Unsere „Zeile“ auf dem Untermarkt ist ein „illegaler Bau“, wenn auch ein sehr schöner. Darauf gestoßen bin ich im Spätsommer, als ich Breslau (Wrocław) war. Das ganze städtische Treiben dreht sich rund um das Rathaus. Es ist der zentrale Punkt mit einem Markt ringsherum. Kurze Zeit später war ich in Lauban (Lubań) und da war es genauso. Nun wurde ich aufmerksam: Eine Stadt im Sechs-Städtebund und das Rathaus steht in der Mitte? Eigentlich ist doch der Grundriss dieser mittelalterlichen Städte überall gleich. Was ist denn da mit Görlitz los? Und da fiel mir Zittau ein, da steht auch das Rathaus mitten auf dem Markt.
Nicht vorgesehen laut Bauplänen
Ich fragte meinen Lieblingsstadtführer und der sagte: Ja, zunächst stand auch unser Rathaus in der Mitte eines Marktplatzes. Den neuen Teil des Rathauses gab es noch nicht und die Fläche hin zur Apothekergasse war noch gar nicht zugebaut. Man konnte also drum herum. Die Zeile selber bestand aus Holzbuden. Dann kam ein Stadtbrand und vernichtete sie. Die Gewohnheit verlangte, dass sie wieder aufgebaut wurden und diesmal aus Stein. So wuchs in der Mitte des Marktes eine Bebauung, die quasi nie in den Stadtplänen vorgesehen war. Ein schleichender Prozess. Und so unterscheidet sich Görlitz eben am Ende ein bisschen von den umliegenden Städten mit dem schönsten illegalen Bau weit und breit.
Ein Beitrag vom 7.11.2015
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