Ich habe mir die Wahlunterlagen vorab geholt und so können wir zusammen rein gucken, was uns da am 9. Juni auf den Zetteln in der Wahlkabine erwartet.
Vorteile von Briefwahl
Das schöne an Briefwahl ist:
1. Man kann vorab schon mal in alle Zettel gucken.
2. Man hat es einfach weg und ist am Wahltag (Sonntag) frei für andere schöne Dinge.
3. In Sachen Urlaubsplanung ist es ja tatsächlich nützlich.
4. Man kann in Ruhe seine Kreuzel machen und alles nochmal googeln, was in der Wahlkabine schlecht geht.
5. In meinem Fall wirds ein Insider, so dass wir alle mal gucken können.
6. Der ganze Schmus an den Laternen, in den Zeitungen, die 100 Veranstaltungen jede Woche etc gehen einen schlagartig nichts mehr an. *herrlich
Wählen? Die schummeln doch eh…
Ich war auch sehr kritisch, ob das alles überhaupt etwas bringt und hab in den vergangenen Jahren zwei Mal als Wahlhelferin mitgemacht, um die Schwachstelle im System zu finden. Aus dieser Erfahrung heraus kann ich sagen, es ist ein Ablauf im Wahlbüro, bei dem wirklich nicht gemogelt werden kann. Wir haben das eine Mal 5 Minuten lang ein fehlendes Kreuz gesucht, was hätte da sein müssen. Also das wird schon sehr akribisch und genau gemacht.
Ob es etwas bringt? Bei Kommunalwahl sage ich ganz klar „JA!“, mit gewisser Einschränkung.
Gerade vor Ort können die Menschen eben doch noch die Geschicke selbst bestimmen. Natürlich ist alles abhängig von Steuermitteln, von denen ein Stadtrat oder Kreistag nicht bestimmt, ob die „Zuwendungen“ von Land, Bund und EU überhaupt kommen. Sehr wohl aber, wie die Zuwendungen verwendet werden.
Das Manko ist, dass man als Bürger zu wenig die Stadträte und Kreisräte zu greifen bekommt, um Einfluss auf sie auszuüben mit den eigenen, persönlichen Anliegen. Da fehlen „Bürgersprechstunden“. Und so macht der gewählte Stadtrat/Kreisrat oft (immer!) das, was er/sie selber für richtig hält. Den Schuh müssen wir uns alle selber anziehen und den gewählten Herrschaften unseres Vertrauens eben auf den Sack gehen.
Auf EU-Ebene entzieht sich freilich unser Einfluss auf die Gewählten nahezu vollständig. Auch schon auf Landes- und Bundesebene.
Das Heer der Nichtwähler
Sie sind stets – bei jeder Wahl – die größte Einheit! Das Wahlergebnis entsteht aus 20 – 40% Wahlbeteiligung. 60% machen gar nicht mit und überlassen es den Anderen, den Wählern, was nun dabei rauskommt. Ein konkretes Beispiel hab ich für die Wahl des Landrates 2022:
Da bedankte sich der Landrat bei 56,4 % der Stimmen:
Na Momentchen mal!
Es waren nicht 56,4 %. Bei 208.477 Wahlberechtigen gab es 46.492 Stimmen für Herrn Mayer = 22,3%. So muss es lauten!
125.496 waren gar nicht wählen, immerhin 60,19% – was dann wohl der Wahlsieger war: “Das Desinteresse”. Andere Kandidaten waren von 17,22% der Wähler gewünscht.
56,4% entsprachen einer schönen Rechnung, okay. Aber wirklich mit 56,4% der Bevölkerung gewollt zu sein, fühlt sich glaub anders an, nämlich als hätten 117.581 „ja“ gesagt. Und das hat nicht stattgefunden.
Mir war das damals Mahnung!
Will ich, dass die Anderen bestimmen, was ich gar nicht wöllte? Das Ergebnis setzt sich nur aus abgegebenen Stimmen zusammen, nicht aus einer Protesthaltung oder Schludrigkeit der Nicht-Wähler.
Defacto hätte auch eine Wahl mit nur 5% Teilnahme der Bevölkerung ein Ergebnis, mit dem dann 95% der Nicht-Wähler leben müssten. Üble Vorstellung!
Welche Katastrophe soll denn da wieder rauskommen?
Deswegen geh ich tatsächlich wählen.
Wahlunterlagen angucken
Genug der schlauen Überlegungen. Wir gucken in die Wahlunterlagen. Dieser Zettelberg kommt so an:
5 Umschläge, 3 Wahlscheine für die Kreuzel, 2 Bedienungsanleitungen, 2 Zettel für Unterschriften (als Briefwähler).
Dank der Bedienungsanleitungen lässt sich das einfach in zwei Häufchen sortieren: Europawahl und Kommunalwahl.
Kreistagswahl
Ganz wichtig: Man hat 3 Stimmen und die kann man wie folgt verteilen (steht alles auch drauf).
Der Wahlschein ist so ein riesen Ding.
Aufpassen: Der Landkreis unterteilt sich in „Wahlkreise“. Ich hab jetzt hier den Zettel für „Wahlkreis 5“. Je nachdem, wo ihr wohnt im Landkreis, stehen da andere Namen!
Anmerkung: Ich hab 2019 gelernt, ich muss da „MUSTER“ drauf schreiben, um Euch das zeigen zu dürfen. Also bittesehr.
Wir gucken uns das trotzdem im Detail an, wer da drauf steht – durch die MUSTER Buchstaben hindurch 😉
Hier Teil 1:
Und Teil 2:
Da kann man jetzt in Ruhe bis 9. Juni überlegen, wie man seine drei XXX verteilt.
Stadtratswahl
Es ist das selbe. Wir verteilen wieder 3 XXX:
Der Zettel ist noch viel größer. 123 Namen! Die sind Görlitzweit gleich.
Auch hier gucken wir bissl detailierter – für eure persönliche Vorauswahl.
Teil 1:
Und Teil 2:
Es wird also kein Überraschungsei am 9. Juni, sondern ihr seid bestens vorbereitet!
Zur Stadtratswahl gibt es auch einen extra Beitrag, der fröhlich-spielerisch in die Tiefe geht. HIER.
Wahl des Europa Parlamentes
Hier kreuzeln wir nur 1x:
Das Ding ist 80 cm lang und hat 34 Partein zur Auswahl. Ich hab es mal gedrittelt zum angucken.
Teil 1 – die kennen wir alle noch so leidlich und wissen, wie die drauf sind.
Teil 2 – da beginnen die böhmschen Dörfer. Aber kann man ja alles mal googeln…
Teil 3:
Auf die Plätze, fertig, los!
Mit diesem Vorab-Einblick auf die Wahlzettel seid ihr hoffentlich gut vorbereitet.
Ich hab den ganzen Kram inzwischen angekreuzt und in die Umschläge gewurschtelt und nun gehts ab zurück ins Rathaus damit.
In der Jägerkaserne hatte ich es abgeholt: Rein, links rum, in Fahrstuhl und dann Zimmer 270. Ein Schild hilft Euch. Unbedingt den Personalausweis/Reisepass ODER diese Wahlkarte ausm Briefkasten mitnehmen. Vor Ort kann man auch direkt ausfüllen und gleich da lassen.
Ihr könnt die Unterlagen auch online beantragen. Wie das alles geht, steht hier.
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