Fahrrad fahren auf stillgelegten Bahngleisen – dass ist Draisine fahren. In Sachsen ist es unter anderem nahe Dresden möglich über einen Streckenabschnitt von knapp 10 km. Ich habe es ausprobiert und Fotos mitgebracht.
Streckenabschnitt
Der Draisinen Spaß liegt auf der alten Bahnstrecke von Kamenz nach Pirna auf dem Stück zwischen Arnsdorf und Dürrröhrsdorf. Der Start- und Endpunkt liegt an der B6 zwischen Fischbach und Rossendorf. Die Wendung der Fahrrad-Draisine macht man bei Dürrröhrsdorf. Die Wendung der Handhebel-Draisine passiert in Arnsdorf.
Die Strecke ist ansonsten stillgelegt.
Anfahrt
Von Görlitz aus eignet sich sowohl die A4 für die Anreise mit Abfahrt Burkauer Berg. Oder man nimmt direkt die B6.
Die Fahrtstrecke ist also knapp eine Stunde. Näher gelegen habe ich noch keine Draisine entdeckt. In unserer Gegend wurden die meisten unbenutzten Schienenstränge rausgerissen und in Radwege verwandelt. Damit haben wir uns eine witzige Freizeitmöglichkeit entgehen lassen. Ein Sammler hat die meisten Radwege und Draisinenstrecken auf dem deutschen Streckennetz zusammengetragen, hier.
Preise, Infos, Zeiten
Der Startpunkt ist ein alter Güterumschlagplatz. Vor Ort gibt es genügend PKW Parkplätze, Sitzmöglichkeiten (Foto) und ein Klo.
Abfahrt ist 9 Uhr, 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr und 17 Uhr – nach telefonischer Reservierung. Man fährt knapp 30 Minuten hin bei leichtem Gefälle und 40 Minuten zurück. Man ist also gut 2 Stunden unterwegs.
Es gibt ca. 10 Fahrraddraisinen mit je 2-4 Plätzen. Eine Draisine kostet (derzeit) 35 Euro.
Es gibt weiterhin Handhebeldraisinen, die man also mit Armmuskelkraft antreibt. Da kostet das Gefährt (derzeit) 105 Euro und bietet Platz für 8 – 12 Leute. Die Handhebeldraisinen fahren in die Gegenrichtung nach Arnsdorf (bei Dresden) auf einem Streckenabschnitt von 6 km.
Auf ins Abenteuer
Wir haben uns für die Fahrraddraisine entschieden.
Da nur zwei strampeln können, kann man prima Oma und Opa mitnehmen. Ebenso können Kinder ab 6 (wenn die Beine bis aus die Pedale reichen) mal Fahrrad fahren, ohne lenken können zu müssen oder das Gleichgewicht halten. Das macht die Draisine alles von alleine. Einzig bremsen muss man!
Und damit ging es los durch einen Streckenabschnitt, wie zwischen Görlitz und Königshain. Hier kommt das Manko: Es ist nicht viel zu sehen, außer ein grüner Tunnel aus Bäumen. Die 5 km Hinweg hatten wir in 30 Minuten absolviert trotz zwei Zwischenstopps. Da der „Hinweg“ leicht abschüssig verläuft, waren wir zwei passionierten Radfahrer völlig unterfordert. Als „Kaffeefahrt“ bei lockerer Beinübung, leicht über Schrittgeschwindigkeit, ist es jedoch nett. Wir haben die Drainine aus Spaß mal auf 20 km gedrillt. Man kann in jedem Fall schön quatschen dabei.
Ein bisschen Aktion kommt in die Tour an den zwei Schranken, die man sich selbst öffnen und schließen muss und dabei auf die befahrene Straße aufpassen. Hier kann man dann auch gleich paar nette Selfis von dem Ausflug schießen.
Highlight ist der Wesenitzviadukt, der kurz ein bisschen Blick in die Landschaft ermöglicht.
Uns hat die Fahrt nachdenklich gemacht: Welch Infrastruktur an Brücken, Überführungen, Aufschüttungen, Landschaftsplanung, Entwässerung etc einst für den Eisenbahnverkehr geschaffen wurde, zu einer Zeit, ohne GPS, ohne Baumaschinen, quasi von Hand… Und wieviel davon inzwischen als „übrig“ erachtet wird, rausgerissen wird oder vor sich hin vergammelt. Schade! Insofern ist die Weiternutzung für Radwege und/oder Draisinenstrecken eine gute Alternative.
Das dritte „Highlight“ ist das Wenden der Draisine auf einem Drehgestell. Dazu wird die Draisine einfach drauf gefahren, ihre Bremsen gezogen und das Gestell gedreht.
Und damit ist Zeit für eine Rast. Für die Rückfahrt ist mehr Zeit einzuplanen, da es leicht bergan geht.
Und nun kommt der Insider: Wenn man schnell genug den Hinweg geschafft hat, kann man seine Draisine wenden und zur nächsten Eisdiele eilen. Die ist in Dürrröhrsdorf am Bahnhof, keine 300 Meter entfernt.
Und dann geht es frisch gestärkt die 5 Kilometerchen zurück.
Prädikat
Auf der Löffelliste konnte ich „Draisine fahren“ jetzt abhaken. Das kleine Abenteuer dauert 2 Stunden. Dafür die Anfahrt/Heimfahrt von nochmal 2 Stunden muss man halt abwägen. Ich denke, dass ist eine schöne Sache, wenn man sowieso in der Gegend ist – und vor allem in lustiger Gruppe. Die Strecke ist nicht das Highlight, sondern das Erlebnis und das Miteinander.
Und vielleicht findet sich ja noch eine andere, längere, reizvolle Strecke – oder wir bauen noch selber eine aus im schönen Umland. Potenzial hat dieser Freizeitspaß in jedem Fall. Schön dass es sowas gibt und alte Bahntrassen ein zweites Leben bekommen.
Zum Anbieter dieser Tour.
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