Das Wetter im Jahr 1868

Sturm Schaden
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Gestern hab ich wieder ein bisschen gelesen in der „Chronik von Großröhrsdorf“. Eine herrliche Zeitkapsel über Sachsen zu Wetter, Naturkatastrophen, Kriegen, Hungersnöten, Ungeziefer und Verteuerung. Darin eine solch detailierte Schilderung über das heftige Wetterjahr 1868, die ich nicht vorenthalten will. Einen aufregenderen Krimi hätte ich vor dem Schlafen gehen nicht lesen können…

Zum Buch

Das gibt es in der SLUB. Geschrieben hat es 1869 der “Mädchenlehrer zu Großröhrsdorf” F. G. Praßer. Meine Fundstelle ist in Kapitel XX (20!), beginnend Seite 605 mit den „Kleinen Nachrichten vom Jahre 1830 bis zur Gegenward“.

Vorzüglich heiße Sommer von 763 bis 1868

Eine Auflistung lässt uns knapp 1100 Jahre Wetter in Sachsen überblicken. Heiß, trocken, staubig – gab es demnach schon immer!

Etwas genauer eingegangen bin ich schon zum Wetter:
Der Jahre 990 bis 1494.
Die Jahre 1857 und 1858, die zu größeren Maßnahmen in Görlitz führten.
Das trockene heiße Jahr 2018.
Aber was meint es mit einem „vorzüglich heißen Sommer“? Das ergründen wir nun mit dem Jahr 1868:

Das Jahr 1868

Vier schwere Nöte plagten es: Dürre, Samum (heißer und trockener Wüstenwind), Schneebruch und Orkan. Ich transkribiere es mal. Vielleicht kann sich so der ein oder andere einlesen in das Altdeutsch und Freude an dem Buch finden, um selbst darin zu stöbern. Mir ist es ein Vergnügen, mal wieder mit „ß“ und mit „th“ zu schreiben und all die herrlich alten Worte zu benutzen.

Dürre

Beginnen wir mit einem normalen Jahr, dass in eine Dürre umschlägt:
„Im Winter von 1867 zu 1868, wie auch in den Monaten März und April d. J. hatte die Erde durch Schnee und Regen sehr viel Feuchtigkeit erhalten, so daß ein Wassermangel, wie es in den letztverwichenen Sommerhalbjahren geherrscht hatte, nicht zu erwarten war.
Am 30. April kamen noch starke Gewitterregen, und man machte sich schon auf ein nassen Jahr gefaßt. Aber nach diesem Tage schlug das Wetter ins Gegenteil um. Der Mai blieb ohne nennenwerthen Regen, und am Pfingstfeste sah man schon mit großen Verlangen nach den aufsteigenden Gewittern, die am Südhimmel hinzogen, aber unserer Gegend nicht einen Tropfen gewährten, obschon sie sich nach der Böhmischen Grenze hin furchtbar entluden. Auch in den folgenden Monaten war der Himmel zuweilen vollständig mit Wolken überzogen, und es ließen sich dann und wann Gewitter sehen, allein, entweder zerstob ein sich plötzlich erhebender Wind die Wolkenmassen und… „

„… mit ihnen die Regenhoffnung, aber es regnete so wenig, daß der auf den Gewächsen haftende Staub kaum abgespült wurde. Da bei solcher Trockenheit die Sonne fast täglich die Erdoberfläche bedeutend, sogar bis über 50 Grad erhitzte, dazu ein trockener Wind wehte, der in den Richtungen SO., O. und NO. wechselte, so ward alles Land dürr, Gräser und alle anderen Pflanzen welkten ab und verdorrten, und schon Ende Juni, nachdem das Heu eingeerntet war, wurden Gärten und Wiesen braun gebrannt, und man sah im Juli und August nur noch in tiefliegenden Strichen ein frischen Grün. Wohl gerieth das Wntergetreide in solcher Witterung den Körnern nach ganz vortrefflich; doch blieb es im Strohe kurz. Die Sommersaat erreichte großentheils nicht die Länge einer Hand, und man sah Gersten- und Haferfelder, die die Sonnenglut vollständig getödtet hatte. Die Felder gewährten einen traurigen Anblick; sie lagen so fahl und öde, wie im Spätherbste. …“

Anmerkung: Wir wollen mal nicht vergessen, dass es damals noch regionale Versorgung gab und bei solchen Wetterlagen und Ernteausfällen immer eine Hungersnot und eine Verteuerung drohte, da nicht mit globalen Handelsströmen gepuffert werden konnte!

Samum

„… Da trat ein neuer, in hiesigen Landen in gleicher Stärke wohl noch nie eingekehrter Feind alles Lebens auf, nämlich ein Afrikanischer Samum, welcher 3 Tage lang, den 16., 17. und 18. August wehte. Am ärgsten tobte er am 17. d. M. und verrieth an diesem Tage seine, jenseit des Mittelmeeres wohlbekannte Natur; denn je rasender er daher brauste, desto größer ward die Hitze, die im Schatten bis auf 28 Grad, im An- und Wiederscheine der Sonne bis über 50 Grad stieg. Die vorherrschende Richtung des Luftstromes war eine rein südliche, die von Zeit zu Zeit südöstlich ward. Geschah dieß, so artete der Sturm augenblicklich in einen Orkan aus, welcher gegen 10 bis 15 Minuten anhielt, die Gegend in eine einzige dichte Wolke von Staub hüllte, welcher in alle Häuser und die feinsten Risse drang. Darauf wendete sich die Windfahne wieder nach Süden, und die Gewalt des Luftstromes nahm gleichzeitig ab. In solcher Weise wechselte es den ganzen Tag. – Wie vor dem Samum die Karavane flieht, so flohen in diesen Tagen die Vögel vor demselben. …“

„… Sperlinge, Staare, Finken, Schwalben waren verschwunden; sie hatten sich in das dichteste Gesträuch und die Wälder geflüchtet und ließen sich erst am 5. Tage wieder sehen. Das Laub der Bäume, besonders das der Buchen und Linden, hatte sich zusammengerollt, war verwelkt und fiel ab, und das wenige, dass noch erhalten war, sah fahl und gelb aus. Da nach diesem Sturme einige Tage hindurch Windstille eintrat, so gewährte ein, ungefahr 8 Tage später entstandener harter Windstoß das seltene Schauspiel, im August das welke Laub gleich Strömem von den Bäumen fallen zu sehen. – Durch dieses Phänomen war dem Erdboden vollends die letzte Feuchtigkeit entzogen…“

„… Feuchtigkeit entzogen worden, und das Land bot den Anblick einer wüsten Steppe. Fast alle Viehfütterung war vernichtet, und schon in diesem Monate ließ der Landmann sein Milchvieh ins Feld treiben, damit es sich den äußerst kärglichen Rest der Weide selbst suchen möge. – Wie groß die Dürre schon zu Anfange des Sommers war, erkennt man daraus, daß ein ziemlich starker Regen, welcher sich am 30. Juni und 1. Juli einstellte und nach welchem der Regenmesser 1 1/2 Zoll Regenhöhe zeigte, schon nach ein paar Tagen in der Erde kaum mehr verspürt wurde und nur den Nutzen hatte, daß der gesäete Rübensaamen aufgehen und das gepflanze Kraut einwurzeln konnte. Doch verdarb die darauf folgende abermalige Dürre Vieles wieder. Endlich öffnete der Himmel vom 8. bis 12. November seine Schleußen und füllte durch Regen und Schnee den Regenmesser mit gegen 6 Zoll Wasser….“ [Anmerkung: Das sind 15 cm Wasser].

Schneebruch

Aber ach, es kommt zum Schneebruch.

„… Allein, so wohlthätig dieß für die dustende Erde und die schwach fließenden Quellen war, so verderblich war es für die Baumwelt, da in der Nacht vom 8. zum 9. bei Null-Höhe des Thermometers und bei völliger Windstille ein nasser Schnee den Wolken massenhaft entfiel, der unzählige Obst-, Laub- und Nadelbäume zerbrach. In den Wäldern waren durch die zerbrochenen und umgestürzten Bäume und Baumäste alle Wege ungangbar gemacht worden. Vornehmlich hatte die Last des Schnees, der in den Morgenstunden gefroren war, die jungen Holzungen ruinirt, und man sah 6, 8, 10 und noch mehr Stück 3-, 4 und 5-zöllige Stämmchen … [Anmerkung: 5 Zoll sind 12 cm] … übereinander geschichtet liegen. Ganze Gehege wurden so verwüstet, daß man sie vollenz niederhieb, und hinter und in den Höfen aller Waldbesitzer lagen später große Stöße solches Bruchholzes, deren mancher seinen, an den Holzungen erlittenen Schaden auf Tausende von Thalern berechnete. – Auch von der Friedenseiche auf dem Kirchhofe zu Großröhrsdorf hatte der Schnee den Gipfel in einer Länge von 6 Ellen … [Anmerkung: 6 Ellen sind 685 cm] … und bei einer Stärke von 4 Zoll am Bruche heruntergedrückt, und es waren ihr nur noch 4 Seitenäste geblieben.“

Ich als Waldarbeiterin und Baummutti von 5.000 Bäumchen leide richtig mit bei diesen Zeilen!

Orkan

Als wenn das alles noch nicht reicht, kommt nun auch noch ein schwerer Orkan!

„Doch das dießjährige große Trauerspiel der Natur sollte aus 4 Acten bestehen. Die Dürre, der Samum und der Schneebruch waren vorüber. Da kam am 7. Decbr. ein hier wohl beispielloser Orkan, der in den Waldungen Sachsens einen Schaden von mehr den 4 Millionen Thalern anrichtete und 250.000 Wohngebäude beschädigte, resp. einriß, Scheunen, Seiten-, Fabrik- und sonst unbewohnte Baulichkeiten nicht mit inbegriffen. Dieser Orkan begann am genannten Tage Vormittags nach 9 Uhr, erreichte seinen Höhepunkt Mittags 1/2 1 Uhr und endete Nachmittags nach 2 Uhr. Fast kein Haus blieb unbeschädigt und besonders wurden die Dächer übel zugerichtet, unter… „

„… unter welchen sich die Schieferdächer noch am besten bewährten. Namentlich wurden die Ziegeldache der Kirchen ruinirt. In Lichtenberg wurde vom Kirchhause fast der 3. Theil der Bedachung abgeworfen, so daß die Gemeinde, der immerwährenden Reparaturen an demselben müde, vom Schieferdeckermeister Gottlieb Groh aus Großröhrsdorf im folgenden Jahre Schiederdach auflegen ließ. Auch in Radeberg, Großröhrsdorf u. war die Kirche an Dachung und Fenstern sehr beschädigt worden. In Radeberg hob das empörte Element [Anmerkung: Ich geh steif bei dieser schönen Formulierung!!! 💕 ] vom Gasthof zum Nordeutschen Hofe Dach und Dachgesparre ab und warf es auf die gegenüberstehenden Häuser; auch stürzte es daselbst zwei Dampfessen und eine Scheune ein. In Kleinröhrsdorf ward von dem gewaltigen Luftbruch ebenfalls eine Scheune und in Großröhrsdorf eine hinter dem Lehngerichtshofe stehende Schützenhalle umgestürzt und an einem Gebäude der Großmannschen Fabrik, ebendaselbst, Dach sammt Sparren rasiert. Zugleich hatte der Sturm auch Kunststück ausgeführt. Auf einem Dache hatte er fünf oder sechs Firstenziegel an der Blitzableiterfangstange aufgeschichtet und einen gegen 5 Zoll starken Apfelbaum in der Mitte des Stammes zerbrochen, ihn umgedreht und mit der Krone auf die Erde gesetzt, so das der Stumpf in die Höhe ragte. Zu dieser Zeit konnte man sich im Freien nur mit der größten Anstrengung aufrecht erhalten, viele Menschen wurden niedergeworfen, andere fortgeschleudert.“

„Als über die Ausdehnung und den Umfang dieses Orkans vollständige Nachrichten veröffentlicht worden waren, ergab sich, daß ein Strich von etwa 40 bis 50 Meilen [Anmerkung: 50 Meilen sind 80 km] Breite, der vom atlantischen Meere aus quer durch den Norden von Frankreich, Belgien, die Rheinprovinzen, mitten durch Deustchland, und zwar durch Thüringen, Sachsen, Schlesien sich bis tief nach Polen hinein verfolgen ließ, von dem Sturme verheert ward.
In hießiger Gegend kam der Hauptstrom aus WSW.; wechselte öfters mit SWgW., welcher Wechsel allemal mit einem rasenden Wirbel verbunden war, wodurch dieser Wind eben so verderblich wurde. Darum zerdrehte er die stärksten Bäume mitten im Stamme oder am Stocke, daß der Stumpf wie vom Blitze zerschmettert und zersplittert da stand, und riß die Dächer von mehreren Seiten auf. – Der große Schaden, welchen der Wind an den Strohdächern angerichtet hat, ist um so schwerer wieder auszugleichen, da jetzt (Mitte Mai 1869) das Schock Stroh 14 Thaler kostet. Vor einigen Monaten galt es sogar 16 Thaler.“

Da brauchste kein Tatort und kein Wolfsland mehr. Wetter ist doch der beste Krimi…

Wetter gabs schon immer – der Umgang damit ist entscheidend

Das viele CO2 war es wohl nicht, 1868 ;-). Haarp, Chemtrails und Co wohl auch nicht.
Wir kommen der Sache möglicherweise näher, wenn wir die Erde als Planeten begreifen, auf dem ebenso unwirkliche Bedingungen herrschen können, wie wir uns das sehr leicht von Mars, Venus und Co vorstellen können. Einer, der die Erde und ihr Wetter, aber auch ihre Naturkatastrophen in Wechselwirkung mit Sonne, kosmischer Plasmawolke und Planetenkonstellationen denken kann, ist Sun Evo News. Für mich wird so am ehesten ein Schuh draus. Wir befinden uns eben nicht im luftleeren Raum.

Wer auf regelmäßige Zusammenfassungen der unwirklichen Bedingungen steht, dem kann ich einige Channels empfehlen: Sott Media, Wold of Signs, Vulnerability. Ein normaler Wettertag ist immer ein Glück. Die Regel ist er nicht, wenn man global denkt.

Vielleicht ist es nicht die Aufgabe der Menschen, sich ewig über Gründe für Wetter zu streiten. Die Fehler, die wir momentan noch begehen und die das Wetter aufpeitschen, sollten wir schlicht einfach endlich lassen, nachdem doch längst alles bekannt ist. Von der Diskussion in die Tat!

Vielmehr wichtig erscheint mir, gegen das Unabänderliche und Erwartbare zusammen zu stehen und einander zu helfen. Das wäre Globalisierung at its Best, wenn wir den Regionen auf dem (unwirklichen) Planeten Erde, die es hart getroffen hat, unterstützen. Und wie man sieht, braucht es eigentlich keine Kriege mehr. Wetter hält genug auf Trapp… Tendenz momentan steigend!


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