Die jüdische Villa Katz

Villa-Katz-Goerlitz-Muehlweg
Spread the love

Seit einem Jahr ist Bewegung auf dem Eckgrundstück Mühlweg/Kahlbaum-Allee 14. Zuletzt fiel es nur noch durch illegale Müllablagerungen auf. Einigen ist es vielleicht noch als Sportplatz bekannt. Die Laufrinne ist im Unterholz noch gut erkennbar.
Im April 2019 wurde es zumindest entmüllt. Immerhin: Ein erster Schritt.

Foto: 23.4.2019 – Endlich wurde die „Katze“ entmüllt. Im Hintergrund das Ständehaus.

Danach wurde es wieder ruhig.
Nun (Februar 2020) ist ein großflächer Baumverschnitt erfolgt.

Foto: 19.2.2020 – Fast alle Bäume sind gekürzt oder weg. Die Laufbahn ist nun deutlich erkennbar. Im Hintergrund die Diakonie (früher Sprachheilschule)

Der rote Faden der Geschichte

Der Alexander Katz war Industrieller (Granitfirma) und Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Seine Granitfirma fertigte zum Bsp die Sitzbank mit Brunnen für die Gewerbe- und Industrieausstellung 1905, welche danach an den Raupachhallen (Zittauer Straße) aufgestellt wurde und heute dort so ein bisschen übrig ist.

Als Vorsteher der jüdischen Gemeinde war es Alexander Katz, der für 70.452 Mark den Bauplatz an der Otto-Müller-Straße kaufte und so das Grundstück sicherte für die spätere Synagoge. Zusammen mit Martin Ephraim (ebenfalls Jude) und dem Rabbiner Siegfried Freund bildete Katz 1909 die Baukommission, die die Synagoge ausschrieb. 1911 wurde die Synagoge eröffnet.

Tja und wohnen tat Familie Katz eben in einer Villa Kahlbaum-Allee 14/Mühlweg, die in den letzten Kriegstagen noch zerstört wurde. Seine Familie wurde verfolgt und drangsaliert. Ob sie die Nazizeit überlebten, ist nicht bekannt.

In den 80ern war es der Sportplatz der Berufsschule, die „Katze“.

Es sind immer wieder die jüdischen Objekte, die auch 74 Jahre nach dem Krieg noch schwerfällig zurück in Benutzung finden. Gedacht sei hierbei an das Kaufhaus Totschek Steinstraße (geht voran!), das Kondensatorenwerk Uferstraße (geht voran!), die Villa Arnade Holteistraße u.s.w. Umso erfreulicher, dass jetzt irgendwas am Mühlweg passiert. Die Stadt Görlitz ist es nicht. Das Grundstück ist in Privatbesitz.

Eure schönen Kommentare

(zur ersten Entrümpelung 2019)
“ War Sportplatz/Pausenplatz der damaligen Sprachheilschule… Die (glaube ich) bis ca. 1990 in der Villa, genau, in der Ecke des Mühlweges war… „
“ Ich bin heute daran vorbei gelaufen. Freut mich das was passiert „
“ Hatte damals dort noch Sport vom Curie Gymnasium“
“ Ich kenne diesen Sportplatz sehr genau. Ich habe viele Jahre als Kind auf ihm verbracht. Wir nannten ihn „Katze“. Es war ein Fußballplatz (ohne Gras) oberhalb und unterhalb ging nur ein Trampelpfad rundrum. In den 80er Jahren wurde er dann total umgebaut und wurde Sportplatz der Berufsschule Mühlweg. Alles neu und chick. Er wurde aber sehr selten genutzt und verwilderte auch wieder recht schnell. Für uns Straßenkinder war er nach dem Umbau nicht mehr zugänglich leider. Das war sehr traurig… weil sich auf dem Sportplatz täglich viele Kinder getroffen haben, die in der Gegend wohnten. Als Erwachsener hatte ich manchmal den Wunsch, das Grundstück zu kaufen und dort ein Haus zu bauen. Sie „Katze“ ist ein großer Teil meiner Kindheit.“
“ Geplant ist hier ein Wohnpark mit 33 Wohneinheiten und dementsprechenden Stellplätzen. Abwarten“
“ Alexander Katz war zudem Kunstmäzen. Er findet Erwähnung in dem Buch von Paul Mühsam „Ich bin ein Mensch gewesen“, in dem einige Seiten über die gut situierte, gebildete bürgerliche Gesellschaft von Görlitz vor dem ersten Weltkrieg berichtet wird (Paul Mühsam war als junger Anwalt in Görlitz tätig) „


Hier unter dem Beitrag sind so bunte Symbole. Damit könnt ihr den Beitrag an Freunde teilen über Whatsapp, Instagram, Twitter, per eMail etc. Probierts mal aus!


Spread the love