Schloss Krobnitz und sein Mausoleum

Schloss-Krobnitz
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Schloss Krobnitz, zwischen Reichenbach und Meuselwitz, passt optisch überhaupt nicht ins Sächsische. Der Bauherr Graf von Roon brachte Berliner Luft in die Provinz und legte ebenfalls ein Mausoleum für seine Familie im Schlosspark an. Ich war mir das ansehen.

Die Schlossgeschichte – Familie Uechtritz

Ich will vorn anfangen. Vor Roon! Bei Friedrich Wilhelm von Uechtritz, der den Park angelegt hat, und noch ein bisschen davor. D.h., das machen sehr gut die Erklärschilder auf dem Schlossgelände. Gucken wir es also einfach an:

Zur Liste der „lückenlos Bekannten“ gehören Namen wie von Döbschütz, von Nostitz, von Warnsdorf, von Loeben. Es geht schließlich um 400 Jahre Geschichte. Da kommt bisschen was zusammen.

Dann kommt es also 1732 zu den von Uechtritz. Der Vater errichtet das barocke Herrenhaus (das es heute nicht mehr gibt!). Der Sohn legt den Park an. Der erstreckt sich südlich vom Schloss. Es gibt eine Schlucht und mehrere Seen, die über einen Flusslauf miteinander verbunden sind. Das dürfte benannte Landschaftsgestaltung anno 1750 sein. Inzwischen hat der Park einen Idyllebeauftragten, den wir nur zu gut kennen: Bone vom Bonehaus auf dem Obermarkt hütet die Parkanlage, siehe Artikel (Meldung von 2022).

Einen solchen Denkstein nach unserem Tod wünschen wir uns wohl alle. 💕

Schlossgeschichte – Familie von Roon

Jetzt gehts um das heutige Gebäude und das Mausoleum. Hier das tolle Erklärschild, ich ergänze wieder darunter:

Seit Nenas „99 Luftballons“ wissen wir: „Kriegsminister gibts nicht mehr…“ Herr Roon jedoch war einer! An dieser Stelle mal in aller Klarheit: KEINER wurde je adelig gesprochen, wenn er sich nicht in einem Krieg verdient gemacht hatte. Es waren immer und zu allen Zeiten „Kriegshelden“, also strategisch tötende Menschen. Und zwar nicht kleine Soldaten, also Kanonenfutter. Die wären ja gar nicht wieder heim gekommen. Sondern immer höhere Dienstgrade. Das gesamte Adelstum basiert auf Krieg, auf Kampf, auf töten, darauf einem Befehlshaber ruhmreich zu dienen, auf Macht. Dafür gab es das „von und zu“ im Familiennamen. Das heißt nicht, dass alle Nachkommen in den Familien dann immer kriegerisch waren. Das definitiv nicht. Aber der Anfang ist stets dieser. Mir ist bisher noch keine Adelsgeschichte untergekommen, wo ein lieber Bauer, ein fleißiger Gärtner, eine rege Magd oder ein Friedensstifter adelig gesprochen wurden.

Herr Roon ist ein geborener „von Roon“, war also schon immer adelig und blieb dem Militärdienst treu, wie seine Vorfahren. Er gilt als Wegbereiter des deutschen Kaiserreichs, als „Kriegsminister“. Auf sein Konto gehen die „siegreichen Feldzüge“ gegen Dänemark, Österreich und Frankreich, die 1871 zur Gründung des Deutschen Reichs führen. Was ist „siegreich“? Unsere Sprache ist irreführend und verschleiert Mord und Tötung! 1873, zwei Jahre später geht er in Ruhestand. Da ist er 70! Der Kaiser vermacht ihm 300.000 Taler. Davon soll er sich ein Rittergut kaufen. Er entscheidet sich für Krobnitz 1873.

Herr Roon kommt aus Berlin. Der Umbau vom vorhandenen Schloss wird „preußisch“ und passt damit überhaupt nicht ins übrige Sachsen oder die Oberlausitz. 1873 – 1875 wird gebaut. Das Gebäude wird aufgestockt, das alte Mansardendach entfernt. Nun hat es ein Flachdach. Die Fassade wird klassizistisch nach dem Vorbild des Berliner Kriegsministeriums (Foto).
Hinzu kommt ein zweigeschossiger Westflügel und ein achteckiges Belvedere (übersetzt „schöne Aussicht“) mit Aussichtsturm. Im Foto sieht man gut den „Bruch“ zum Anbau.

Hier das Türmchen von Westen.

Das Schloss von Süd-West. Das ist seine Schokoladenseite.

Und schnell noch die Runde rum, bevor ich weiter erzähle. Hier von Osten.

Auf der Nordseite hatte irgendwie keiner mehr Lust auf hübsche Gestaltung. Wirkt wie die Stiefkindseite mit Dienstboteneingängen. Dabei befindet sich auch hier ein ausladenes, Park ähnliches Grundstück, um drin rum zu schlendern und aufs Schloss zu gucken…. Nunja.

Das Mausoleum im Park

Herr von Roon lebte nur bis 1879. Er war beim Schlosskauf ja bereits hoch betagt. Umso naheliegender ist es, dass er sich auch baulich mit dem (eigenen) Tod befasste – und ein Mausoleum im Park errichten ließ.

Für das Mausoleum wurde ein Berg gesprengt. Das erklären wieder die sehr guten Schilder.

Tatsächlich wirkt es auf dem Mausoleum amputiert nach dem Abriss der Kapelle. Falls mal wieder die aktuellen Herren Denkmalschützer baugeschichtliche Objekte verstümmeln oder abreißen wollen, gern an die fehlende Kapelle von Krobnitz denken!

Hier der Blick in die Gruft auf die 13 gefüllten(!!!) Grabkammern.

Die von Roons blieben Offiziere – mit Folgen! Der Sohn von Graf Albrecht von Roon, der Waldemar Albrecht von Roon hatte 8 Söhne, wovon 5(!!!) im ersten Weltkrieg starben. Was wir gar nicht erfahren ist, wie die Mutter der acht Söhne, Magdalene Cordelia Henriette Jenny von Blanckenburg, diese Tode verschmerzte. „Gemacht“ sind acht Söhne schnell. Das dauert bestensfalls keine 3 Minuten. Aber 9 Monate ausgetragen, auf die Welt gebracht und groß gezogen, waren sie eben nicht in 3 Minuten. Geschichtsschreibung erzählt uns leider fast immer nur die Männergeschichte und vergisst die Frauen und Mütter… und ihre Gefühls- & Erlebniswelt.

Erst der 1907 geborene Hans Albrecht Graf von Roon brach mit dem Kriegsgedöns und wurde Landwirt. Er starb allerdings kurz vor dem zweiten Weltkrieg an einem Reitunfall. Seine Witwe, die Ilse Gräfin von Roon, verwaltete den Familienbesitz noch bis 1945 mit Hilfe eines Inspektors. Beide sind in einem Grab oberhalb der Gruft unter einer Buche bestattet.

Und so endet die adelige Geschichte des Schlosses 1945. Ein von Roon lebt heute in England.

Heute ist das Schloss Teil des Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbundes, zu welchem 4 Häuser gehören. Alle bieten neben den Ausstellungen auch Veranstaltungen an. In Krobnitz ist das meist Hochkultur. Heute gab es Klassik und der Parkplatz war voll.

Park

Der Park lädt zum schlendern ein. Der Teil nahe des Schlosses erinnert an den Pücklerpark mit einzelnen Bäumen, die ihren Habitus ausleben dürfen.

Hinter der Familiengruft wechselt der Park in ein Waldgelände. Das ist dann mehr wie der Berggarten in Görlitz. Man spürt genau das Potenzial, aber es hat eben noch niemand geborgen und bis dahin gibt es zumindest Wege, Bänke, Seen, den künstlichen Wasserlauf und den Liebesstein. Das ist auf seine Weise schön.

Das schönste Motiv war die Allee mit ihren knorrigen alten Bäumen, die ich einfach in schwarz-weiß fotografieren musste.

Für einen Besuchermagneten, wie es der Pücklerpark ist, fehlt noch bisschen was. Ein schönes Cafe zum Beispiel, Schilder an den seltenen Gehölzen, Fische in den Teichen und Mandarinenten, Wegweiser zu markanten Punkten als hübsches Ziel, Blüten! Jetzt ist es mehr ein Park für einheimische Gassigänger.
Na, vielleicht hat Bone, unser Idyllebeauftragter, noch ein paar Ideen. Und dann pücklern wir nicht mehr nur, sondern uechtritzen und roonen auch…


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