Im April erscheinen hintereinander die weißen Blüten der Obstbäume in der jährlichen Reihenfolge Mirabelle und Pflaumen, Kirschen, Äpfel. Dazwischen noch Birnen.
Die Mirabellen Blüte
Als erstes machen sich die Mirabellen auf. Wenn man einen solchen Baum sieht, kann man ihn sich schon mal merken. Das werden diese kleinen Pflaumen, die dann im Juli als erstes reif sein werden. Es folgen in weiß die Kirschen und Äpfel…
2020: Der Frühling hat einfach ohne uns weiter gemacht und über Nacht die ganzen Mirabellen-Bäume zum blühen gebracht.
Die Kirschblüte
Für manches Foto muss ich tatsächlich Görlitz verlassen, wie in diesem Fall. Diese Allee befindet sich in Jauernick. Die Geschichte, die ich euch erzählen will, ist als Foto in Görlitz gar nicht mehr einzufangen. Es geht um Obstgürtel und Streuobstwiesen.
Solche Alleen wurden um die Jahrhundertwende vom 19./20 Jahrhundert viel angelegt. Der Plan war: reichlich Obst ohne jeden Aufwand von vor den Toren der Stadt zu bekommen. Es galt immer, das Volk zu ernähren. Und auch, möglichst wenig Aufwand damit zu haben. So ein Baum wächst, blüht, bestäubt und reift schließlich von allein. Niemand muss dazu irgendwas machen. Man muss nur hingehen und ernten, vielleicht ein bisschen verschneiden. Den nötigen Dünger lieferten Tiere, die man darunter ohne bedenken weiden lassen konnte. Sie hielten auch gleich das Gras kurz. Eigentlich perfekt.
Wenn man noch ein bisschen weiter ausholt, dann findet man in den Parks und Schlossgärten des Adels und der Königshäuser oft Obstgärten. Sanssouci zum Bsp hat jede Menge Kirschbäume. Und auch jede Orangerie verfolgte im Grunde das Ziel: Lokales Obst für die eigene Verwendung. Der erzielte Überschuss war gleich noch gut, um damit zu handeln. Es ist also ein uralter, königlicher Gedanke von Unabhängigkeit und lokaler Versorgung. Der Gedanke ist sogar so alt, dass er uns als Paradies schon in der Bibel begegnet.
Man fragt sich, an welchem Punkt in der Geschichte wir falsch abgebogen sind, das heute unser Essen 10.000e Kilometer um den Erdball angereist kommt, mit Pestiziden und chemischen Düngemittel hochgepumpt wurde, vor der Reife noch grün vom Baum geholt und für den Transport eingeschweißt oder mit Wachs überzogen ist. Bis dahin hat es oft nur Plastik statt Himmel gesehen. Und seit Neustem ist es am besten noch genmanipuliert. Das Ganze dann noch reduziert auf 3 Sorten, statt hunderte, wie früher. Das ist gesunder Genuss?
Wer ein bisschen googelt nach Streuobstwiesen findet Informationen, dass sie plötzlich nach dem zweiten Weltkrieg als unwirtschaftlich galten, abgeholzt wurden mit „Rodungsprämien“, zugunsten von Importware aus dem Ausland und neuem Intensivobstanbau. Ein neuer Wirtschaftswind war es also.
Und heute? Da entdecken wir fast ausgerottete Obstsorten auf alten Streuobstwiesen und sind begeistert von den vergessenen Geschmacksrichtungen. Da haben wir erkannt, dass Intensivobstanbau ein Fehler für die Umwelt war. Auch, das wir von den ganzen Pestiziden, Insektiziden, Düngemitteln und genveränderten Dingen ziemlich wahrscheinlich sehr krank werden. Und das uns diese gigantischen Entfernungen um den halben Erdball einen Wahnsinn an Öl und Ressourcen kosten.
Dabei wuchs doch schon mal gesundes, vielfältiges Essen direkt vor unserer Haustür, reichte für alle und man musste gar nichts machen, nur pflücken. Wer das verstanden hat, der pflanzt.
Film: „We Feed the World“, Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=41mi9igl5Kk
Link Streuobstwiesen: http://www.saurierwanderweg.de/saurierwanderweg2007/streuobstwiesen/streuobstwiese.html
2021: Da ist der Blütenzauber an der Kirschallee in Jauernick doch schon wieder vorbei. Es sind eben leider immer nur diese 2-3 Wochen im Jahr. Schön ist sie trotzdem noch.
Uns bleiben noch ein bisschen die Japanischen Kirschblüten und der Raps. Und dann kommen ja auch noch die Apfelblüte, der Blauregen, der Rhododendron, die Kastanien, der Mohn und natürlich die Sonnenblumen. Kein Grund zur Traurigkeit also.
Die Apfelblüte
Die 20 Apfelsorten des Stadtgut Görlitz beginnen jedes Jahr Ende April zu blühen. Ebenso locken die Apfelbäume im Ölberggarten, in weiß und rosa die Bienen an. Und so ist dann schon 1 Monat vergangen, seit die Pflaumen den Blütenreigen begannen, gefolgt von den Kirschen. Das alles passiert so herrlich von allein. Auf Mutter Natur ist eben Verlass, wie auf ein Uhrwerk, so lange niemand stört.
Passend dazu legt unser Stadtgut Görlitz immer sein Hoffest, bei dem die Besucher durch die Apfelsortieranlage können und auch mal die Planatge betreten. Dazu gibt es lokale Produkte hiesiger Bauern.
2021: Die Apfelblüte im Ölberggarten ist in voller Pracht. Danach sind die Obstbäume dann fertig (Kirsche und Mirabelle war schon).
Obst kaufen oder selber anbauen?
Ich bin der festen Überzeugung, eine neue Welt ist pflanzbar. Und dem ewigen Konsumzwang kann man durch eigenes Gärtnern entgegen wirken. Deswegen hier Links zum Bezug von Obstbäumen (konkrete Sorten bitte selber auswählen):
Mirabellenbaum kaufen
Kirschbaum kaufen
Apfelbaum kaufen
DVD: We Feed the World
Hier unter dem Beitrag sind so bunte Symbole. Damit könnt ihr den Beitrag an Freunde teilen über Whatsapp, Instagram, Twitter, per eMail etc. Probierts mal aus!