Schon immer mal wollte ich wissen, wie Recherche in der „Oberlausitzschen Bibliothek der Wissenschaften“ (OLB) funktioniert. Sie befindet sich im Handwerk 2. Man kommt genauso über das Barockhaus Neißstraße 30 hin, einfach durch den Sonnenhof, mit dem beide Häuser verbunden sind.
Nutzer, OPAC, Ausweis, Gebühren
Im Grunde ist es eine ganz normale Bibliothek, nur dass sie ganz viele alte Sachen da haben. Zum Bsp alle Görlitzer Zeitungen, die seit 1799 erschienen sind. *wow* Dazu 140.000 wissenschaftliche Bände, 65.000 vor 1900, 75.000 nach 1900. Dazu Mikrofilme, Plakate, Landkarten, audiovisuelle Medien. Kurz: Wenn man da hinein gerät, kommt man nie wieder raus. 😉
Man kann von zu Hause aus im OPAC der Bibo recherchieren oder vor Ort an den PCs. Und dann gehts mit der passende Regalnummer auf Suche.
Nutzer sind unter anderem Schüler, die für Belegarbeiten etwas suchen. Oder auch Professoren im Ruhestand, die ein Thema erforschen. Und dazwischen alle Alters- und Berufsklassen, die sich für Heimatgeschichte interessieren. Hier mal eine Themenübersicht, was die OLB da hat.
Wie in einer normalen Bibliothek macht man sich einen Jahresausweis (es gibt auch Tagesausweis) und dann gibt es noch Gebühren für Kopien. Die freundlichen Mitarbeiter übernehmen auch Recherche-Aufträge, das kostet dann extra. Hier dazu die Übersicht.
Generalprobe mit einem Mikrofilm
Ich bin natürlich nicht nur so hin, sondern ich hatte etwas im Hinterkopf, um die OLB auszuprobieren. Ich wollte in alte Zeitungen gucken. Die SZ existiert auf Mikrofilm. Ich ließ mir 1994, 2001 und 2002 geben, jeweils das zweite Halbjahr. Ich suchte das ausgefallene Altstadtfest…
Folgendes Gerät wurde für die nächsten 1,5 Stunden mein Freund.
Und das ist das „Herz“ des Mikrofilm Lesegerätes. Vorn auf die zwei Spulen legt man sich den Mikrofilm ein und los kann es gehen. Die Mikrofilme stecken in diesen schwarzen Schachteln. Alles voll toll!
Über den Bildschirm steuert man, was das Gerät machen soll. Größer, kleiner, heller, dunkler, drehen u.s.w. Und die Ausgabe in Form von drucken, speichern auf USB etc. Ich hatte keinerlei Schwierigkeiten mit der Handhabung.
Das ausgefallene Altstadtfest
Aber was hat es denn nun damit auf sich?
Zunächst einmal wollte ich das erste Altstadtfest finden. Dazu gab es am 10./11. September 1994 den Eintrag, dass also eine „IG Stadtfest“ plante, einen „kleinen Sachsentag“ auszurichten.
Und dann erschienen in der Woche vor dem Stadtfest solche „Stadtfest-Splitter“, um das Vorhaben zu beschreiben. Hier vom 17./18. September 1994
Merke: Das erste Stadtfest (später Altstadtfest) war 1994!
Sprung nach 2001
Der 11. September 2001 veränderte die damalige Welt. Auch die SZ widmete dem Thema mehrere Seiten. Hier in der Ausgabe vom Tag danach, 12.9.2001.
Tags darauf, am 13.9.2001, gab es zwei Mal die Ankündigung, dass Aufgrund der Ereignisse in den USA das Altstadtfest ausfällt.
Noch einen Tag später dann bereits der Widerstand der Bevölkerung, am 14.1.2001. Der Backofen auf der Nikolaistraße war schon gebaut, Gastronomen waren auf das Wochenende eingestellt. Die Stadt erlaubte, sich Genehmigungen für den Ausschank und Bewirtung zu holen. Aber die Tourismus- und Stadthallen GmbH (damals Veranstalter) zog den Antrag auf Sondernutzung der Altstadt zurück. Und auch Schausteller sowie Hotelgäste zogen ihre Zusagen und Buchungen zurück.
Am Montag danach (17.9.2001) dann die Meldung, dass einige doch gefeiert haben. Bands traten zu Benefizkonzerten auf. Die Gaststätten quollen über, da viele ihr Klassentreffen dennoch begingen.
Zeitsprung nach 2002
Ich hab eigentlich eine Zählung gesucht, das wievielte Altstadtfest dann im Folgejahr begangen wurde. Aber nichts. Nur ein Artikel am Montag, dem 16. September 2002, wie schön das vergangene Wochenende war.
Fazit ASF
Ein Altstadtfest war keines. Das erste fand 1994 statt. Folgerichtig sind wir jetzt im 26. Jahr nach 1994, aber erst beim 25. Altstadtfest.
Für mich ist das ein FunFact, dessen Ausschmückung zu einer Anekdote wir Stadtführern überlassen können. Es geht nicht um Schuld. Es hat auch niemand versagt. Wir neigen all zu oft zu einem negativen Fazit. Warum?
In keinem Zeitungsartikel 1994, 2001 oder 2002 tauchte je eine Nummerierung auf. Das kam offenbar erst später – und da war niemand mehr ins Archiv der OLB getaucht, um die genaue Nummerierung zu prüfen. Meine Frage ist immer: „Was wäre jetzt das Schönste, was ich tun kann?“ Meine Antwort in diesem Fall: Herzlich schmunzeln. 🙂
Archive und Recherche fetzen
Und überhaupt will Euch doch nur auf die OLB aufmerksam machen!
Allen Geschichtsinteressierten, allen mit einer konkreten Frage oder mit einem Thema, allen mit einer Idee oder auch einfach nur allen Neugierigen möchte ich die OLB ans Herz legen. Man findet die spannendsten Dinge. Leider hat das Mikrofilm-Lesegerät keine Stichwortsuche. Hätte ich nur „Altstadtfest“ eingeben brauchen, wäre ich in 20 Minuten raus gewesen. So blättert man halt virtuell die ganzen Zeitungen durch, was heute 1,5 Stunden gedauert hat. Aber den Spaß wars wert. Bitte meldet Euch vorher an. Es gibt nur 2 Leseplätze für Mikrofilme.
Eure schönen Kommentare
„Echt Wahnsinnig…was für Schätze 🤓“
„“Was wäre jetzt das Schönste, was ich tun kann?“
Die Frage find ich super, die mops ich mir ☺️“
„Dass sie das Altstadtfest wegen 9/11 gestrichen haben, habe ich nie gewusst. Interessant!“
„Super lehrreich und ein schöner Spaziergang nach 2001. Help USA mit Major Krüger.“
„Liebe Insiderin, großartig. Wir feiern dieses Jahr einfach nochmal 25. Altstadtfest. Doppelt hält besser.“
Hier unter dem Beitrag sind so bunte Symbole. Damit könnt ihr den Beitrag an Freunde teilen über Whatsapp, Instagram, Twitter, per eMail etc. Probierts mal aus!