Moys Ujazd bei Görlitz Zgorzelec – Teil 2

Winterfeldtkaserne Moys
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Im ersten Teil zum Görlitzer Ortsteil Moys ging es um Bahnhof, Wasserturm, Kirche und Industriestandorte, sowie Eingemeindung und Anbindung ans Straßenbahnnetz und ein paar hübsche Häuschen. Alles aus einem Zeitfenster ab 1847 – 1945. Siehe hier.
Heute soll es um drei dunkelfinstere Kapitel von Moys gehen: Die große Schlacht um Moys, die Winterfeldkaserne, das Stalag VIII A und auch die zurück gebliebenen deutschen Gräber. Dazu Hinweise für eure Ahnenforschung. Es geht nun um die Jahre 1757 – 1945.

Die Schlacht von Moys

Es war einmal der Siebenjährige Krieg von 1756 bis 1763. Görlitz hat sich irgendwie „versteckt“ und wurde glücklicherweise nicht zum Schlachtfeld. Aber in Moys standen sich die Truppen gegenüber: Preußen (13.000 Mann) gegen Österreich (20.000 Mann). Das war am 7. September 1757.

In der folgenden Karte geht senkrecht die Neiße mit (klein) Görlitz dran.
Von der Mitte (unten) nach links zur Neiße fließt das Rothwasser. Und da, wo die schwarze Zickzacklinie ist, hats gekracht.

Autor: „Collection de quarante deux planes de batailles, sieges et affaires les plus memorables de la guerre de sept ans… par J.F. Roesch, Franckfurt/Main, Jean Chretien Jaeger 1790.“

Es gab herbe Verluste: Preußen = 1.500 Tote, Österreich = 1.800 Tote. Wir haben dafür kein Friedhof und keine Gedenkstätte. Knapp 270 Jahre her und schon wieder vergessen. Ich hoffe immer, dass die Menschheit irgendwann versteht, dass es ne ganz doofe Idee ist, sich gegenseitig abzumurxen.
Das Ganze war jedenfalls am Jäckelsberg (auch Holzberg genannt) und das ist dieser Huckel an der (heutigen) Rothwasser-Lagune. (Da war 1757 kein gestauter See!)

Rothwasser-neuer-Park

Generalleutnant Hans Karl von Winterfeldt
Bekannt aus der „Schlacht von Moys“ ist eigentlich der Name Winterfeldt. Eben jener Generalleutnant der Preußen wurde schwer verletzt (Säbelhieb zwischen linker Schulter und Halsansatz) und nach Görlitz auf den Obermarkt 8 gebracht (da ist heute „Zuckerwerk und Rebensaft“). Einen Tag später jedoch verstarb er. Das war am 8. September 1757. Am Jäckelsberg stand mal das Winterfeldt Denkmal. (historische Fotos hier). Dass war an der Weggabelung Raymonta / Widok. Das wir uns nicht erinnern, ist nicht verwunderlich. Denkmal weg, Landesgrenze dazwischen!

Aber das Vergessen geht noch weiter…

Die Winterfeldtkaserne

Görlitz war mal Militärstandort. Das sagen wir wie eine Floskel, ohne hineinzuspüren, was das bedeutet. Und es ist für die Bewohner der Weststadt auch schwer fühlbar, denn das aller meiste „Militärgedöns“ fand in der Oststadt statt. Dort stapeln sich die Kasernen: Neue Kaserne, Kleistkaserne, besagte Winterfeldtkaserne, Stationierung 6.000 griechischer Soldaten. Auf der Westseite haben wir die Jägerkaserne, die wir lieber mit der Stadtverwaltung in Verbindung, als mit Kriegsführung. Dazu die 9. Oberschule, das heutige Labor, aber eigentlich ein Lazarett.

Ich konnte mich noch nicht dazu durchringen, zur „Görlitz als Militärstadt“ einen Beitrag zu machen. Aber „Görlitz auf Ansichtskarten“ hat das wesentliche zusammengetragen, hier.

Besagte Winterfeldkaserne ist recht weit im Süden von Moys. Die Anlage ist imposant. Es gibt noch die Einfahrt, an der auch mal der Reichsadler und ein Hakenkreuz prankten (historische Fotos).

Dazu ein Pförtnerhäuschen. Erbaut wurde sie 1936. Hier war die „Beobachtungsabteilung 18“ untergebracht.

Inzwischen ist die Winterfeldtkaserne eine Wohngegend.

2018 war das ehemalige Hauptquartiergebäude noch eine Ruine.

Ein Teil des Kasernenbaus ist heute eine Schule.

Ort: ul. Orzeszkowej Elizy

Stalag VIII A

Und es geht noch tiefer hinein in das Thema Krieg und sinnloses morden.
Bis 1945 befanden sich etwa 120.000 Kriegsgefangene im Stalag VIII A ganz im Süden von Moys. „Stalag“ heißt „Stammlager für kriegsgefangene Mannschaften und Unteroffiziere“. Die Gefangenen mussten Strafarbeit im gesamten Stadtgebiet von Görlitz leisten. Offenbar auch Herstellung von Kriegsgerät in unterirdischen Fabriken (siehe hier). Das tägliche sterben war an der Tagesordnung.

Seit Jahren ist der Meetingpoint Memory Messiaen e.V. dran an der Aufarbeitungen der Geschehnisse.
Jedes Jahr finden im Januar die Messiaen Tage statt mit der Aufführung eines Musikstückes, dass im Stalag VIII A entstand. Hier geht es zu meinem Hauptartikel zu diesem wirklich finsteren Kapitel Görlitzer Geschichte.

Unsere lieben Moyser Toten

Wo 2.752 Görlitzer ab 1929 lebten, da brauchte es auch einen Friedhof. Nach der Grenzziehung verblieben auch die Gräber der deutschen Vorfahren an Ort und Stelle. Inzwischen hat man sie gesichert und ihnen eine extra Ecke zugedacht auf dem Friedhof, der ansonsten bis heute benutzt wird.

Eine Tafel besagt: „Der Gedenkort erinnert an Menschen deutscher Herkunft, die an diesem Ort vor 1945 begraben wurden“.

Ort: Der Friedhof befindet sich auf der ehem Leopoldshavner Str., heute Ulica Cmentarna, eine Schnellstraße mit Schallschutzwänden und vielen LKWs.

Vorfahren finden

Friedhöfe sind eine Möglichkeit, eigene Vorfahren wieder zu finden.
Eine zweite sind die alten Adressbücher. Görlitz ist in der glücklichen Lage, dass wir die Adressbücher von 1850 – 1950 digital haben. Unter diesem Link die Stadt eingeben und den Namen. Die Treffer führen automatisch an die richtige Stelle im Adressbuch.
Die dritte Möglichkeit, sind die Register der Stadt Görlitz für Geburten, Eheschließung und Sterbefälle. Auch hier wird man definitiv fündig, wenn man Moyser Vorfahren sucht. Hier ist der Link.

Eventuell fehlt dann noch ein alter Stadtplan mit den alten Straßennahmen. Den findet ihr hier (1930).
Und als letztes braucht es noch die Liste, wie die ehemaligen Straßennamen von Görlitz auf der Ostseite heute heißen. Das steht hier.
Das aller wichtigste aber sind die Geschichten und Erinnerungen der noch Lebenden!

Damit ist euch sämtliches Handwerkszeug geben, um die Ahnenforschung in Moys zu starten. 🙏


Hier unter dem Beitrag sind so bunte Symbole. Damit könnt ihr den Beitrag an Freunde teilen über Whatsapp, Instagram, Twitter, per eMail etc. Probierts mal aus!


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