Die Kalender füllen sich mit Halloween-Veranstaltungen. Aber was feiern wir da eigentlich? Irgendwas mit Kürbis. Irgendwas mit erschrecken. Je mehr sich einer gruselt oder ihm die Knochen vor Schreck schlottern, desto lustiger soll es sein. Irgendwas mit einer Drohung „Süßes sonst Saures“, die wir schon unseren Kindern beibringen. Und das Ganze in der Optik von Tot, Untot, zerfleischt und krank. Aha!
Schrabbel in orange-schwarz
Bin ich jetzt der Spielverderber mit meiner Bewusstseinskeule? Der viel größere Spielverderber dürfte die Industrie sein, die ein Loch in den Geldbörsen der Menschen hinterlässt für Schrabbel in orange und schwarz – am Besten aus dem 1-Euro-Laden.
Dallerei Made in USA
Nein, ich feiere nicht! Ich bin froh, dass ich gesund bin und auch so aussehe. Bin froh, wenn ich mich nicht erschrecken muss und wenn ich nicht bedroht werde. Falls ich mich verkleiden will, wäre Fasching eine Option. Der gerät ins Hintertreffen neben der neusten „Dallerei“ Made by USA, die erst seit den 90ern in ihrer jetzigen Form umher „geistert“.
Kürbis gern als Suppe oder Figuren
Als ich etwas mit Kürbissen zu tun haben wollte, bot sich in Ludwigsdorf das Kürbiswiegen, die Kürbisfiguren und so manches Kürbis-Süppchen in den letzten Wochen an. Im Oktober feiern konnte man prima bei verschiedenen Ernte Dank Festen. Die selbst gebackenen Kuchen der Dorffrauen waren ein Schmaus. Ernte Dank ist älter und uns historisch vertrauter, wie dieses Halloween in seiner neu-mod´schen Form.
All Hallows Eve und Allerheiligen
Das alte Halloween kommt aus dem irisch/keltischen. Das ist auch nicht gerade unser Kulturkreis. Es hieß einst „All Hallows’ Eve“ (aller Geheiligten Vorabend) und war der Abend vor Allerheiligen (1.11). Das nun wieder ist Christlich und dient dem Gedenken aller Heiligen und dem Schmücken der Gräber der Verstorbenen. Dieses christliche Fest landete nicht zufällig auf dem 1. November. Geht man geschichtlich noch weiter zurück, kommt man beim keltisch/haidnischen Fest „Samhain“ raus. Ab hier wird es spannend, denn das sind unsere Wurzeln. Unsere fast ausgelöschten Wurzeln…
Samhain
Samhain war das Fest zum Ende des Sommers, zu dem das Vieh in die Ställe getrieben wurde. Man ging davon aus, dass zur beginnenden Winterzeit auch die Seelen der Ahnen zurück in die Häuser kehren – etwas ganz Erfreuliches! Damit nicht böse Geister mit den Seelen der Ahnen ins Haus zogen, verkleidete man sich – um sie zu irritieren. Und auf den Hügeln brannten große Feuer – Freudenfeuer für die reiche Ernte. Weil die Schleier zu den Anderswelten in den 3 Nächten vor dem 1.11. besonders dünn sein sollen, bemühte man die Wahrsagerei. Vor allem, um etwas über den bevorstehenden Winter zu erfahren und in Liebesangelegenheiten – damit ging es um überlebenswichtige Dinge in der damaligen Zeit.
Das alte Brauchtum wurde zunächst von der Kirche modifiziert und von dem aktuellen Halloween-Hype der letzten Jahre völlig verdreht. Im Ursprung ist es überhaupt nicht gruselig oder hässlich.
Bewusstsein fetzt!
Ich werde die Welt nicht ändern, wenn ich an unsere Wurzeln erinnere. Wenn ich differenziere zwischen kommerziellen Unsinn sowie der Verdrehung von historischen Tatsachen. Wer will, soll sich gruseln, sich in Drohungen üben und bedrohen lassen und dabei aussehen, wie der Tod auf Latschen. Die Veranstaltungskalender sind voll. Aber ein bisschen Bewusstsein hat noch nie geschadet…
Ein Beitrag vom 25.10.2015 – unverändert aktuell
Buchtipp
Wer zurück zu den historischen Wurzeln will und zur tiefen Bedeutung der Jahreskreisfeste, dem möchte ich das Buch „Die Reise durch den Jahreskreis“ empfehlen. Dieses Buch wird von vielen Frauenrunden in der Oberlausitz als Basis und Ideengeber ihrer Feste zu Rate gezogen.
Eure schönen Kommentare
„ Am 1. November feiert die katholische Kirche Allerheiligen, am 2. November Allerseelen. Da gedenken wir unserer verstorbenen Angehörigen und Freunde. Wir schmücken ihre Gräber, stellen Blumen darauf und zünden Kerzen oder Öllichte an. In typischer Übertreibung wurde in Amerika Halloween daraus gemacht, mit all den merkwürdigen Sitten und Gebräuchen, die christliches Brauchtum mit Voodoo und anderen heidnischen Ritualen vermischen. Ob das nun unbedingt ein notwendiger Import war? „
> „Der Brauch an Halloween stammt von Auswandern aus Irland in die USA.“
> “ Weiß schon. Und von dort ist es rüber geschwappt nach Deutschland. So wie der Coca-Cola- Weihnachtsmann, der ursprünglich ja mal unser Nikolaus war. „
“ Wunderbar geschrieben und erklärt. Mir ist ein schönes Erntedankfest mit allerlei Kürbisse auch lieber als Halloween. „
“ Danke für diese tolle, zum Nachdenken anregende Erläuterung. „
“ Danke für diese schöne Erklärung! „
“ Wir haben auch nichts mit Halloween am “Hut”… für uns ist Reformationstag „
“ Die Slawen feierten an diesem Tag „Dziady“. Man glaubte, dass die Seelen der Verstorbenen zurück kehren und die Lebenden heimsuchen wollen, daher haben die Slawen Masken z.B. aus Holz hergestellt, mit grauenhaften Fratzen, um wie die Toten auszusehen. Dies diente dazu, dass die Seelen sie nicht als Lebende erkennen sollten und sie in Ruhe ließen. „
“ Kommerz „
“ Danke für diese interessante Info „
„ Karneval im Oktober „
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