Der Oberbürgermeister hat in diesem Jahr seine Neujahrsansprache gefüllt mit den Vorhaben, die sich für 2025 in der Stadt abzeichnen. Ich übersetze das Verwaltungs-Chinesisch gern in allgemein verständliche Infos und wir gucken uns das zusammen an. Auch komplexe Sachverhalte sind eigentlich gut zu verstehen.
Wie Gott am Modell
Ich war mal im Kaisertrutz und stand minutenlang vor einem Modell der Altstadt mit Nikolaivorstadt von vor 1840. Diese Perspektive auf die Stadt, die man sonst nur aus dem Flugzeug hat, war faszinierend. Und ich fühlte mich ein bisschen wie Gott, der liebevoll auf seine Stadt blickt.
Noch mehr verstärkte sich dieses Gefühl, als ich unter die Modellbauer ging, was 2023 passiert ist. (siehe hier). Die Faszination dieses Hobbys liegt wohl vor allem darin, dass man sich seine Stadt bzw Landschaft selber zusammenbaut. So, wie man das schön findet und sinnvoll erachtet. Es geht um Funktionalität, Platz für die Männel, ihre Hobbys, Wohnraum, Verkehrswege, Infrastruktur.
Und im Grunde ist es so auch bei einer echten Stadt. Wir alle bauen daran mit!
Wir alle spielen gemeinsam Stadt
Viele denken immer, nur die „Stadt“ (gemeint ist die Verwaltung) darf an der Stadt ändern, wie an einer Modellbahnplatte. Das ist aber gar nicht so! Auch Hauseigentümer/Vermieter sind beteiligt mit ihren Neu- und Umbauten, Gestaltungen der Grünflächen und Sanierungskonzepten. Manchmal auch Mieter und Pächter. Zum Bsp gehört der Neißepark nicht den Läden, sondern die Läden sind dort Mieter! Genauso gehörten die Linden nicht den Betreibern, sondern haben extra eine Besitzerin. Aber alle dürfen miteinander verhandeln, Wünsche und Pläne miteinander austauschen.
Weiterhin gibt es die Firmen, die Wünsche äußern. So sind die Stadtwerke natürlich um die stete Verbesserung von Fernwärme, Wasser und Abwasser bemüht. Für Firmenstandorte braucht es ordentliche Zufahrtwege. Im Fall von Siemens eine Möglichkeit, mit dem Schwerlasttransport aus der Stadt zu kommen. Jeder hat seinen Blick auf die Stadt und andere Wünsche und Bedarfe.
Dann gibt es die Bürgerräte und Ortschaftsräte, bei denen die Einwohner ihre Wünsche abgeben können und so viel wie möglich wird im Stadtteil umgesetzt. Außerdem liegt jeder Baubeschluss im Rathaus aus und alle Bürger könnten Einblick nehmen, Einspruch erheben und auch weitere Vorschläge einbringen. Bei jeder Stadtratssitzung gibt es die „Fragestunde der Bürger“, wo man seine Anliegen vorbringen kann. Und oft wurden in den letzten Jahren auch Kinder in die Gestaltung von zum Bsp Spielplätzen einbezogen. Übrigens sind die Stadträte und Bürgerräte keine „hohen Herren“ (und Damen), sondern ganz normale Bürger, die sich einfach nur zur Wahl gestellt haben.
Und so sind wir alle gemeinsam die „Baumeister“ an unserer Stadt.
Und vor allem sind wir Nutzer! Wir entscheiden, wie ordentlich und sauber unsere schöne Schöpfung ist, wie gut alles intakt und in Funktion bleibt, ob wir zerstören oder aufbauen. Ob wir zum blühen bringen, sauber halten, wie rege wir Orte nutzen. Die Stadt ist der gemeinsame Raum, den wir uns teilen und der sich stetig entwickelt.
Faszination Stadtentwicklung
In diesem Jahr wird unsere Stadt sich also wieder an vielen Stellen weiterentwickeln. Wenn man das ein bisschen sieht, wie der Modellbauer an seiner Eisenbahnplatte, der hier eine Brücke baut, da eine Schule, dort einen Supermarkt hinstellt, da neue Leitungen zieht, kommt man hinein in das große faszinierende Gefühl von Stadtentwicklung. Und damit solls los gehen: Hier die Vorhaben 2025:
Sanierung der Sporthalle Cottbuser Straße
„Auch die Sporthalle in der Cottbuser Straße soll zeitgemäß modernisiert werden.“ Bei diesem Satz aus der Neujahrsansprache des OB musste ich tatsächlich erstmal überlegen, wo wir auf der Cottbuser Straße eine Sporthalle haben? Hinter dem Labor/ehemalige 9. POS, genau. Und dann hab ich tüchtig suchen müssen, um eine Info zu finden. Aber es gibt eine und die lautet so:
„Es ist beabsichtigt, die Turnhalle für den Vereins- und Breitensport zu ertüchtigen, um einen Beitrag zur sozialen Belebung des Quartiers zu leisten. Sowohl Sportvereine als auch Träger der Kinder- und Jugendarbeit signalisieren steigenden Bedarf. Bei den Trägern ist zunehmend zu beobachten, dass sie sich mit eher offenen Sportangeboten an Kinder und Jugendliche wenden, um Sport außerhalb der Strukturen der Sportvereine anzubieten, was auf wachsendes Interesse stößt.
Die Durchführung von Schulsport ist in der Turnhalle NICHT geplant.
Zielgruppen:
Breitensport, incl. für organisierten Sport aus dem Wohngebiet
Vereinssport, vor allem für Kinder und Jugendliche,
Seniorensport,
Nutzung durch die direkt angrenzende Kindertagesstätte und
Betriebssportgruppen,
ggf. auch für die Kameraden der benachbarten Freiwilligen Feuerwehr Innenstadt.
Die Halle wird grundsätzlich nicht für den Wettkampfbetrieb geeignet sein. Es sind ausschließlich die Voraussetzungen für Tischtennis-Wettkämpfe schaffen, welche wegen der gegebenen Platzverhältnisse nur mit Einschränkungen bei der Spielfeldgröße machbar sein werden (Einhaltung der nötigen Frei-/ Bewegungsflächen lt. Wettkampfbestimmungen erforderlich). Eine Nutzung als Versammlungsstätte wird grundsätzlich ausgeschlossen. Die Turnhalle eignet sich für die gleichzeitige Nutzung von 30-40 Sportlern zzgl. Übungsleitern.“
Quelle: Ratsinformationssystem der Stadt Görlitz
Eine neue Oberschule
In diesem Jahr soll der Startschuss für den Umbau des alten Verwaltungsgebäudes des Schlachthofes Görlitz an der Rauschwalder Straße fallen. Eine Oberschule soll entstehen. Gund ist der Zuzug. Allen voran die Polen. Betrug ihre Zahl im September 2014 noch 1.882, sind wir gegenwärtig bei 5.066 polnischen Einwohnern. Es folgten seit 2015 die vielen Asylbewerber, sowie seit 2022 der Zuzug von Ukrainern (derzeit 1.818). Gegen jeden Trend sieht sich Görlitz mit einer wachsenen Anzahl von Schülern konfrontiert. Daher brauchen wir eine weitere Schule. 25 Millionen soll der Umbau kosten. Ein Fördermittelbescheid von 12 Millionen ist da. Die Stadt will einen Kredit für 10 Millionen aufnehmen. Eröffnet soll die neue Schule zum Schuljahr 2028/29 werden.
Eine neue Verbindung zur Zeppelinkreuzung und zu LIDL gibt es schon seit Mai 2022. Den Else-Puschmann-Weg. Der hat bereits mit dem Bau der Oberschule zu tun. Die Idee existiert nämlich schon seit 2019 (Stadtbeschluss).
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Umbau Haltestellen Knotenpunkt Demianiplatz und Südausgang
Die Haltestelle Demianiplatz wird umgebaut für die neuen Straßenbahnen. Das war schon lange angekündigt. Baubeginn ist August 2025 – hieß es im Juni 2023. Siehe hier.
Und dann gibt es auch die Event-Haltestellen! Info dazu hier.
Die Haltestelle Südausgang wird ebenfalls umgebaut für die neuen Straßenbahnen.
Baubeginn könnte November 2025 werden – hieß es im Juni 2023.
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Netto Erweiterung Biesnitz
Netto in Biesnitz will größer werden. Von bisher 777 qm auf 1.050 qm. Geplant ist ein Anbau in Richtung Parkplatz an der Kante zur Promenadenstraße. Netto wird also rechtwinklig. Der Bäcker bekommt ein separates Gebäude. Ein paar Parkplätze fallen dadurch weg. Die meisten Kunden aus Biesnitz und der Südstadt kämen aber sowieso mit der Straßenbahn, zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Gefordert sind ein paar Büsche als Neupflanzung neben dem Gebäude. Die Pläne gibt es seit Sommer 2024. Dieses Jahr solls losgehen.
Rewe Neubau Werk 1
Den Anfang macht Rewe, die im ehemaligen Werk 1 einen neuen Markt eröffnen wollen. Der muss erstmal gebaut werden. Noch ist dort alles Ruine.
Zuletzt machte das Areal von sich Reden, als 2011 und 2024 Jugendliche Unrat anzündeten und einen Feuerwehralarm auslösten. 2017 wurde im Rahmen der „Görlitzer Art“ eine große digitale Anzeige mit Uhrzeit installiert, welche die Görlitzer gern behalten hätten. Die letzte wirkliche Nutzung war vom Theater, dass hier Requisiten lagerte. Die Baumaßnahmen könnten ein wirksames Mittel gegen Verfall und Vandalismus sein.
Im Juni 2024 hieß es noch, in der zweiten Jahreshälfte 2025 soll eröffnet werden. Na, nun ist 2025 erstmal Baustart. 2.200 Quadratmeter Verkaufsfläche sind gepant. Dazu gibt es eine neue direkte Verbindung von der Bautzener Straße. Der jetzige Parkplatz wird umgestaltet, 18 Bäume sollen gepflanzt werden und 25 Büsche. Dazu Nisthilfen für Mauersegler und Fledermäuse an den Fassaden.
Und der alte Rewe in Rauschwalde? Der soll erst noch eine Weile parallel zum neuen laufen. Perspektvisch will man aber komplett ins Werk 1 ziehen. Rewe ist sich sicher, das die Fläche in Rauschwalde schnell einen Nachmieter findet. Es sei doch ein guter Standort…
Wir sind gespannt.
Bild oben: Rewe. Bild unten: aktueller Zustand.
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