Optische Illusionen in der Görlitzer Altstadt

Petersstrasse-6-Goerlitz-Fassade
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Die Petersstraße bietet zwei Fassaden, wo ich gern mit Gästen mal genauer gucke und sie zum staunen bringe. Da muss man schon genauer hinsehen, um die Schummelei zu durchschauen.

Petersstraße 1

Wenn man sich diese Fassade vom Bordstein gegenüber anguckt, ist erstmal nichts besonderes. Grau, Streifen die Vierecke bilden. Erstmal nichts Auffälliges.

Betrachtet man die Fassade von der Seite, dann sieht sie aus, als hätte sie einen Totalschaden erlitten. Alles völlig verbeult.

Die Erklärung versteckt sich in der Geschichte:

Das Problem
Einst galt man als reich, wenn man sich ein Haus aus Stein leisten konnte. Daher auch der Ausspruch „steinreich“. Wer also konnte, der baute aus Stein. Gern verwendet wurde Grauwacke. Diese Steine konnte man jedoch nicht behauen, sodass man sie so verbauen musste, wie sie beim Abbau entstanden. Beim einfachen verputzen entstanden völlig schiefe Fassaden.

Die Lösung
Damit das nicht so deutlich zu sehen war, wurden sie grau gestrichen. Das nahm die Schattenwirkung aus der Fassade und ließ sie gerade wirken. Grau ist also keineswegs zufällig die Farbe unserer Häuser. Dann wurden noch die Deko-Streifen aufgebracht, welche die Fassade
1. zusätzlich gerade wirken ließen und
2. nochmals optisch klar stellten, das hier tatsächlich mit Steinen gebaut wurde und der Hausherr steinreich war. Ob die krumme Hütte tatsächlich die Nachbarn beeindruckt hat, ist nicht überliefert.

😉

(Ein Beitrag vom 3.1.2015, 173 Likes und 125 in der Wiederholung vom 4.1.2023)

Eure schönen Kommentare

Es gibt immer seltener schöne Kommentare. Wir scheinen es verlernt zu haben, dankbar zu sein und uns zu freuen. Deswegen konserviere ich gern Kommentare von 2015, als es alle noch konnten:
„Tolle Information“
„Danke, wieder was gelernt 🙂

„Tolle Info habe ich bis eben nicht gewusst“
„Ich liebe es trotzdem. Mein Liebling in Görlitz!“
„verrückt 🙂 wieder was dazu gelernt.“

„Sehr interessant und Danke für die Wissensvermittlung!“
„In dem Haus Nr. 1 wohnte meine Oma und Tante mit Familie, bin ich immer ein und ausgegangen“


„Sehr interessant, wieder was gelernt.“
„Danke für die Info ,“Gewusst wie“! Man muss sich nur zu helfen wissen, damals wie heutzutage auch.“
„Das mit dem krum und bucklig kenn ich auch in alten Häusern. Oft sind Räume unterschiedlich hoch, weil früher eben Material verbaut wurde was eben da war.“

Petersstraße 6

Eine weitere Fassaden-Besonderheit ist zum Bsp die Petersstraße Nr 6. Beim flüchtigen betrachten fällt nichts weiter auf. Unten quer verputzt. Dazu ein hübsches Portal und ab dem ersten Stock nette Verzierungen. Denkste!

Betrachtet man die Fassade aus nächster Nähe fällt auf: Das ist ja gar nicht verputzt. Das ist alles angemalt. Perfekte Illusion. Der Hintergrund: Anmalen war ganz lange billiger als verputzen. Wer also ein „reich“ wirkendes Haus haben wollte, aber nicht die nötigen Mittel dazu besaß, ließ eine Illusion anmalen. Selbst im Barock war das noch eine preiswerte Angelegenheit.

Heute stellt es eine Herausforderung da, jeden Farbton wieder Detail getreu zu rekonstruieren. Da wäre es manchmal einfacher, es einfach in Querstreifen zu verputzen. Also Augen auf beim nächsten Spaziergang. Nicht jeder Querstreifen ist plastisch, auch wenn es so aussieht.
(Ein Beitrag vom 4.1.2015, 92 Likes)


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