Jakobsweg von Arnsdorf bis Weißenberg

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Ich bin erneut dem gelben Muschelsymbol hinterher, Richtung Westen. 4 Stunden war ich dieses Mal unterwegs mit dem Fahrrad und allen möglichen Pausen. Der Pilgerführer sagt, diese Etappe sei 12 km, also gut 4 Stunden zu Fuß. Im Blick hatte ich dabei immer die gelbe Muschel, so, wie sich ein echter Pilger zurechtfinden müsste. Hier die Bilderserie. Auf (fast) jedem Bild ist die gelbe Muschel. Es ist also die Perspektive, wie ein Pilgerer den Weg erlebt.

Teil 1 und 2 ab Görlitz lesen

Hier ist der Rote Faden.
Görlitz – Königshain
Königshain – Arnsdorf

Eigentlich wollte ich ja gar nicht weiter…

… und damit beginnt Teil 3 direkt mit einem kleinen Pilgerwunder. Die Anreise bis Arnsdorf, dann den Jakobsweg bis Weißenberg, und dann alles wieder zurück war mir eigentlich zu weit erneut mit dem Fahrrad. Aber eine Freundin meinte, sie hätte ein Auto, wo die Räder reinpassen. Wenn ich nicht zwingend alleine pilgern wöllte, würde sie mich an den Start von Etappe 3 bringen und gern mitkommen. Es gibt sie – die kleinen Wunder.

Arnsdorf nach Heideberg

Wir beginnen an der Kirche in Arnsdorf, wo letztens meine Tour endete. Dort kommen auch direkt zwei Pilgerer mit Gitarre angelaufen und kehren in der Kirche ein. Schön mal welche zu sehen. Bisher war ich ja immer Mutterseelenallein auf der Strecke.

Es geht auch heute immer treu der Muschel hinterher. Die schickt am Mahnmal für die Gefallenen in Arnsdorf nach rechts. Und auch gleich wieder links.

Dann geht es an der Dorfkante entlang um ein Feld und gerade zu auf einen weiteren Zipfel Arnsdorf, bevor es die Straße nach Döbschütz wird.

Hätte mich vorher einer gefragt, wo Heideberg liegt oder ob das überhaupt noch Landkreis Görlitz ist, hätte ich achselzuckend googeln müssen. Dieses Pilgern bringt einem tatsächlich die Heimat näher…

Heideberg

Die Freundin sagt, komm ich zeig dir mal einen glasklaren, total blauen Steinbruch. Die Einheimischen baden da bis heute. Und so machen wir einen kleinen Schlenker für „Insider“.

Mich fasziniert der aktive Steinbruch neben an.

Dann gehts aber wieder brav der Muschel hinterher. Das nächste Hauptstraßenschild wirkt, wie in Tschechien geklaut und gar nicht ins genormte Deutschland gehörig. Herrlich, dass es noch soetwas krummes, wildes gibt in Heideberg.

Zwischendrin ein bisschen Orientierung. Das Tagesziel ist Buchholz und wenn wir dann noch Bock haben, weiter bis Weißenberg. Arnsdorf ist schon 1,2 km weggerutscht.

Döbschütz

Und so kommen wir nach Döbschütz. Meine Ortskenntnis hat mich spätestens in Arnsdorf verlassen. Alles heute ist „Neuland“. Richtiges pilgern sozusagen: Der Muschel vertrauen und sich auf alles einlassen.

Man fragt sich als Hobby-Pilgerer ja, wo bekommen die echten Pilgerer eigentlich ihre Schlafplätzer her oder abends eine warme Mahlzeit in den Bauch? Die Antwort ist der Pilgerführer, den jeder bei sich führt. Ein Büchlein, in dem alle möglichen Adressen (auch Unterkünfte) verzeichnet sind. Da ruft man vorher an, kündigt sich an und alles geht sein Gang. Dennoch ist es fetzig, wenn für die „Spontanis“ einfach mal ein Hinweis am Wegesrand steht.

Als nächstes ist die Muschel weg und ein anderes Schild will den Weg weisen, aber…

… Die Neugierde siegt, als wir diesen Scheunengiebel entdecken, das dazu gehörige Wasserschloss, einen historischen Brunnen, die ganze Gutshofanlage (mit Ferienwohnungen) und vor dem ältesten Schloss der Oberlausitz stehen!

Hier noch bisschen was zu lesen zum Schloss und zum Schöps. Hier ist es der Schwarze Schöps. Bei Görlitz fließt der Weiße Schöps. Man ist hier wirklich gefühlt „ganz wo anders“…

Melaune

Wir kommen aus dem Schlosspark raus und landen an einer Eisbude. Dass lässt sich ein Görlitzer Schleckermäulchen nicht 2x sagen und legt ein Päuschen ein. Zumal die Schaukeln haben für Erwachsene als Sitzmöbel!!!

Um uns rum waren zwei Frauen, die ebenfalls pilgerten. Wir haben uns bereits mit ihnen 2-3x überholt, weil wir mit den Fotopausen und Abstechern immer wieder bummelten. Diese zwei Frauen kommen und kommen nicht zur Eisbude.
Wir gucken also in der Karte, was da los ist und siehe da, wir haben einen völlig falschen Abzweig genommen und sind NUR DESWEGEN an der Eisbude rausgekommen. Das war natürlich der aller beste Abzweig, den wir nehmen konnten. 🙂 Aber nun heißt es, ein Stück zurück und im Schlosspark links rum weiter…

Hier links, sonst Eisbude!

Und dann stimmt auch wieder alles: Weißenberg rutscht näher, Arnsdorf rückt weg.

Das Kirchlein von Melaune liegt direkt auf dem Jakobsweg.

Nach Tetta

Hinter Melaune folgt ein etwas undankbarer Plattenweg in brütender Hitze mit Windrädern. Der stetige Wandel der Umgebung gehört aber beim pilgern dazu und auch die nicht so schönen Aspekte des Lebens.

Man wünscht sich ein bisschen, es würden mehr Entscheidungsträger in den Regierungspartein die Bibel lesen oder pilgern…

Es folgt eine große Tongrube. Baustoffe fallen nun mal nicht vom Himmel. Die müssen auch irgendwo abgebaut werden. Im Hintergrund sind (links) der Rotstein zu sehen und (rechts) der Löbauer Berg. Nördlich davon radeln wir umher nach Westen.

Das Kirchlein von Tetta und eine Brückenerneuerung auf dem Jakobsweg (im Jahr 2022). Danke!

Auch das gehört immer dazu: Die tierischen Begegnungen. Heute sind es Störche, Schafe mit Lämmchen, Pferde, ein Rotmilan, Schwalben.

Buchholz

Und so kommen wir nach Buchholz, wo man mit tollen Schildern perfekt auf Pilgerer eingestellt ist.

Ich bin hin und weg, als wir an einen Waldsee kommen. Vergleiche mit dem „Waldsee“ in Biehain, Kaltwasser der „Inselsee“, „Blaues- und Grünes Auge“ in Niesky schießen mir in den Kopf. Wir machen eine kleine Rast im Schatten, knappern Kekse und beobachten das Treiben. Fortwährend kommen junge Eltern mit ihren kleinen Kindern neu dazu. Es jauchzt und juchedelt aus dem Wasser. Die Jugendlichen plantschen mit SUPs und einem Paddelboot rum. Meine Begleitung weiß, dass sich hier abends gern die Dorfjugend trifft und ein Bierchen zischt.

In Buchholz scheint die Zeit stehen geblieben. Ich hab ein Gefühl, wie in den 90ern und mag es sehr! Ein Waldsee ist und bleibt etwas ganz anderes.

Ich messe an diesem wunderbaren Ort mal aus Spaß den CO2 Gehalt und bin erstaunt. 400! In Görlitz komme ich nicht unter 450. Es ist hier nicht nur schön, es ist auch noch mega gesund. Weiter so liebe Buchholzer!

Der Weg führt als nächstes über den Totenweg. Eine schattige Schlucht, die uns raus aus Buchholz führt.

Nach Wasserkretscham

Der Totenweg wandelt sich und wird zu meinem Lieblings-Teilstück der heutigen Etappe. Unter einer dichten Baumallee geht es zwischen Feldern entlang. Irgendwer hat dieses Wegstück sogar Rasen gemäht, damit ein Durchkommen ist. Erneut: Danke!

In der Ferne ist noch immer der Löbauer Berg zu sehen.

Wasserkretscham ist ein ganz merkwürdiger Ort. Er besteht aus noch 3 bewohnten Höfen. Einwohner: 5! Mittendurch geht die Landkreisgrenze. Ein Teil ist noch LK Görlitz, der Rest schon LK Bautzen. Mitten durch geht vor allem der Autobahnzubringer von Löbau bzw Reichenbach nach Weißenberg. Am Rand dieser Schnellstraße 111 stehen Ruinen.

Wir sind 2 km vor Weißenberg. Die Schilder werden sorbisch.

Dann gibt es eine zweite „Wegvariante“. Wir trennen uns. Ich höre es laut jubeln von der Mountainbike-Strecke. Ratet mal, wer den Oma-Weg genommen hat mit seinem eBike?! 🙂

Weißenberg

Kurz vor Weißenberg gibt es nochmal Entfernungsschilder: Görlitz ist 26 km entfernt.

Da sind es ja bis Santiago de Compostela in Spanien nur noch 2.405 km, einfach nur gerade aus! In 41 Tagen ist das zu schaffen…

Hallo Weißenberg, Hallo Landkreis Bautzen.

Weißheiten am Wegesrand…

Wir stehen wirklich auf dem Marktplatz von Weißenberg. Mitm Fahrrad! Das hätte mir vor 3 Wochen auch keiner sagen brauchen.

Die Kirche ist leider zu, aber wir haben schon beschlossen: Wir fahren weiter nach Westen! Das nächste Mal gehts an der Kirche los.

Heutiger Rückweg

Wir überlegen, wie wir zurück fahren. Der Jakobsweg ist auf dem Rückweg nicht verpflichtend, finde ich. Aber wir kommen überein, dass er so schön war, dass wir es genau so auch zurück fahren können. Wir bauen noch einen zweiten Halt an der Eisbude ein, weil die dort so nett und lustig sind. Und Kaffee geht schließlich immer.

Final haben wir 26,9 km aufm Tacho und viele wunderbare Eindrücke im Herzen.


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