Schloss Ruine Żarska Wieś/Sohrneundorf/Florsdorf

Schloss Zarska Wies Florsdorf Sohrneundorf
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Ein weiteres Schloss steht derzeit zum Verkauf. Es ist ein Rittergut im Görlitzer Ratsherrenland. Seine Geschichte ist eng verknüpft mit der Stadt Görlitz. Ich will sie gern erzählen und natürlich Bilder zeigen. Urbexer Herzen schlagen höher…

Anfahrt nach 10 km östlich von Görlitz

Ich habs mit dem Fahrrad gemacht. Zunächst durch Görlitz~Zgorzelec nach Lagow (Leopoldshain). Dort am Ortsausgang bei „Szarlotkas Goldbraunem Apfelkuchen“ links Richtung Gronow (Gruna). Durch Pokrzywnik (Stangenhain). Dort links halten und über die A4 (Autobahn). Auf direktem Wege geht es nach Sohrneundorf/Florsdorf (heute Żarska Wieś). Man kann die Schloss Ruine nicht übersehen rechter Hand. Die Strecke ist ohne nennenswerte Berge. Also gut mit Fahrrad machbar. Auto geht auf der Strecke genauso (Vorsicht mit den echt üblen Schlaglöchern. Der Radweg ist besser).

Karte. Über Hennersdorf und die 94 gehts auch.
Ortsausgang Lagow nach Gronow
Durch Pokrzywnik durch, im Ort links halten.
Über die A4 (hinten rechts ist die Landeskrone)
Schon ist man in Zarska Wies. Aufpassen mit Auto: üble Schlaglöcher unterwegs.

Schon erblickt man rechts das Schloss Areal mit der Ruine.

Es war einmal und ist nicht mehr…

Ich kannte bisher nur Fotos von 2009. Da hatte das Schloss zumindest noch Teile des Daches. Insofern war heut mein erster Gedanke: „Ach du Scheiße.“ Bevor wir uns das Drama zusammen genauer betrachten, hier die Historischen Bilder. Und ich erzähle derweil die Geschichte…

Die Ratsherren Gehler und Erben

1352 wird die Ortschaft unter Florinsdorf in Chroniken aufgeführt. (Zum Namens-hin- und her an anderer Stelle mehr.). 1689 gelangt das Rittergut über die Familie des Zittauer Bürgermeisters Johannes Nesen an Johann Wilhelm Gehler (1649- 1713). Der Johann war – festhalten – 1709, 1730, 1739, 1741, 1743, 1745, 1747, 1749, 1751, 1753, 1755 und 1758 Bürgermeister in Görlitz. (Das war man damals immer nur für ein Jahr). Sein Vater, der Bartholomäus Gehler (1601 – 1671), war 1639, 1642, 1643, 1647, 1650, 1654, 1658, 1662, 1666 und 1670 Bürgermeister von Görlitz. Und Vaddilein Bartholomäus hatte die Gutserbin geheiratet. So ham mas also den Zittauern abgeluxt.

Der Kaiser Ferdinand III erhob die Gehlers übrigens 1652 in den böhmischen Adelsstand. Die Familie verzichtete jedoch darauf, das „von“ im Namen zu tragen. Aber zurück zum Schloss:

1713 erbt es der Nachkomme Johann Bartholomäus Gehler (1701 – 1756, da ist er gerade 12!), und baut 1739/40 die Reste, die wir heute vorfinden. Am Turm gab es mal eine Sandsteintafel, die davon zeugt(e). Auf ihr stand: „Diesen Thurm und Wirthschaffts Haus erbaute durch göttlichen Seegen Johann Bartholomaeus Gehler auf Sohr Neundorff und Flors Dorf und vollendete den Baum MDCCXL. Gott nehme solches in seinen Schutz und erhalte es.“ Hat jetzt nicht so geklappt…

Gebaut hat es übrigens ein Görlitzer. Nämlich der Maurermeister Samuel Sudert, der der „oberälteste Görlitzer Maurer“ war, zusammen mit dem Zimmermeister Peter Wiedemann.

Die Herrschaft auf Schloss Florsdorf von Familie Gehler endete erst mit Friederike Caroline von Roy, eine geborene Gehler, die 1803 starb. Das macht also 114 Jahre Familienbesitz.

Danach folgten unterschiedliche Eigentümer. Darunter der königlich sächsische Kammerherr Heinrich August von Globig, der 1874 weiter verkaufte an Otto Schaeffer. Der nun wieder war Landwirt, der die Kreise Görlitz und Lauban im preußischen Landtag vertrat (auch kein kleiner!). Er ließ den Hof gründlich renovieren und in einen ertragreichen Betrieb umwandeln.

Es folgten in der Besitzfolge sein Sohn Paul Schaeffer und dessen Witwe Johanna Schaeffer, eine geborene Fünfstück. Danach der mittlere Sohn Hans-Helmut Schaeffer. 1945/46 wurde die Familie vertrieben.

Danach war der Hof ein polnisches Staatsgut, welches nach 1990 aufgelöst wurde. Die Wirtschaftsgebäude wurden abgerissen. Und jetzt kommts: Das Gut wurde „in Erwartung an eine denkmalgerechte Sanierung“ an einen Görlitzer Unternehmer verkauft, der es verkommen ließ. 280 Jahre in die Tonne gekloppt. Es ist inzwischen nur noch unter größtem Aufwand zu retten. Gucken wir uns das baugeschichtliche Drama an:

Baubesonderheiten von Schloss Florsdorf

Das Schloss ist eine Dreiflügelige Anlage.

Rechts steht was vor, links steht was vor, hinten ist es gerade.

Hier sehen wir die Seite, die sich zur ehemaligen Gutshof-Seite öffnet. Nur das der Gutshof abgerissen ist. Davor liegt heute also Brachland.

Quasi so!

Genau genommen ist dieses Schloss ein Wirtschaftsgebäude. Das gewölbte Erdgeschoss waren die Stallungen. Im Obergeschoss lagen die Wohnräume.

Auf der Rückseite ist der Turm hin zu einem (verwilderten) Schloss-Park. Den Wirtschaftsansprüchen geschuldet erklärt sich, warum die Hütte so riesig ist. Rechts und links vom Turm hat das Objekt je 9 Fensterachsen.

Parkseite mit Turm, 9 Fensterachsen.
Andere Seite vom Turm, auch 9 Fensterachsen. Hier ein Rest vom Walmdach.
Die Touristenkarten am Wegesrand haben ein altes Foto mit bisschen mehr Walmdach.

Blickfang ist ohne Frage der Turm.

Den müssen wir uns genauer angucken:
Unten hat er einen Arkadenbogen. Man kann also von vorn rein, aber auch von den Seiten.

Darüber, im 1 OG sozusagen, gab es eine Loggia. Also ein großer Raum mit Blick in alle 4 Richtungen. Darunter (geklaut) Sonnenuhren. Über dem Arkadeneingang die zitierte Inschrift (auch geklaut).

Loggia im 1 OG des Turms, die Sonnenuhren, die Inschrift überm Eingang.
Das sind keine Witterungsspuren, sondern versuchter Diebstahl!

Dann folgen die 4 Turmgeschosse.

Bekrönt wurde der Turm von einer geschweiften Turmhaube mit „Laterne und Kuppel“.

Reste der Turmhaube

Die Haustür war mit dem Wappen der Familie Gehler geschmückt. Die fehlt natürlich. Ich bin mal rein…

Eingangshalle mit Gewölbe
Erster Raum links. Überall Gewölbe anno 1740.
Blick zurück durch diese erste große Halle und weiter zu einem spuki Gang (links).

Blick in den spuki Gang.

Ich bin dann wieder raus. Man läuft die ganze Zeit auf Unmengen von Müll, herabgestürzten Geschossdecken und wer weiß was. Dazu draußen freilaufene Hunde. Es gibt zum Glück Urbexer, die davon 2018 Videos gemacht haben. Wir können ja mal gucken:

Gucken wir noch ein bisschen Außen rum:

Es gibt alte Sandsteinportale.
Der Giebel im Norden (Breite des Hauses)
Giebel im Süden
Turm von der Gutshofseite. Autsch

Auf der Gutshofseite gibt es in der Mitte noch einen sechseckigen Vorbau (Erker).

Eigentlich gibt es an der Fassade rechts neben dem Erker noch ein mittelalterliches Klo 🙂 Das war vor lauter Gestrüpp heute nicht mehr zu sehen. Aber auf einem Foto von 2015 ist es drauf (rechts das Ding an der Fassade). Es ging – nunja – die Hauswand runter. War eben so!

Ein einzelns Fensterkreuz hat es in der Wohnetage überlebt und der mehrzügige Schornstein.

Objekt kaufen

Derzeit (Stand 08.09.2020) steht es zum Verkauf. Inklusive Wirtschaftsgebäuden, inklusive Park, inklusive See der früher als Schwimmanstalt genutzt wurde (historische Fotos), inklusive Wald und Teiche, inklusive bebautes und unbebautes Ackerland. Insgesamt 120.800 m² Grundstück gibt es dazu. Preis auf Anfrage.
Die Immobilie sei besonders für Hotel oder andere Dienstleistungen attraktiv. Man suche nach ausländischen Kunden. Zum Expose. Bei der Landgemeinde Zgorzelec kann man sich das Grundstück auf einer Karte angucken.

Das sind die Flurstücke 480, 477/1 und 482/5. Dazu gibt es noch 505 und 516 (liegen außerhalb)

Ich komm dann gern einen Kaffee trinken, wenns fertig ist…
Fürs Erste gab es heute einen echten „Goldbraunen Apfelkuchen“ von Szarlotka in Lagow.


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