Heute war ich zum Lokaltermin im Betriebshof der Görlitzer Verkehrsbetriebe (GVB), denn dort steht ein „Modell“ einer neuen Straßenbahn. Und so konnte ich jede Menge Fotos mitbringen und viel Wissenswertes erfahren – für uns alle.
Die ÖPNV Modellstadt Görlitz 2022 – 2026
Es gibt bereits einen umfassenden Text, der alles erklärt, was an neuen Straßenbahnen, Erneuerung der Infrastruktur wie Bahnsteige und Oberleitungen, an Wasserstoff-Teststrecken etc kommen soll und wird. Diesen kann man hier lesen.
Weiterhin wird es mit all diesen Neuerungen denkbar, dass auch alte Streckenabschnitte wieder revitalisiert werden. Eine Teilstück wäre das nach Zgorzelec, wozu es bereits einen Text gibt, den man hier lesen kann.
Ebenfalls gibt es einen Text zum Streckenabschnitt rauf zum Klinikum. Den kann man hier lesen.
Mit diesen Texten hat man den roten Faden, womit wir die neue Straßenbahn angucken können.
Die „Neue“ ab 2026
Da isse, die Neue und daneben eine Tatra, wie sie seit 1983 (die Ersten damals) bis 1998 (die Letzten, die Görlitz bekam) rumfahren. Das ist schon ein deutlicher Unterschied! Mir fiel sofort auf, dass die Neuen viel höher sind. Da oben ist die ganze Technik verbaut. Es wird aber passend sein zu allen Oberleitungen in der Stadt. Ebenfalls fällt auf, dass die Neue etwas breiter ist. Sie misst 2,30 Meter, das sind 10 cm mehr, wie die Tatras. Hier ergibt sich das Folgeproblem: Die Bahnsteige an den Haltestellen müssen angepasst werden. Plan dabei ist, dass man ebenerdig ein und aussteigen können soll. Also sehr viel besser für Senioren mit Rollator oder Eltern mit Kinderwagen.
Die neue Bahn ist auch viel länger, als die bisherigen. Die jetztigen sind rund 18 Meter. Die Neuen dann 30 Meter. Da das Modell, den ich heute besichtigen war, nur aus Fahrerhaus und 4 Sitzengruppen besteht, hier ein vollständiges Foto auf einem Flyer:
Schön darauf zu sehen ist, dass es vorn eine einzelne Tür geben wird. Dann folgen drei Doppeltüren. Hinten dann nochmal eine Einzeltür. Es gibt also reichlich Platz zum Ein- und Aussteigen.
Insgesamt passen in die neue Bahn 176 Fahrgäste. Es hat 60 Sitzplätze und 116 Stehplätze. ABER: Es lässt sich nicht mehr in Doppeltraktion fahren, denn es gibt keine Anhängerkupplung.
Die Türen haben Leuchtstreifen. Grün bedeutet, dass einsteigen erlaubt ist. Rot bedeutet, „Kein Einstieg“. Zum Beispiel, weil die Bahn in den nächsten Sekunden losfährt. Oder aber, weil die Tür defekt ist (kann ja mal sein). Aber das Fetzigste ist: Rot, weil das Abteil bereits voll ist. Es gibt nämlich eine automatische Fahrgastzählung. Einklemmen in der Tür ist künftig ebenfalls nicht mehr möglich, denn es gibt Sensoren.
Für uns war heute offen. Deswegen folgt nun der Blick ins Innere.
Die Fahrer sitzt hinter einer geschlossenen Glastür.
Ich durfte auch mal probesitzen.
Insgesamt sehen die Fahrer sehr viel durch die großen Fenster, hier nochmal ein Foto von Außen.
Trotzdem ergibt sich für die Fahrer künftig eine Umstellung: Die Straßenbahn hat keine Außenspiegel mehr! Die Türbereiche und auch der umgebende Verkehr werden künftig über Kameras eingesehen. Eine kleine Umstellung wird das für die Fahrer. Bisher waren die Außenspiegel ein gutes Breitenmaß. Kam man mit den Außenspiegeln an einem Hinternis vorbei, schaffte das auch die ganze Bahn.
Das nächste Foto zeigt das Display mit dem Bild der Außenkamera.
Dabei sind Kameras nicht nur Außen an der Bahn, um den Türbereich überblicken zu können, sondern auch im Inneren der Bahn (im nächsten Foto links oben an der Decke zu sehen, die runden Dinger). Über diese Kameras sind also auch die Fahrgäste im Blick der Fahrer. Über eine Wechselsprechanlage können die Fahrer dann Durchsagen machen – auch nach Außen auf den Bahnsteig.
Hier sehen wir auch gleich die neuen Lampen in der Bahn. Die nun wieder sind mit „Ambientebeleuchtung“. Das heißt, im Sommer kann man zusätzlich zur Klimaanlage eher kühleres Licht anschalten. Im Winter dann wärmere Lichttöne wählen. Das ist alles ganz schön fetzig.
Wir gucken noch ein bisschen Innen rum. Die Sitze sind erhöht zu einem Mittelgang. Das ist wie ein Bockspringbett, sehr Seniorenfreundlich, weil man sich nur noch „draufschieben“ muss.
Ihr erinnert Euch an die Frage an die Görlitzer, welche Sitzbezüge sie wünschen? Das war im Januar 2023. Hier das Ergebnis.
Ein Segen wird die digitale Anzeige im Inneren, in welcher Linie man sich befindet. Wie oft schon bin ich am Demi oder Südausgang in eine Bahn gesprungen und dachte als nächstes, „Scheiße, ist das jetzt überhaupt die richtige Linie?“ Bisher hat man das Innen nicht gesehen. Das ändert sich nun.
Und ebenfalls ganz wunderbar ist die digitale Anzeige, an welcher Haltestelle die Bahn gerade ist. Diese Station wird nämlich groß und rot dargestellt. Es kann also fast nichts mehr schief gehen.
Und weil das Modell hinten offen ist, konnte ich Euch auch diese Ansicht knipsen. Das ist schon ein paar Zentimeter breiter, wie bisher.
Eine Sache bleibt, wie wir das alle kennen: Wir knipsen weiter manuell mit einem Papierfahrschein. Auch wenn ansonsten alles mit Sensoren, LED´s, Wasserstofftechnik, Kameras etc versehen sein wird – das bleibt so herrlich oldschool. Nix mit Handyticket und nur scannen lassen.
Ein bisschen Zukunftsmusik ist besagte Wasserstofftechnik. Görlitz wurde auserwählt, um daran zu tüfteln. Und auch die Selbstfahr-Automatik wird in Görlitz erprobt. Die Teststrecke wird, nach aktuellem Kenntnisstand, zwischen Bolzehof und Wiesengrund errichtet.
Insgesamt bekommt Görlitz Acht dieser Bahnen ab 2026 bis 2028. Das Ganze war eine Großbestellung gemeinsam mit Zwickau und Leipzig.
Ein Problem ergibt sich noch: Wenn bisher eine Bahn mit einem Auto zusammen gestoßen ist, dann zog immer das Auto den Kürzeren Aufgrund der Kupplung. Diese gibt es jedoch künftig nicht mehr. Siehe Vergleichsfoto:
Weitere Infos verstecken sich hinter dem QR Code.
Die Bevölkerung wird ebenfalls noch die Möglichkeit haben, das Modell zu bestaunen. Termine gibt die GVB bekannt.
Ich freu mich schon auf die vielen Verbesserungen.
Herzlichen Dank für die Besichtigungsmöglichkeit heute.
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