Der Besuch beim Teufelsstein in Hennersdorf lässt sich kombinieren mit dem Schloss Hennersdorf. Dieses gehörte ab dem 14. Jhd Emmerich und bis 1945 der Stadt Görlitz. Urbexer Herzen schlagen sicherlich höher, während meins leise weint.
Geschichte von Hennersdorf
1305 wird Hennersdorf erstmals als Hinrichsdorph in Görlitzer Stadtbüchern erwähnt. 1346 heißt es in Aufzeichnungen Heinrichsdorff (auch Heynrichsdorff), 1385 Henrichsdorff. 1483 hieß es schon Hennersdorf. Das Dorf ist vermutlich nach seinem Begründer – einem Heinrich – benannt worden, ein offenbar deutscher Siedler. Entstanden ist es vermutlich zwischen 1190 und 1230. (Zum Vergleich: Görlitz wurde 1071 erstmals urkundlich erwähnt).
Hennersdorf liegt am „Hennersdorfer Wasser“, ein Flüsslein, welches hier in die Neiße fließt. Seinen Ursprung hat das Flüsslein 3 Dörfer weiter vorn. Sie reihen sich an den Wasserlauf, wie wir das auch vom Schöpstal her kennen. Und auch die große Anzahl 3- und 4 Seitenhöfe erinnern sehr an Girbigsdorf oder Kunnersdorf.
Besitzfolgen
Da ist es wieder, das Dörfer-Monopoly der reichen Görlitzer Ratsherren und Kaufleute:
1486 hatte der Bürgermeister Georg Emmerich das Gut erworben.
1507 erbt es die Emmerich Tochter Katharina.
1533 geht es an den Emmrich Schwiegersohn Sebastian Schütz, der mit der anderen Emmrich-Tochter Dorothea verheiratet war.
Er gibt es weiter an seinen Schwager, Hans Hoffmann.
1608 erhält es ein Heinrich Ritter, der mit Anna Hoffmann, die Schwester von Hans Hoffmann, verheiratet ist.
Dieser Heinrich Ritter war Görlitzer Kaufmann und wurde 1616 mit dem Prädikat „von Hennerdorf“ geadelt. Heinrich war es auch, der 1611 einen alten Bau mit einem Neubau ersetze. Es könnte die heutige Ruine sein. Es gab mal eine lateinische Inschrift, die darauf hindeutete („ano chr mdcxi“ = erbaut 1611). Außerdem war es in Sgraffito-Dekoration gestaltet. Sämtliche Wandflächen waren mit einer schwarz-weißen Diamantquaderung überzogen, die um 1620 schwer in Mode war. Zum Vergleich ein Bild vom Schloss Ober-Neundorf. Dort ist die Sgraffito-Deko das Non Plus Ultra und der ultimative Hit, seit ihrer Entdeckung. Alles wird für ihren Erhalt getan.
Die Erben von Heinrich von Hennersdorf verkaufen es dann.
1723 macht die Stadt Görlitz von ihrem Vorkaufsrecht gebraucht und so gelangte das Schloss in Stadtbesitz und bleib dort auch bis 1945.
Im Schloss war seit dem 19. Jhd eine Gastwirtschaft untergebracht und eine Käserei. Der Rittersaal in der Schlossschenke war beliebtes Ausflugsziel. Auch viele Vereine verlebten hier fröhliche Stunden.
Berühmte Bewohner waren 1706 der Polenkönig Stanislaus Leszczynski und 1813 der Großfürst Konstantin von Russland.
Zu historischen Fotos dieses wunderschönen Schlosses.
Hennerdorf war IMMER Teil der Görlitzer Stadt Geschichte!
Das Drama heute
Bis 1958 war das Schloss noch bewohnt. Das heißt, es war vollkommen intakt. Aber es wurde nichts für seinen Erhalt getan. Dann brachen wohl die Dächer und Geschossdecken ein und die Giebel stürzen herunter. Inzwischen sind nahezu alle Nebengelasse verschwunden. Das Objekt ist in Privatbesitz, die Eigentümerin hat aber kein Geld für die Sicherung (Stand 2011). Reinhard meldet, dass man es derzeit für 125.000 Zloty (28.105,63 Euro) kaufen kann, siehe. (Stand: 14.6.2020)
Wie es sich darbietet, wenn man die Auffahrt hinauf kommt.
Am Giebel oben sind so Kringel, die nennen sich Voluten.
Die Fenster hatten/haben Sandstein-Einfassungen.
Der Eingangsbereich mit historischem Gewölbe.
Macht vorsichtig. Es ist alles zugemüllt und unterkellert.
Der Blick im Turm nach oben. Das war der Wendelstein. So heißen Wendeltreppen in Türmen. Das Schloss hatte 3 Etagen. Das sieht man schön im Wendelstein, wo es jeweils abging auf die Etagen. Der Turm selber überragte das Gebäude. Letzter Aufstieg war rauf, um aus vielen Fenstern zu gucken. Der Turm hatte eine „welsche Haube“ (rund).
Hier der Saal im Erdgeschoss.
Der Gibel von der Innenseite lässt noch die Etagen erkennen.
Hier nochmal von Außen (Parkseite). Giebel, Voluten, Wendelstein, Turmfensterchen für den Ausguck. Es könnte so schön sein…
Im Schloss heute: Gartenparty.
Nochmal Parkseite.
In dieser Richtung schließt sich der Quarzit Felsen an. Vor lauter (historisch mächtiger) Bäume sieht man um diese Jahreszeit aber nichts, wenn man raufklettert.
Ebenso ist es momentan kaum möglich, zum Felsenkeller zu gelangen, der sich auf der Rückseite des Felsens befindet. Auch die Nebengelasse, die auf der anderen Schlossseite (hin zum Fluss) noch da sind/waren, verschwinden momentan völlig in der grünen Hölle.
Bewohnt ist noch ein Fachwerkhaus (Nr 54) in der Auffahrt zum Schloss.
Im weiteren Verlauf kommen noch 4 Privathäuser und ein großer Dreiseitenhof, bevor man vor dem Viadukt von Hennersdorf steht (Bahnstrecke nach Kohlfurt, heute Węgliniec).
Im Winterhalbjahr, wenn die Bäume den Blick frei geben, kann man die Ruine von Schloss Hennersdorf von Königshufen aus sehen. Zu den Koordinaten.
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