Görlitz war einmal ein Weinanbaugebiet

Weinberg-Zgorzelec
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Görlitz hatte im Laufe seiner über 950 jährigen Geschichte offenbar mal mehrere Stellen, an denen Wein angebaut wurde. Das Klima gab es offenbar her. Hier das, was sich dazu in Erfahrung bringen lies…

Der „Weinberg“

Das „Weinberghaus“ verrät uns das mit seinem Namen bis heute. Auch der „Weinberg“, was im Volksmund die abschüssige Zittauer Straße nach Weinhübel und weiter nach Zittau ist, kündet davon.

So lässt sich also in den Stadtunterlagen finden, das beidseitig der „Zittauer Chausee“ Wein angebaut wurde – das wäre im heutigen Berggarten und im Sonnenland. Erste Erwähnungen besagen: „1398 bringt man auf 4 Wagen Tannenreis aus dem Lichtenberger Walde zu den Pfützen bei dem Weinberge.“

Der Weinberg in Zgorzelec

Aber nicht nur da wurde offenbar Wein angebaut! Als ich neulich in Zgorzelec den Berg erklomm, von dem das Foto stammt, wunderte ich mich beim Aufstieg über die terrassenartige Struktur des Berges. Tatsächlich hab ich auch beim zweiten Besuch vergessen, sie zu fotografieren, denn der Ausblick auf die Stadt ist jedes mal so beeindruckend.

In Beschreibungen zu den Hügeln am Ostufer der Neiße heißt es: „Die ganze Gegend hieß noch im 15. Jahrhundert auch die Weinberge, so 1432. … 1449 Weingarten oder Rabengasse.“

(Inzwischen befindet sich an dieser Stelle der „Bananenpalast“. Dieser schöne Aussichtspunkt auf die Stadt ist damit verloren.)

Saures Zeug?

Weinkenner Axel Krüger wusste noch zu berichten: „Damals haben die allerdings dem sauren Zeug Honig und Kräuter beigemengt, sonst war das wohl nicht zu trinken.“ Vielleicht hilft da die momentane Klimaverschiebung und macht die Idee von Weinbergen in Görlitz wieder attraktiv.

Die Wiesen am Weinberg und die Salmans von der Salomonstraße

Historiker Christian Speer führt weiter aus:
„Was hat die Salomonstr. in Görlitz mit dem Weinberg zu tun?
Die Ersterwähnung der Weinberge westlich der Neiße ist sogar noch älter als oben erwähnt: Aus den Ratsrechnungen von 1379 (!) erfahren wir, dass Geld für die Instandsetzung des Weges am Weinberg ausgegeben wurde. 1380 bezahlte die Stadt zwei Männern 20 Groschen fürs „Schneeschieben“ auf der Weinbergstraße. Und die drittälteste Erwähnung finden wir dann schließlich im „Roten Buch von 1305“.

Aus dem Eintrag Nr. 5101 der Edition erfahren wir, dass im Jahre 1382 Johannes Salmann seinem Vetter Siegmund Salmann eine „Wiese unterhalb des Weinberges“ übergibt, die einst dem verstorbenen Peter Salman gehört hatte.

Die Salmanns schienen eine große und begüterte Familie gewesen zu sein, ihre Mitglieder erscheinen sehr häufig für Geschäfte vor dem Görlitzer Rat, um sie in das „Rote Buch“ eintragen zu lassen. Peter Salman gehörten zu Lebzeiten mindestens eine „Kaufkammer“, eine Scheune und diverse Zinseinnahmen. Seine Frau hieß Dorothe und 1365 setzten sich beide gegenseitig als Erben ein. 1378 erscheint vielleicht derselbe Peter mit seiner zweiten (?) Ehefrau Klara, der er 80 Mark (in Silber) als Erbe hinterlässt. 1381 erhält Klara dann noch einen Hof in Görlitz …

Nach den reichen Salmanns ist wahrscheinlich auch „Salmannsdorf“ benannt (Ersterwähnung 1385) – und der Görlitzer wird es schon ahnen: Da wo heute die „Salomonstraße“ langgeht lag einst „Salmanns“ oder „Salomons Dorf“. All das und noch viel mehr erfahren wir aus dem „Roten Buch“.“
(Ein Beitrag vom 27.4.2016, 130 Likes)

Bebauung mit Rettungshaus in der Oststadt

Auf dem Grundstück des Weinberges in Zgorzelec stand bis zum Kriegsende das „Rettungshaus“, ein Erziehungsheim des „Oberlausitzer Verein zur Besserung sittlich verwahrloster Kinder“. Die Kinder hier betreute Dr. Walter Freise als Anstaltsarzt. Irgendwann nach 1990 gab es ein großes, weit hin sichtbares Feuer, welches das Gebäude zerstörte. In den 2000er Jahren ließ Zgorzelec die Ruinen abreißen. Hier findet man noch historische Postkarten vom Rettungshaus.

Ich hatte das Rettungshaus in den 90ern besucht und war in der Ruine rumgeklettert.
Dann führte mich 2016 mein Weg wieder auf den inzwischen leeren Berg, der aber furchtbar vermüllt war. Bei jedem Besuch genoss ich die Aussicht auf Görlitz und sammelte bisschen Müll zusammen.

Der Bananenpalast auf dem Weinberg

Um den 3. April 2019 begannen Veränderungen auf dem Weinberg in Zgorzelec.
Auf einem Foto vom 11. September 2019 war dann schon deutlich der „Bananenpalast“ zu erkennen.

Blick-Rathausturm-Goerlitz-nach-Norden

Am 15.04.2021 nahm der Bananenpalast Form an. Der Volksmund nennt es den „Bananenpalast“, da hier der Sohn von Citronex gebaut hat. Citronex ist ein Obstspediteur mit eigenen Reifehallen für Bananen. Diese Geschichte jedoch ist ein anderer Beitrag.
Der wundervolle Ausblick vom Weinberg in Zgorzelec hinüber auf Görlitz ist mit der Errichtung des Bananenpalastes für die Öffentlichkeit verloren gegangen.

Foto: Der „Bananenpalast“ vom Friedhof aus.

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