Görlitz stellte am 9.2.1956 mit minus 30.8 Grad seinen persönlichen Kälterekord auf. Eisig? Könn wa! Nennt sich bei uns Kontinentalklima und kommt dann aus Osten.
Wetteraufzeichnung in Görlitz
Auf die Geschichte gebracht hat mich ja Herr Kachelmann. Seine Wetterkarten beginnen 1832 mit einer ersten Messstation in Jena. Ab 1869 ist Görlitz abrufbar. Wetter wird natürlich schon über die letzten 1.000 Jahre in Sachsen beobachtet und sehr detailiert geschildert. Das habe ich bereits hier aufgeführt. Und auch die Görlitzer der „jüngeren Geschichte“ machten sehr gründliche Wetteraufzeichnungen.
Der Erste, an den man sich heute noch erinnert, war Josef Theodor Hertel, ein Oberlehrer am Gymnasium. Er hielt am Demianiplatz das Wetter ab 1836 in Tabellen fest. 1848 schickte er seine Daten an das Preußische Meteorologische Institut, als dieses gegründet wurde. Dies war der offizielle Startpunkt der Görlitzer Wetterdaten.
Nach Herrn Hertel führte ab 1861 der Apotheker Dr. Reinhard Peck die Messungen fort. Es folgte ab 1887 der Naturforscher Louis Hüttig. Ab 1931 übernahm eine berufliche Wetterstation am Flugplatz.
Das Besondere jedoch ist: Obwohl wir also seit fast 190 Jahren in Görlitz das Wetter messen, soll im Winter 1956 der persönliche Minus-Rekord der Stadt aufgestellt worden sein. Damit rangiert Görlitz sogar auf den vorderen Plätzen deutschlandweit.
Eisig von Mitte Januar bis Ende Februar 1956
Ich habe mir aus Spaß mal die Gesamtwetterlage des besagten eisigen Winters für Görlitz angeguckt. Sieben eisige Wochen sind im Kachelmann-Archiv zu finden. Es begann am 17.1.1956 mit 0,2 Grad, einem Dienstag. Am Donnerstag setzten die ersten Minusgrade dieser Eiswochen ein mit -0,7 Grad. Es hüpfte noch ein paar Tage um die Null-Grad-Grenze (schwarze Linie). Dann ging es bis 29.2.1956 unter Null Grad. (1956 war ein Schaltjahr).
Es waren nicht einfach nur minus 5 Grad oder mal minus 7 Grad, was wir heute immer noch schaffen. Es ging runter bis minus 30,8 Grad. Und das auch nicht nur wenige Tage. Wochenlang kamen die Temperaturen kaum über minus 10 Grad.
Vorstellen will man sich das heute nicht mehr bei den aktuellen Preisen für Gas, Kohlen, Holz und wackeligem Strom aus Solar und Windkraft. Unsere Altvorderen jedoch haben auch das gemeistert. Vielleicht, weil unter anderem bis 1996 in den Wintern noch 28 Kachelöfen in den Schulräumen zu befeuern waren.
Verbriefte Kältewelle
Was war 1956 los?
Das Internet erinnert sich heute an diese Kältewelle als Erscheinung in ganz Europa. Über Skandinavien lag ein Hochdruckgebiet. Über Südosteuropa, genauer über Italien und der Ukraine, ein Tief. Und dazwischen strömte wochenlang sibirische Luft nach Mitteleuropa bis nach Frankreich. Diese Wetterlage blieb Wochenlang bestehen und verlagerte sich nur wenig.
Schnee gab es in der Zeit kaum, zumindest bei uns. Jedoch in Vorpommern sorgte der Lake-Effekt für starken Schneefall von der deutsch-polnischen Ostsee her. Fast alle großen Flüsse in Deutschland froren zu. Auf dem Rhein bei Bingen kam es zu Eisstau.
Falls jemand die knapp Minus 31 Grad mal sehen will auf einer Wetterkarte, hier sind sie.
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