberg, die meinen Text ergänzt hat.
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