Das wehrhafte Görlitz

Kaisertrutz-mit-Reichenbacher-Turm
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Verteidigung war seit Anbeginn der Stadtgeschichte einer der wichtigsten Bausteine im städtischen Leben für etwa 700 Jahre. Hier ein kleiner Abriss dazu, was mir vom Schreibtisch aus einfällt…

Der Sechsstädtebund

Es war einmal unsere schöne mittelalterliche Stadt, die hatte ständig mit Raubrittern Probleme. Also tat sie sich mit den lieben Nachbarstädten 1346 zusammen und wusste so zwischen Kamenz bis Lauban und Zittau bis Löbau und Bautzen, wo sich die Halunken rumtrieben und blieb wehrhaft.

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Die Wappen des Sechsstädtebundes am Neuen Rathaus

Stadtmauer und Stadttürme

Unsere schöne Stadt baute eine Stadtmauer und 4 Türme, in jede Himmelsrichtung einer! Auf den Türmen wohnten Türmer mit ihren Familien und die hatten 12 Stunden Schichten zu verrichten. Sie hatten nach Feinden Ausschau zu halten und nach Feuern, die ausbrachen. Tagsüber mussten sie die Richtung des Unglücks mit einer Fahne anzeigen, nachts mit einer Fakel. All dies lernt man bei einem Besuch des Reichenbacher Turms sowie des Kaisertrutzes, wo Waffen, Fahnen und Rüstungen ausgestellt sind.

Reichenbacher-Turm-am-Demianiplatz

Stadttore

Die Stadttore waren bewacht und es wurde auf alle Waren Zoll erhoben. Gewogen wurde beim reinfahren und nochmals beim rausfahren. Fahrende Händler wurden gezwungen, mindestens zwei Tage ihre Waren in der Stadt anzubieten und folglich auch zu übernachten sowie zu essen und zu trinken. Auch auf diese Weise wurde Görlitz reich. Welche „Fremden“ in der Stadt waren, war den Zöllnern also stets bestens bekannt.

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Das letzte noch erhaltene Stadttor, das Finstertor.

Selbstverteidigung der männlichen Bevölkerung

Am Boden hatte jeder Mann der Stadt Wehrdienst zu leisten. Daraus hervor gegangen war bereits im Jahre 1377 die Görlitzer Schützengilde. Die schossen natürlich nicht aus Spaß auf Zielscheiben oder Tontauben. Sie übten Verteidigung!

Innerhalb der Stadtmauern waren die Quartiere in 4 Bereiche aufgeteilt, wobei jeder Bereich seine Flagge hatte und sich regelmäßig zu Verteidigungsübungen traf.

Herstellung von Zubehör

Innerhalb der Stadt gab es auch die Plattner. Jene Berufsgruppe, die also die kleinen Metallplättchen für Rüstungen schmiedete. Verteidigung war normaler Bestandteil der Görlitzer!

Kriegerische Handlungen um Görlitz

Und so trotzten und trutzten wir also immer wieder Angriffen und blieben relativ unbeschadet über die Jahrhunderte. Ansonsten hatte Görlitz vor allem Glück, dass die Kampfeslinien selten bis zur Stadt kamen. Hier ein Auszug daraus:

1241 – Angriff der Mongolen mit großer Schlacht bei Liegnitz. Nach Görlitz brachten sie nur ihre Verwundeten, um sie zu heilen.
1429 – der Hussitenkrieg, bei dem die Vorstädte abbrannten. Das ummauerte Stadtzentrum jedoch nicht.
1641 – Angriff der Schweden im Dreißigjährigen Krieg. Dabei erlitt die Stadt sehr wohl schwere Schäden. Geblieben ist von unserer Wehrhaftigkeit der KaiserTRUTZ!

Blick-vom-Reichenbacher-Turm-Görlitz

1757 – die Schlacht von Moys im Siebenjährigen Krieg. 32.000 Mann gegen 13.000 Mann hauen sich die Köpfe im Süden von Görlitz ein. Der Anführer der Preußen kommt verletzt nach Görlitz und verstirbt.
1813 – Napoleon! Er verschont Görlitz. Dafür bleibt in Bunzlau und Reichenbach kein Stein auf dem anderen. Verschont blieb allerdings nur die Bausubstanz. Geplündert, geklaut und vergewaltigt wurde trotzdem!

Stadtbrände

Schwerer noch, wie die Angriffe auf die Stadt, sind die verheerenden Feuersbrünste, die immer wieder die Stadt in Schutt und Asche legen. Aus diesen Erfahrungen geht bereits 1692 eine Brandschutzverordnung hervor. Seit 1897 hat Görlitz die Berufsfeuerwehr. (Hier mehr dazu)

Abriss Stadtmauer – Militärstadt

1840 – Wir reißen die Stadtmauer ab, weil die Stadt zu eng geworden ist und der Fortschritt am Stadttor klopft. Geblieben sind der Ochsenzwinger und der Nikolaizwinger als Gartenanlagen.

Eingang Ochsenbastei

Aber es gibt die Auflage, ein Bataillon zu stationieren. Deswegen entsteht die Jägerkaserne ab 1854 und beherbergt 600 Mann. Es folgen die Kleistkaserne, die Winterfeldkaserne und verschiedene Lazarette. Görlitz wird zu Militärstadt.

Hier ist die Wende. Die Herren, die nun verteidigen, sind keine Görlitzer mehr. Und das bleibt ab dem Zeitpunkt in der Geschichte auch so. Dsa Militär in der Stadt ist längst Geschichte. Das aktuelle Militär stellt heute die Bundeswehr. Polizei und Grenzschutz sind Behörden mit Dienstanweisungen aus Land und Bund. Einzig Feuerwehr und Freiwillige Feuerwehr wird noch von Einwohnern besetzt und bestimmt.

Goerlitz-Jaegerkaserne-2021
Jägerkaserne

Kriegsverluste bei den wehrhaften Männern

Die damals folgenden Kriege verschonen zwar Görlitz, reißen aber herbe Lücken in die Stammbäume der Görlitzer, denn unsere Männer müssen an die Fronten.
1870/71 – Deutsch-Französischer Krieg
1914 – 1918 – Erster Weltkrieg
1939 – 1945 – Zweiter Weltkrieg
Auf allen Friedhöfen und Dörfern stehen die Gedenksteine dazu und Friedenseichen.

Mahnmal-Erster-Weltkrieg-1914-1918-Ludwigsdorf

Schwächung durch massenhafte Abwanderung

Ab 1990 verlassen massenhaft Einwohner im wehrfähigen Alter die Stadt in alle Richtungen. Auch das schmälert die Wehrhaftigkeit einer Stadt. Übrig bleibt eine (leider) viel zu hohe Anzahl bildungsschwacher Einwohner. Hinzu kommen neue Menschen, deren Heimat Görlitz nicht ist und die „Heimat“ als Gefühl und Motivation für Verteidigung oftmals gar nicht kennen.

Und heute?

Knapp 200 Jahre ist es her, dass wir die Stadtmauer abgerissen haben und die Verteidigung der Stadt nicht mehr selbst in der Hand haben.

Aktuell setzt sich die Bevölkerung zusammen aus 9.163 Ausländer. Die größten Gruppen dabei sind 5.021 Polen, 1.312 Ukrainer (vor allem Frauen und Kinder), 548 Syrer und Araber, 180 Araber sowie 1.663 sonstigen Landsmännern. (Stand: März 2023). Menschen also, die in der Tendenz nicht für ihr Görlitz kämpfen würden. Dem gegenüber stehen 48.899 Deutsche.

27.813 Menschen in Görlitz sind über 50 Jahre alt, davon sind 1.777 ausländische Mitbürger.
Wenn wir die Kinder und Jugendlichen abziehen, bleiben 18.543 deutsche Einwohner zwischen 20 und 50. Davon können wir die ausländischen Bevölkerung zwischen 20 und 50 abziehen (4.456 Einwohner). Und da Görlitz eine Frauenquote von 52% besitzt, ziehen wir die auch noch ab. Es bleiben etwa 7.325 deutsche Männer im Alter zwischen 20 bis 50 übrig. Ein Blick in unsere Straßen klärt sofort, wer davon wehrfähig und heimatverbunden wäre. Einzig der Motivation, die eigenen Kinder und das private Eigentum zu schützen, spreche ich aktuell eine gewisse Wehrfähigkeit zu.

Seit 2015 lassen wir unkontrolliert Menschen aus aller Welt in unser Land und unsere Stadt.
Die Meldungen von „Einzelfällen“ bestimmen leider die Nachrichten. (Vergleich 8.7.2023)
Die Feuerwehr hat große Nachwuchssorgen.
Die Fitnesscenter sind zwar voll, aber bringen keine wehrhaften Bürger hervor.
Die Sportvereine freuen sich definitiv über Zulauf in ihren Selbstverteidigungskursen.
Die Wehrpflicht in Deutschland wurde 2011 abgeschafft.

Perspektivisch setzt Görlitz auf geistig arbeitende Bevölkerung und forciert dort den Zuzug – für das Zentrum für Astrophysik, das Frauenhofer Institut und die Hochschule, für den Siemenscampus und den Senckenbergcampus. Sowie für viele IT-Büros.
Wir sind also alles, aber nicht aus eigener Kraft wehrhaft – seit ca. 200 Jahren.
Dies ist kein Görlitzer Problem, sondern ein Gesamtdeutsches. Alle deutschen Städte haben diese Entwicklung genommen.
(Ein Beitrag vom 8. Juli 2023, 133 Likes)


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