Ich bin dem gelben Muschelsymbol mal hinterher, Richtung Westen. 3 Stunden war ich unterwegs bis Königshain mit dem Fahrrad und mit Fotopausen. Zu Fuß ist es 4-5 Stunden von Görlitz bis zur Hochsteinbaude. Im Blick hatte ich dabei immer die gelbe Muschel, so, wie sich ein echter Pilger zurechtfinden müsste. Hier die Bilderserie. Auf jedem Bild ist die gelbe Muschel. Es ist also die Perspektive, wie ein Pilgerer Stadt und Umland erlebt.
Görlitz
Diese gelbe Muschel lotzt mich nun für ca. 3 Stunden…
Erster Eindruck, wenn man auf dem Jakobsweg aus Osten (Kiew) nach Görlitz kommt.
Hoch über der Stadt prangt die Peterskirche mit dem Waidhaus. Davor die Neiße.
Nächster Orientierungspunkt… wir müssten reden! Über Stickering. Die gelbe Muschel ist kaum mehr zu erkennen – und tatsächlich auch wenig hilfreich an dieser Stelle.
Dann verschwindet die gelbe Muschel. An der Neißstraße ist nur noch „Via Regia“ ausgeschildert.
Auch weiter oben habe ich keine gelbe Muschel mehr gefunden. Das mag eine gute Idee sein, die Pilgerer erstmal in die Stadt zu führen auf Speiß und Trank. Dennoch erschloss sich mir wirklich nicht, wie sie sich zurück auf den Pilgerweg finden sollen? Ich erinnerte mich, dass ich die gelbe Muschel mal bei der Peterskirche gesehen hatte. Der Weg von Altstadtbrücke bis Peterskirche bleibt dem echten Pilgerer jedoch unausgeschildert verborgen.
Also, rauf zur Kirche, das ist richtig!
Da ist die gelbe Muschel wieder.
Von der Peterskirche über Nikolaistraße zum Nikolaiturm, weiter über den Nikolaigraben in die Nikolaivorstadt, das ist in etwa Deckungsgleich mit der Prozession, die wir in Görlitz zu Karfreitag feiern. In 7 Stationen wird dabei der Leidensweg Christi mit dem Kreuz nachgespielt – in 1.000 Schritten und in einer Landschaft, die der Bibel gleicht bis hin zum Heiligen Grab. Natürlich nimmt der Pilgerweg diesen Weg.
Deswegen: Wieder den Berg hinab durch die Nikolaistraße.
Drüben in der Nikolaivorstadt geht die Karfreitag-Prozession links durch die Lunitz. Der Jakobsweg jedoch führt durch die Bogstraße in den Steinweg. Das macht Sinn! Der Steinweg ist der erste/älteste gepflasterte Weg in Görlitz – und schon immer die Verbindung nach Westen aus der Stadt raus.
Weiter durch den Steinweg. Er gehört zu den malerischsten Straßen von Görlitz.
Dann weiter in den Obersteinweg…
… und die Lunitz.
Und dann muss es unweigerlich für alle Pilgerer zum „Heiligen Grab“ von Görlitz gehen. Wer gläubig pilgert, sollte einkehren. Das Görlitzer Heilige Grab ist ein Original-Nachbau und inzwischen originaler, als das Original.
Von nun an geht es die Heilige-Grab-Straße immer weiter gerade aus nach Westen.
Beim Klinikum weiter gerade aus in die Girbigsdorfer Straße.
Und immer weiter gerade aus bis zum Sportplatz.
Bis zu einer tricki Stelle, wo das gelbe Muschelsymbol plötzlich auf der anderen Straßenseite auftaucht. Hier muss man bisschen aufmerksam sein hinter der Bahnbrücke, an der Stadtgrenze.
Und nun gleich verlässt man die Stadt…
Ab jetzt wird es richtig richtig schön. Tschüss Görlitz! Hallo Ebersbach…
Von Görlitz nach Ebersbach
Einmal kurz begegnet man noch der lauten Zivilisation an der Umgehungsstraße. Das ist aber nach wenigen Metern überstanden hinter dieser Ampel.
Nun unter der Umgehungsstraße hindurch…
Und nun müssten wir reden!
Das gelbe Muschelsymbol führt die Pilgerer über die Kreisbahn, einen geteerten Radweg. Das mag nicht falsch sein, ABER: Die Kreisbahn (Zugstrecke) die hier mal fuhr, wurde 1903 errichtet, in den 90ern als solche zurück gebaut und ist seit 2009 ein Radweg.
Der Jakobsweg wird erstmals 1047 erwähnt. Das hat und hatte nie etwas mit der Kreisbahn zu tun. Wenn es also der alte Pfad sein soll, muss man hinter der Brücke rechts herum. Hier!
Es folgt der garantiert schönere landschaftliche Abschnitt durch eine alte Obstallee, wenn auch derzeit nicht ausgeschildert.
Ich finde, dafür pilgert man…
Wer lieber doch der Kreisbahn hinterher laufen will, muss an dieser Stelle rechts weg biegen. So ist es auch ausgeschildert.
Die Obstallee trifft nach ca 700 Metern wieder mit dem Weg zusammen, der mit gelber Muschel ausgeschildert wird.
Nochmal kurz genießen. Soviel Zeit muss sein.
Und so kommt man nach Ebersbach.
Ebersbach
Nicht zum Pfarrgrund, sondern weiter gerade aus.
Man merkt deutlich, dass man die Stadt verlassen hat und sich im Einflussbereich des Heimatvereins Schöpstal befindet. Es gibt eine hervorragende Ausschilderung mit zusätzlichen Infotafeln, ganz ohne Stickering. So macht das Spaß!
Blick zur Dorfkirche.
Einfach die Dorfstraße überqueren. Der Jakobsweg schlängelt sich durch den ältesten Dorfteil am Schöps (Fluss).
Görlitz kann sich eine dicke Scheibe von dieser hervorrangenden Beschilderung abschneiden. Immerhin: „Insgesamt pilgerten 178.912 Menschen aus der ganzen Welt im Jahr 2021 auf dem Jakobsweg“, weiß das Internet. Wie sind wir diesen Ortsfremden behilflich, sich zu orientieren?
Das Brücklein wurde ganz neu errichtet.
Als nächstes habe ich keinen eindeutigen Hinweis gefunden – wusste aber zum Glück, dass ich rechts herum nach Liebstein muss. Da kam dann auch eine alte Markierung an einer Laterne.
Und dann war ich nochmals ganz bezuckert von der Freundlichkeit des Heimatvereins für Pilgerer, bevor es zum Aufstieg nach Liebstein geht.
Tschüss Ebersbach, Hallo Liebstein!
Liebstein
Hier hat mich dieses Schild in die Irre geleitet und leider verführt, die geteerte Straße zu verlassen.
Entschädigt wurde ich mit toller Landschaft am Kapellenberg oberhalb von Kunnersdorf. Aber das war natürlich falsch. Bitte auf der Straße bis Liebstein bleiben.
Die Windräder am Horizont stehen an der Fichtenhöhe.
Also, Teerstraße bis Liebstein ist richtig. Dies muss der Blick zurück sein.
Liebstein
Da ist auch wieder die Muschel am Ortseingangsschild.
Das zweite Mal, dass ich das Gefühl hatte, jemand will Pilgerern eine echte Freude machen.
Im Grunde folgt man immer der Dorfstraße. Es ist gut ausgeschildert.
Aufpassen an dieser Kreuzung. Autofahrer nehmen die Kurve nach links. Pilgerer biegen scharf links weg – und sind damit weitestgehend aus dem Verkehr. Der Weg führt an Schloss Liebstein vorbei.
Und so kommt man an der Kreuzung raus, wo der Weg aus Königshain hoch kommt.
Und nun geht es weiter, irgendwo im nirgendwo am Limasberg, aus dessen Granit der Görlitzer Viadukt gebaut wurde.
Nach Königshain
Für dieses Schau-Ins-Land pilgert man.
Für diese Weite und das Nichts, in dem man sich selbst begegnet.
Auch hier wurde alles getan, damit sich der Pilgerer unterwegs findet und wohlfühlt. Dankeschön.
Gehen, vertrauen, genießen.
Und immer wieder taucht irgendwo die gelbe Muschel auf.
Königshain
An dieser Stelle wechselt die Landschaft und es würde im Wald weiter gehen (gerade aus). Mit Blick auf die Uhr, habe ich an dieser Stelle abgebrochen und bin über die Kreisbahn zurück (links rum). Zurück an der Altstadtbrücke von Görlitz hatte ich ca 25 km aufm Tacho.
Es folgen Königshain/der Hochstein sowie Arnsdorf-Hilbersdorf. Das guck ich mir gern ein anderes mal an – immer der gelben Muschel hinterher…
Teil 2: Königshain bis Arnsdorf
Hier gehts weiter auf dem Jakobsweg.
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