Das Kugeldenkmal – ein Massengrab im Stadtpark

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Auf einem der historischen Spaziergänge unseres Museums (Görlitzer Sammlungen) ging es um das Kugeldenkmal im Stadtpark. Seine Geschichte war auch mir bisher unbekannt und so habe ich sie mal mitgebracht. Herzlichen Dank Ines Haaser für die Zuarbeit im Nachgang.

Der Stadtpark – Viehweide vor der Stadtmauer bis 1830

Fangen wir vorne an in der Geschichte. Bis in die 1840er Jahre war Görlitz weitestgehend auf den Bereich der (heutigen) Historischen Altstadt zwischen der Stadtmauer beschränkt und es gab schon die (heutige) Nikolaivorstadt. In dem alten Kupferstich von Daniel Pezold von 1714 sehen wir das. Der hängt an jedem Stadtturm, wenn ihr den mal in Ruhe studieren wollt. Der (heutige) Stadtpark lag also „weit“ vor der Stadtmauer. Das Bild endet mit der „Kahle“ im Süden, der heuten Johannes Wüsten Straße. Da ist es bis zum Stadtpark noch ein Stückchen südlicher die heutige Marie-Curie-Straße entlang.

Und da draußen, „weit“ vor den Toren der Stadt weidete also das Vieh auf großen Freiflächen.

1813 – Befreiungskriege von Napoleons Vorherrschaft

Das Napoleon mal in Görlitz war, haben alle schon gehört. Am 20. August 1813 winkte er seinen (französischen) Truppen vom Balkon am Obermarkt 29. Das war damals der größte Platz der Stadt und das einzige Haus am Platz mit Balkon dran. Und das Napoleon irgendwie auch in Reichenbach, Holtendorf und Markersdorf war, wissen wir auch. Das war schon im Frühjahr 1813, nämlich am 22. Mai. Da schlugen sich Franzosen und Russen die Köpfe ein. Dort büßte Napoleon seinen General Marschall Duroc ein, weswegen bis heute ein Hotel in Holtendorf so heißt.

Kurz: Rund um Görlitz tobte ein Krieg, bei dem die Franzosen zurück gedrängt werden sollten. Görlitz hatte damit eigentlich nichts zu tun und die Stadt selber blieb auch unbeschadet. Aber die Schlachten fanden halt vor der Haustür statt. Und was will man da machen? Genau, man errichtet ein Lazarett!

Lazarett auf den Viehweiden, Stadtpark

Und das ist es nun schon, was das Kugeldenkmal erklärt. In dem Lazarett starben ca. 1.300 Soldaten. Es waren vor allem Franzosen (Napoleons Truppe), Russen (der Gegner), Bayern die unter russischem Kommando standen und Preußen. Sie starben zumeist an Typhus. Das ist ein Fieber, dass durch Bakterien hervorgerufen wird. Es entsteht durch verunreinigte Nahrungsmittel oder verschmutztes Wasser. Und wohin mit den 1.300 toten Soldaten? In ein Massengrab. Das Kugeldenkmal kenntzeichnet die Stelle dieses Massengrabes.

Gestaltung des Denkmals

Anfangs markierte nur „ein kleiner Stein den Ort des Massengrabes“, weiß Frau Haaser. Dann begannen die Görlitzer mit der Gestaltung ihres Stadtparks. 1838 entschied noch der Magistrat (wir würden ihn heute Stadtrat nennen), diese historische Stelle unbepflanzt zu lassen. 20 Jahre später, 1859 gab es dann einen Plan, der die Gestaltung auch dieser Fläche regelte mit angemessener Bepflanzung. Und so wurden es Hemlocktannen, die mit ihren bis zum Boden reichenden Astschleppen für tief dunklen Schatten sorgen.

Zur Gestaltungsidee gehörte auch ein schlichter Gedenkstein aus rohem Granit und dazu Kanonenkugeln. 1861 konnte der Magistrat überzeugt werden und so wurde das heutige Denkmal umgesetzt. 160 Jahre alt ist es also für einen Vorfall, der 208 Jahre zurück liegt.

Der schlichte Granitblock mit der 1813 drauf
Der Weg hin mit den Kanonenkugeln
Der Granitblock umrahmt von Kanonenkugeln

Ein weiteres bekanntes Massengrab in Görlitz ist die Pestwiese auf dem Nikolaifriedhof.


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