Der Pontekanal

Pontekanal innen
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Er ist der größte Kanal unter der Stadt. So groß, dass man drin spazieren kann oder Boot fahren. Der Pontekanal. Er untertunnelt die halbe Stadt als Regenwasserkanal und dient als Rinne für die Flüsse Siebenbörner, Ponte und Lunitz. Hier ist seine Geschichte.

Der Fluss Ponte – Namensgeber des Pontekanals

Die Ponte war einmal ein oberirdischer Fluss in Görlitz. Sie entspringt im Gewerbegebiet an der Umgehungsstraße in Höhe Rosenkranz. Von dort geht es unter der Bahnstrecke Görlitz-Berlin hindurch und entlang des Waggonbaus. Hier bildete die Ponte noch bis 1867 einen Ponte Teich an der Parsevalstraße.

Karte von 1867

Auf Höhe der heutigen Zeppelinstraße vereint sich der Fluss Ponte mit dem Fluss Siebenbörner, der vom Helenenbad kommt und gemeinsam geht es weiter die Christoph-Lüders-Straße und Pontestraße entlang. Auf Höhe des heutigen Aldi war der Pulverteich angelegt.

Karte von 1867

Ein Blick zurück auf dem Zeitstrahl zeigt auf dem Kupferstich von Daniel Pätzold von 1714, dass der Pulverteich noch fehlt. (Die Karte findet ihr als Infotafel an jedem Stadtturm.) Er war also offenbar von Menschenhand angestaut worden.

Kupferstich von 1714

Im weiteren Verlauf schlängelte sich die Ponte den Nikolaigraben vor und geht beim Hirschwinkelwohnheim in die Neiße. Heute fließt sie dort vereint mit der Lunitz in einem unterirdischen Kanal.

Karte von 1867

Zu sehen ist die Ponte heut nur noch an ihrem Ausfluss in die Neiße. Von der Ostseite kann man das große Tunnel gut erkennen.

Im Juni 2020 stand ich zufällig gegenüber dem Auslauf, nachdem ein Gewitter über die Stadt gegangen war. In solchen Momenten hat unser größter Regenwasserkanal der Stadt tatsächlich bissl zu tun. Allerdings ist er so riesig, dass bei dem Starkregenereignis 2010 (dem das schlimme Neißehochwasser folgte) der Pontekanal gerade mal kniehoch voll war.

Ins Unterirdische verbannt

Es ist eine Ausstellung auf dem Nikolaiturm, die uns ein altes Foto zeigt vom Bau des Pontekanals auf der Christoph-Lüders-Straße, mit dem der Fluss ins Unterirdische verbannt wurde. Das Bild stammt von 1901. Erst 1914 waren die umfangreichen Bauarbeiten der Kanalisation in Görlitz abgeschlossen.
(Zu den Öffnungszeiten des Nikolaiturmes)

1901

Zwei weitere Bilder dieses Kanalbaues befinden sich hier.

Einstieg in den Kanal – Nikolaigraben

Viele Jahre zum „Tag des Wassers“ am 22. März, haben die Stadtwerke Görlitz den Pontekanal für Besucher geöffnet. Der Einstieg befindet sich auf dem Parkplatz des Hotel Tuchmacher am Grünen Graben Ecke Nikolaigraben. Quasi hier. Links im Bild der Blick vom Eingang, rechts die Eingangstür:

Größter Regenwasserkanal der Stadt

Der Pontekanal fängt das Regenwasser in einem Bereich vom Neißebad, Siebenbörner und Rosenkranz (Umgehungsstraße) bis zur Neiße. Ab dem Einstieg kann man 400 Meter in Richtung Neiße laufen. Der Kanal der Lunitz kommt dann noch dazu. Und auch das Wasser, was in 30 Quellen unter der Peterskirche entspringt und unter anderem das Jüdische Bad speißt, gelangt in den Pontekanal.

In die andere Richtung ist er begehbar bis altes Gaswerk (Jägerkaserne), Pontestraße, Hilgerstraße. Unterm Waggonbau wirds enger. Ein begehbarer Abzweig geht Hilgerstraße, Landskronstraße bis zur alten Fichteschwimmhalle. *spannend* Auf insgesamt 1.580 Metern ist der Pontekanal begehbar. *wow Insgesamt ist der 7 km lang.

Mit 2,50 Meter Höhe und 3,50 Meter Breite könnten dort in einer Sekunde 44.000 Liter Wasser durchschießen. Hintergrund: Die Stadt Görlitz war seinerseits für 100.000 Menschen geplant. Entsprechend „groß“ hat man bei allen Dingen gedacht.

Bei einer Führung im März 2017 hab ich mal reingeguckt.

Da ich gar nicht die richtige Technik besitze für Fotografien in dunklen Kanälen, schauen wir uns lieber das Video von ERTV an:

Und sogar Boot fahren würde theoretisch gehen. Der ViaThea Förderverein versteigerte 2017 einen Abstieg in den Pontekanal für 8 Personen zu Gunsten des Straßenfestivals. 2019 (? wir recherchieren noch das genaue Jahr) konnte man eine Bootsfahrt im Pontekanal ersteigern. Das gibt es wohl auch nur in Görlitz!

Eure schönen Kommentare

Dieser Beitrag besteht aus einzelnen Beiträgen aus den Jahren 2017 – 2024. Hierbei gab es einige schöne Kommentare:

„Danke für die präzisen Informationen. Jetzt im Alter lerne ich Dinge über meine Heimatstadt, von denen ich noch nie gehört habe.“
„Wir waren auch dabei! Vielen Dank, liebe Stadtwerke.“
„Wieder etwas gelernt, wenn auch aus der Ferne. Ich stelle immer wieder fest, dass ich so manches von Görlitz noch nicht weiß. Bin aber auch schon seit über fünfzig Jahre weg. Danke an alle, die mit ihren Beiträgen mein Herz für die Heimatstadt berühren.“
„Ist sehr interessant…“

„Als das Waggonbaugebäude an der Lüdersstr. gebaut wurde ist ein Baufahrzeug im Pontekanal eingebrochen und wurde nach ein paar Tagen mit einem sowjetischen Panzer oder SPW herausgezogen. Ich wohnte damals in der Pontestr.“


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