Polen weitet sein Pfandsystem 2025 aus. Grund genug, dieses sinnvolle System mal zu huldigen mit ein paar Geschichten.
Das bisherige polnische Pfandsystem
Bisher war es so, dass man auf polnische Bierflaschen Pfand bekam beim Kauf der selben Menge neuer Bierflaschen. Die leeren Flaschen gab man bei der Kassierin ab. Das war mir als Deutsche stets zu umständlich bei meinem Lieblingsbier. Und die Vorstellung, dass die polnische Kassierin nach einer Stunde in einem Berg leerer Flaschen sitzt, schien mir absurd. Insofern landeten meine polnischen Bierflaschen immer im deutschen Glascontainer. Das war auch ordnungsgemäß recycled. Nun wird das einfacher….
Das neue polnische Pfandsystem
Nun gibt es Pfandautomaten in Polen ab 2025. ABER: Nur in Supermärkten über 200 qm. In kleinen Läden gilt das umständliche alte System. Kaufland in Zgorzelec zum Bsp hat neue Automaten installiert. Die Summe des Pfands gestaltet sich wie folgt:
* Getränkedosen bis zu einem Liter: 50 Groszy (circa zwölf Cent)
* Mehrweg-Glasflaschen bis zu 1,5 Liter: ein Złoty (etwa 23 Cent)
* PET- beziehungsweise Kunststoff-Flaschen bis zu drei Liter: 50 Groszy (rund zwölf Cent)
Und ganz wichtig: Das Pfandsystem erfordert das Wort „Kaucja“ auf der Flasche. Es ist rechteckig umrandet und hat zwei Pfeile.
ACHTUNG: Deutsche Flaschen wird man nicht in Polen abgeben können und polnische Flaschen nicht in Deutschland! Es handelt sich um zwei in-sich geschlossene Pfandsysteme.
Das deutsche Pfandsystem
Wir haben seit 2003 eine Pfandpflicht die mehrfach erweitert wurde (auf Joghurtgläser zum Beispiel). Auch wir haben ein Symbol auf dem Pfand-Objekt oder es ist klar hingeschrieben.
Insgesamt ist Pfand recht einträglich zumal es auch auf Kästen Pfland gibt. Die Summe gestaltet sich wie folgt:
Alkoholfrei
Flasche | Pfand Flasche | Pfand volle Kiste |
Glas-Mehrweg (0,5/0,7/0,75 Liter) | 0,15 EUR | 3,30 EUR (12 Flaschen) |
Glas-Mehrweg (1,0 Liter) | 0,15 EUR | 2,40 EUR (6 Flaschen) |
PET-Mehrweg (1,0 Liter) | 0,15 EUR | 3,30 EUR (12 Flaschen) |
Petcycle (1,0 Liter) | 0,25 EUR | 3,75 EUR (9 Flaschen) |
Petcycle (0,5 Liter) | 0,25 EUR | 6,50 EUR (20 Flaschen) |
Bier
Flasche | Pfand Flasche | Pfand volle Kiste |
0,5 Liter (Euro oder NRW) | 0,08 EUR | 3,10 EUR (20 Flaschen) |
Bügelflasche (0,33 oder 0,5 Liter) | 0,15 EUR | 4,50 EUR (20 Flaschen) |
Longneckflasche, Vichy-Flasche (0,33) | 0,08 EUR | 3,42 EUR (24 Flaschen) |
Steinie, kleine Euroflasche (0,33 Liter) | 0,08 EUR | 3,10 EUR (20 Flaschen) |
Saft und Wein
Flasche | Pfand Flasche | Pfand volle Kiste |
Saft Glas-Mehrweg (1,0 Liter) | 0,15 EUR | 2,40 EUR (6 Flaschen) |
Saft Glas-Mehrweg (0,2 Liter) | 0,15 EUR | 3,30 EUR (12 Flaschen) |
Wein Glas-Mehrweg (1,0 Liter) | 0,03 EUR | 1,86 EUR (12 Flaschen) |
Da kommt was zusammen, wenn man sich das Geld, was man beim Kauf mitbezahlt hat, wieder zurück holt. Das erklärt auch die langen Schlangen vor den Pfandautomaten. Es lohnt einfach!
Flaschensammeln
Wie sehr es sich lohnt, hat in den letzten 4 Jahren der Vater einer Freundin bewiesen. Der fuhr jeden Tag seine Fahrradrunde um den See und sammelte auf, was andere achtlos ins Gebüsch geschmissen hatten. Was der Familie bisschen peinlich war, habe ich immer gelobt. Sein Verhalten half großartig gegen Vermüllung. Ergebnis: 2.000 Euro! Also pro Jahr 500 Euro. Aus finanzieller Not? Nein! Aus Langeweile als Rentner.
Pfand einfach daneben abstellen
Wer zu faul ist, seinen Pfland selber wegzuschaffen, kann ihn anderen bewusst „schenken“. Der Bürgerrat Innenstadt-Ost lies im Juli 2021 Pfandringe an den Müllkörben der Innenstadt anbringen. Wer unterwegs seine Flasche oder Dose leer hat, steckt sie dort rein. Wer auch immer sie mitnehmen will und versilbern, muss nicht mehr zwischen Essensresten und Ekelzeug wühlen. Eine schöne Sache, die bei mir im Görlitz Insider mit 217 Likes große Anerkennung fand.
(Screenshot)
Mit Pfand Gutes tun
Auch das geht. So rief die Stadtmission schon 2019 dazu auf, den eigenen Pfand doch einfach vorbei zu bringen – so dass die Bahnhofsmission der Stadtmission ihn sich einlösen kann. Kleinvieh macht eben auch Mist!
Pfand im Wert von 600 Euro im Schrottcontainer
Und dann war da noch die Geschichte von dem Mann in Rauschwalde 2019, der zwar immer fleißig Bier kaufte, der den Pfand aber nie zurück brachte. Letztlich hatte er Bierflaschen im Wert von geschätzten 600 Euro Pfand in der Wohnung gehortet – also knapp 7.500 Flaschen – die alle im Container des Beräumungsunternehmens landeten. Die Görlitzer hätten damals sehr sehr gerne geholfen, sie alle ordnungsgemäß zum Pfandautomaten zu bringen…
Zu wenig Flaschen kommen zurück
Und auch das gehört zum deutschen Pfandsystem. Jährlich stockt es mal kurz im Pfandsystem. Dann melden sich Brauerein Land auf Land ab und bitten ihre Kunden, die Flaschen zurück zu bringen, weil der Vorrat an leeren Flaschen knapp wird. Das liegt nicht zwingend an den Kunden. Manchmal klemmt auch der Rücktransport vom Getränkeladen zurück zur Brauerei.
(MittwochSZ 2020)
Pfandbetrug
Und auch das gab es: Weil der deutsche Pfand recht einträglich ist, kamen schon Ganoven auf die Idee, das Pfandsymbol zu kopieren und auf ausländische Pflaschen (ohne Pfand) drauf zu kleben. Bestenfalls hätte sie der deutsche Automat geschluckt und unrechtmäßig Geld zurück erstattet. Ja… wo Licht ist, ist auch immer Schatten!
(SZ Januar 2024)
Pfand Song
Weil Pfand also einen echten Wert darstellt, hat 2012 bereits die Görlitzer Band Yellow Cap ein Lied dazu komponiert. Soll doch irgendwer glücklich werden mit den Cents. Alle mal besser, wie Scherben auf Gehwegen, die für platte Fahrradreifen und blutende Hundefüße sorgen.
Neustart in Polen – für eine saubere Umwelt
Mit diesen Pfandgeschichten aus 20 Jahren Pfandsystem in Görlitz und dem Umland wünsche ich den Polen also viel Freude beim zurück schaffen. Meine ganz große Hoffnung ist, dass damit die enorme Vermüllung in unserem schönen Nachbarland abnimmt. Darum geht es nämlich eigentlich: Glas und PET sind ein Rohstoff, den man zurück in einen Kreislauf bringt.
Der ein oder andere Pole wird sich künftig über den kleinen „Rabatt beim nächsten Einkauf“ so sehr freuen, wie wir Deutschen.
Die Einführung war zunächst für den 1.1.2025 geplant, wurde aber auf Oktober 2025 verschoben, weil „man noch nachbessern möchte“.
In Tschechien ist die Einführung 2026 geplant.
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