Im Rahmen von „Abenteuer Neiße“ hat Interreg Polen-Sachsen eine halbe Millionen Euro EU-Gelder für den Ausbau der Landschaft am Rothwasser (Czerwona Woda) in Moys (Ujazd) gegeben. Es sind Reitwege entstanden, Nordic Walking Strecken, ein Trimm-Dich-Pfad, ein Radwegenetz sowie zwei Brücken. Ich war mir das angucken.
Video
Aufhänger war dieses Video, welches das neue Areal vorstellt:
Anfahrt
Ihr kennt die Picknickinsel in der Weinlache im Neißetal? Dahinter macht die polnische Landschaft so ein kleinen Knick. Das ist das Tal, durch das das Rothwasser geflossen kommt und in die Neiße mündet. Das Rothwassertal also am Jägerwäldchen. Da geht die Reise hin.
Weiter über die Stadtbrücke. Keine Polizei weit und breit, die einen Test sehen will…
Und weiter an der Ruhmeshalle vorbei. Hier ist mal das Amphietheater von hinten.
Dahinter die frühere „Teichbaude“ im Snaypark. Wer historische Fotos gucken will, hier.
Und das ist der alte Ententeich im Snaypark. Da gibts auch historische Fotos, hier.
Hilfe für streunende Katzen
Ich hab den Weg an der Teichbaude vorbei über die alte Lindenallee zum Viadukt gewählt, weil ich folgendes mal zeigen wollte:
Ich hab ja nicht schlecht gestaunt, wie ich es im Feburar 2020 entdeckt habe. Ich hielt es zuerst für Imkerkästen, aber das konnte es ja nicht sein. Es ist eine Hilfe für streunende Katzen. Auf den Zetteln steht: „Die Menschen sollen aufhören, gegen Katzen zu kämpfen. Stattdessen sollen sie den Katzen das Kellerfenster ein Loch weit offen lassen.“ Mitten im Wald stehen hier Holzkästen mit Stroh ausgepolstern und mit Katzenlöchern. Dazu Futter, freundlich überdacht. Irgendwer kümmert sich also drum. Sachen gibts im polnischen Stadtwald, da staunste…
Der Weg führt vorbei am alten Milchkur-Haus (historische Fotos hier) und endet am obersten und kleinsten Bogen des Viadukts. 30 Böden hat er. Das ist doch mal eine andere Perspektive.
Von dort ging es immer an der Gartensparte entlang. So kam ich an die Stelle, wo mal die (berühmte) Felsenkanzel war. (historische Fotos hier).
„Wie Sie sehen, sehen Sie nichts!“ Außer am Boden, da sind noch Stumpumpel vom ehemaligen Geländer. Sollten wir jemals wieder große Lust spüren, rüber und nüber blicken zu können, dann muss diese Felsenkanzel freigeschnitten werden.
Und so landet man im Jägerwäldchen, wo einst die Görlitzer Schützen ihre Schießbahnen hatten und ein gleichnamiges Restaurant die Bootstouristen erwartete. (historische Fotos hier). Wer sich also wundert, wieso die Landschaft so seltsame Rinnen im Wald hat: Das waren die Schießbahnen.
Aber nun genug Geschichtsunterricht, ich wollte ja zum Rothwasser. Und da ist es auch schon:
Und so lande ich also auf grünem Wege und historisch interessant in Moys (Ujazd) unweit vom Schloss Nieder-Moys (im Bildhintergrund das Türmchen). Dazu an anderer Stelle mal mehr…
Gestern hab ich großspurig gesagt, man müsste nur dem Rothwasser Flussaufwärts hinterher, um an die Lagune zu kommen. Ganz so prima klappt das nicht. Da ist eine Schnellstraße im Weg. Deswegen wurschtelt Euch durch. Bei mir wars ein Mix aus lila, rotem und grünen Radweg. Es stehen überall Schilder. Man geht nicht verloren (im englischen so treffend umschrieben mit „get lost“).
Generalleutnant Winterfeldt und sein Untergang
Man kann schwer von der Lagune des Rothwassers sprechen, ohne die historische Bedeutung des Ortes kurz zu erklären. Es war einmal der Siebenjährige Krieg von 1756 bis 1763. Görlitz hat sich irgendwie „versteckt“ und wurde glücklicherweise nicht zum Schlachtfeld. Aber in Moys standen sich die Truppen gegenüber: Preußen (13.000 Mann) gegen Österreich (20.000 Mann). Es gab herbe Verluste: Preußen = 1.500 Tote, Österreich = 1.800 Tote. Ich hoffe immer, dass die Menschheit inzwischen versteht, dass es ne ganz doofe Idee ist, sich gegenseitig abzumurxen.
Das Ganze war jedenfalls am Jäckelsberg (auch Holzberg genannt) und das ist dieser Huckel an der Rothwasser-Lagune. Wer es nachlesen will, hier.
Der Herr Winterfeldt wurde schwer verletzt (Säbelhieb zwischen linker Schulter und Halsansatz) und nach Görlitz auf den Obermarkt 8 gebracht. Einen Tag später jedoch verstarb er. Das war am 8. September 1757. Irgendwo am Jäckelsberg soll ein Denkstein stehen. (historische Fotos hier). Ich sehe immer nur einen Findling an der Lagune, dem man die Gedenkplatte abmontiert hat.
Aber neben dem Findling stehen nun *neu die Schilder für das neue Wegenetz an der Rothwasser Lagune. (Das war jetzt mein geschichtlicher Bogen!)
Bis in die 70er könnte die Lagune des Rothwasser tatsächlich ein ganz beliebter Badesee gewesen sein (historische Fotos hier). Nun ist es noch ein Anglerparadies und Ententeich.
An der Lagune muss man also entlang, um zum neuen Wegenetz zu kommen. Unterwegs gibt es schon mal einen Spielplatz in beeindruckender Kulisse.
Liebe Freunde in Zgorzelec, wir haben in Görlitz bereits rausgefunden, das Deo, Nagellackentferner und noch besser: Siebdruckreiniger gegen Schmiererein hilft. Gegen Einschusslöcher haben wir leider kein Mittel. 🙁
Die Fitnessgeräte
Dafür mag ich das östliche Umland: Es scheinen junge, fitte, sportliche Planer am Werk. Wir haben nur in Schlauroth den Trimm-Dich-Pfad. Sonst…?
Nur so zwischendurch: Der Huckel da hinten ist die Landeskrone. Man ist gar nicht so weit weg!
Das Ganze unter dem schattigen Dach eines Waldes. Wirklich ganz toll!
Es kreuzt immer wieder ein Reiterweg. Am Jäckelsberg gibt es (ziemlich steile) Walkingstrecken.
Zwei Brücken wurden extra angelegt, so dass man beidseitig des Rothwassers unterwegs ist. Es klang alles noch ganz neu!!!
Brücke Nr 1:
Brücke Nr 2:
Das hat doch was vom Pücklerpark in Bad Muskau…
Ich werde immer wieder gefragt, ob ich den gar keine Angst habe alleine als Frau im „Osten“?
Nein! Ein fröhliches „dobre“ öffnet stets die Herzen. Heute ist mir dort nur ein junger Mann mit Hund begegnet, der fröhlich „cześć“ (Hallo) rief. Und ein älterer Gassigänger, der mir glaub erklären wollte, dass ich lieber die Brücken, statt der Sportgeräte knipsen soll. Und so nett und freundlich waren bisher all meine Begegnungen. Habt keine Angst!
Rückweg
Zurück bin ich dann einfach weiter am Rothwasser Richtung Tielitz (Tylice), nur um ein paar Villen zu sehen von polnischen Königen, Fürsten, Prinzen und ihren Gemahlinnen. Ich glaube ja, Polen lachen sich kaputt über das, was wir Einfamilienhaus und Grundstück nennen und von dem wir glauben, es sei irgenwie repräsentativ.
Eigentlich wollte ich mir den Weinberg (Winna Góra, 231,6 m) mal ansehen. Hab aber nur seine Rückseite erwischt und bin dann quer Feld ein zurück auf die Schnellstraße, die nach Moys/Zgorzelec führt.
An diesem Ortseingang ist auch das Stalag VIII A und der Radweg zurück zum Viadukt und nach Görlitz (diese Strecke ab Stalag VIII A einfach rückwärts).
Fazit
Gäbe es so eine schöne Anlage in Görlitz, würde die mich garantiert öfter sehen.
Bis Moys komm ich freilich weniger oft. Aber die Ersten haben schon gefragt, ob ich es ihnen mal zeigen kann. Moys, ich komme wieder.
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