Reaktionen auf die Statue zum Gedenken an Ulf Grossmann

Erinnerungsort Ulf Grossmann der Gehende
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Am 13.4.2023 wurde die Statue zum Gedenken an Ulf Großmann an der Hotherstraße eingeweiht. Im Anschluss veröffentlichte der OB Fotos der feierlichen Einweihung. Herausstechend war ein Foto der neuen Figur, die sich nun im Stadtbild von Görlitz befindet. Diese habe ich geteilt und damit der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Reaktionen entsprachen zu 97% meinem eigenem Empfinden. Hässlich, verstörend, abstoßend. Etwas, was so niemand für Ulf Großmann möchte. Hier die Kommentare, damit es nicht eines Tages heißt, alle fanden es gut. NEIN!

Kommentare nach 24 Stunden

(Unter den Kommentaren geht es nochmal interessant weiter, wer sie nicht alle einzeln lesen möchte, bitte drüber weg scrollen.)

Der erste Schritt in die Tiefe – Organisatorische Hintergründe

Da mehrfach die Frage kam, wer das zu verantworten hat und was das wohl wieder gekostet hat, habe ich mich auf die Suche im Rats-Informations-System der Stadt gemacht. Mit folgenden Infos bin ich daraus wieder aufgetaucht – und auch dazu gab es Kommentare.

Wie ist es zu dieser Gedenkfigur für Ulf Grossmann gekommen?

1. Die Familie hat exakt diese Figur ausgesucht.

2. Der Stadtrat war bei der Abstimmung mit 34 Personen anwesend und hat 34x mit „ja“ gestimmt, um grundsätzlich einen Gedenkort zu schaffen. So funktioniert Demokratie: Die vom Volk gewählten Vertreter (Stadträte) haben es so gewollt.

Als die Kosten und Bilder vorgelegt wurden, wie es werden soll, waren erneut 34 Stadträte anwesend und 33 stimmten mit „ja“. Es gab lediglich eine Enthaltung. Das machts jedoch am Ende nicht mehr besser.

Im Anschluss kam die Kostenexplosion.

3. Die Kosten lagen zunächst niedriger, stiegen aber (wie immer) nochmals auf 114.500 Euro. Davon finanzierte die Kulturstiftung des Freistaat Sachsen 29.500 Euro, 30.000 kamen von einer Privatspende. Weitere 30.000 waren in Aussicht gestellt. 25.000 blieben an Stadt Görlitz kleben.

4. Ich kann den Stadträten jetzt nur die Hintertür aufmachen, dass die von der Familie gewählte Figur in der Vorlage lediglich von der Seite zu sehen war – und da zwar abgemagert, aber nicht vollenz grauenvoll wirkte.

5. All dies ist öffentlich geschehen und auch jetzt noch nachvollziehbar im Rats-Informations-System der Stadt Görlitz. (Auf der Webseite unter „Meine Stadt“ – dann „Stadtrat und Sitzungen“. Dort rechts unten zu „Bürger Rats und Informationssystem„. Dann im Menu (links oben) auf „Rechere“. Dort „Erinnerungsort“ eingeben – und ab da SELBER lesen.)

Kommentare dazu

Nun wurde ein erstes Mal Hintergrundbewusstsein erzeugt: Aha, die Familie wollte das so! Aha, die Kosten waren extrem für ein Gedenkort. Wir schauen, ob das etwas in der Haltung der Bevölkerung ändert:

Zur Vorlage, die den Stadträten zur Verfügung stand (bildliche Darstellung der Figur) kam noch:

Zur Kostenexplosion kam:

Resümee

Ich danke allen, die ihren ersten Impuls mitgeteilt haben. Das erleben wir in dieser Reinform sehr selten, denn oft war einer vorher da und hat schon eine Begründung geliefert und eine Weltsicht geformt. Ich will erklären, was ich meine und hoffe es können mir viele folgen auf diese Meta-Ebene:

Der erste Impuls ist normalerweise überlebenswichtig: Flucht oder Angriff.
Auf unsere heutige Welt übertragen könnte man sagen: Reinbeißen oder nicht – und vielleicht Magenkrämpfe und Durchfall riskieren. Jemand mögen oder nicht – und schlimmstenfalls in die völlig falschen Kreise geraten. Gefahr erkennen und wegrennen – oder eben in Schwierigkeiten geraten.
Schon immer hat der ersten Impuls, das erste Gefühl, die Intuition, die Weichen gestellt.

Nun leben wir also in einer Welt, in der jeder um unser Bewusstsein bemüht ist. Gebildete Zungen behaupten sogar, der Dritte Weltkrieg findet nicht mehr mit Waffen statt, sondern ist ein Kampf um unser Bewusstsein. Und wie sehr da gekämpft wird, erleben wir in der Filmindustrie, in der Musikindustrie, in der Werbebranche, in der Pharmaindustrie, in der Politik, in der Religion, eigentlich überall. Es ist offenbar nicht egal, wie wir die Welt sehen. Viele spüren den engen Meinungskorridor, der gern erzeugt wird!

Wir werden mit Informationen ausgestopft, die häufig gegen unseren ersten Impuls laufen, und plötzlich ist der unerprobte Impfstoff also nur zu unserem Besten. Alte Menschen einsam im Altenheim sterben lassen ist zu deren Schutz. Frieren ist für das Klima. Wenn ein Mann seine Frau schlägt, dann tut er das doch eigentlich nur aus Liebe. Und wenn jemand sein Kind nicht erzieht, dann ist dass doch nur zum Besten. Genau daran krankt massiv unsere Gesellschaft, weil wir uns unser Bewusstsein formen lassen – und nicht selbst bestimmen, wer da formen darf und was wir hinein lassen!

Deswegen ist der erste, EIGENE Impuls so wichtig!!!

Mit jeder Erklärung die uns jemand liefert, muss man auf sein Bewusstsein aufpassen. (Gern auch hier bei meiner Erklärung, aber vielleicht erscheint es jemand logisch). In diesem Moment wird Weltsicht „gebastelt“. Das ist nicht in jedem Fall schlecht. Wenn wir den Elisabethplatz abholzen, damit nicht weiter morsche Äste die Bevölkerung gefährden und dafür 46 neue Bäume pflanzen mit einem ausgeklügelten Bewässerungssystem, dann ist die gelieferte Begründung durchaus nachvollziehbar. Der erste Impuls darf deswegen dennoch sein, dass es schade um jeden alten Baum war. Wenn aus dem ersten Impuls erwächst, dass man sich an Baumpflanzungen beteiligt, ist das doch gut gelenkte Energie.

Das passende Märchen: Des Kaisers neue Kleider

Darauf komm ich immer gern zurück. Die Kurzfassung: Ein Kaiser will neue Kleider. Zwei Halunken verkaufen ihm „Nichts“ als den neuesten Schrei. Mit glühenden Worten wird das „Nichts“ dem Publikum vorgestellt, dass zu brav erzogen ist, um einem Kaiser zu wiedersprechen. Einzig ein Kind, das völlig OHNE ANGST ist, wagt zu sagen: „Aber der Kaiser ist doch nackt!“ Und erst damit fassen die Erwachsenen Mut und sagen selbst, was ihr erster Impuls war und der augenscheinlichen Wahrheit entspricht.
(Märchen online lesen hier)

Bewusstsein festhalten – jetzt kommt die Erklärung zum Denkmal

Schauen wir also, was sich zu der „hässlichen“ Figur auf der Hotherstraße finden lässt: Und beobachtet Euer Bewusstsein. Ändert es sich jetzt? Und wollt ihr das?

Link über diese Figur vom Künstler.

Der ungetrübte erste Eindruck…

… Es wird nicht immer jemand da sein, der diese Skulptur erklärt. Es wird auch nicht jeder wissen, wer Ulf Großmann war, nicht jeder wird die Erklärtafeln lesen. Im Grunde haben wir miteinander erlebt, wie jeder „Unwissende“ künftig auf das Denkmal reagieren wird. Und das war wichtig für unser Stadtbewusstsein.

Hat Herr Großmann es nochmal geschafft…

… uns in ein Gespräch über Kunst zu bringen. Emotionen zu erzeugen. Sich selbst im Angesicht einer abgemagerten Gestalt zu reflektieren. Andere Meinungen auszuhalten. In sich zu lauschen.

Wichtiger aber ist, aus jedem Thema auch wieder rauszukommen. Ein Aufreger ist die Figur tatsächlich nicht. Ich war gerade die Fotos für diesen Beitrag holen. Ich kann sagen: Sie guckt sich weg und stört auch nicht. Sie ist nämlich ziemlich klein. Mein Fazit: Dann doch lieber ein Eis vom „Eisstern“ schlecken und fröhlich sein.


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