Die Königshainer Berge sind viel mehr, wie das, was der klassische Tagestourist dort vielleicht macht: Hinfahren, auf den Hochstein laufen, auf den Turm steigen, in der Hochsteinbaude noch was essen und zurück. Und deswegen habe ich mir das Areal mal genauer angeguckt und Anregungen für mindestens 3 Ausflüge mitgebracht.
Anreise mit dem Rad ab Görlitz
Das Motto unserer Landskronbrauerei war auch meins: „Raus ins Grüne. Immer ein Genuss.“
Bei Mc Donalds will ich die Wegbeschreibung für Radfahrer gern starten. Hier beginnt nämlich der Radweg nach Ebersbach und Königshain, den garantiert alle finden.
Entscheidend ist dieser Abzweig an der Ampel zur Umgehungsstraße. Hier rechts runter gehts los. (Die Stelle finden auch alle, die von Rauschwalde rüber kommen.)
Es steht auch alles dran.
Und dann geht es immer nur gerade aus. Nach 15 Minuten ist man in Ebersbach. Nach insgesamt 40 Minuten in Königshain ohne sich sonderlich zu beeilen.
Auf der Strecke gibt es 3 Picknickplätze. Es wird also für alle Kräfteverhältnisse gut machbar sein. Man kann immer wieder Pausen einlegen.
Das schönste bei der Anreise ist: Weite, Weite, Weite.
Die Anreise geschiet über die ehemalige Kreisbahn. Und damit ist man schon mitten drin im Thema. Die Kreisbahn wurde ihrer Zeit gebaut, um die Ergebnisse des Bergbaus aus den Königshainer Bergen nach Görlitz zu transportieren und andererseits die Touristen in dieses Ausflugsgebiet zu bringen. Man fährt also auf einer alten Bahnstrecke. Unterwegs wird das in mehreren Infotafeln erklärt (für Eisenbahnfreunde besonders spannend).
Wer da noch tiefer in die Geschichte der Kreisbahn einsteigen will, findet bei Steffen Reitninger, einem Eisenbahnfreund, eine detailierte Zusammenfassung, hier.
Mit jedem Kilometer, den man fährt, verändert sich auch die Perspektive auf unseren Hausberg die Landeskrone und das Isergebirge.
Und letztlich landet man also am Bahnhof Königshain. Autofahrer kommen ebenfalls hier an.
Tour 1 – Felsen gucken
Am Parkplatz befinden sich Infotafeln. Mein Plan des Tages war, mir die ganzen Felsformationen mal genauer anzugucken und danach… mal sehen.
Der Kuckucksstein
Es ist weitestgehend gut ausgeschildert.
Und so führte mein Weg zuerst zum Kuckucksstein.
Mit dem hat es natürlich mächtig gewaltig etwas auf sich. Jedes Jahr zum 21.12. (Wintersonnenwende) fällt das Licht durch ein Loch auf einen dahinter stehenden Stein. Und auch zur Sommersonnenwende (21.6.) blitzt die Sonne seitlich dran vorbei. Das kann also kein Zufall sein, sondern muss sich um einen vorzeitlichen Kalender handeln. Wer sich da genauer belesen will, findet Infos hier.
Bei mir blitzte nichts, aber eine Frau hatte sich dahinter versteckt und rief immer „Guck Guck“. Das würde ich gern zum gängigen Brauchtum erklären, dass man sich am Kuckucksstein mit „Guck Guck“ begrüßt 🙂
Der Teufelsstein
Weiter ging mein Weg im großen Bogen durch den Wald und von unten/hinten rauf zum Teufelsstein.
Beim ersten Anblick dachte ich: Ach herje, so ein Durcheinander. Sieht ja (links) aus, als stünde eine steinernde Bettmatratze im Wald.
Es wurde jedoch von Schritt zu Schritt besser und das Naturdenkmal zeigte sich in voller Schönheit.
Und so wird der Besuch am Teufelsstein zur Geografie-Lehrstunde in Sachen Felsentstehung, Schichtung von Gesteinsarten und letztlich auch Errosion und Verfall (das natürliche „Durcheinander“).
Der Teufelsstein besteht genau genommen aus zwei Felsen. Und die ganze Zeit dachte ich: Mensch, das müsste man mal malen.
Teufelsstein heißt er wohl erst seit 1841, als Sagen populär wurden. Als der olle Schachmann (1780) und der olle Gersdorf (1789) noch hier unterwegs war, nannten sich die beiden Felsen noch Eulenstein und Zeisigstein. Und das wiederrum ist doch ganz erstaunlich, dass diese Felsen schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts Gelehrte und Maler inspirierten und verewigt wurden. Die (Görlitzer) Oberlausitzsche Gesellschaften der Wissenschaften hat es detailiert aufgearbeitet, vergleiche hier.
Und dann steht man und staunt und will malen.
Warum es nun Teufelsstein (um)benannt wurde, ist nicht ganz eindeutig. Bei K. Haupt in den Sagen soll es drin sein. Die liegen mir vor, da steht es aber nicht drin. Der Teufel soll hier oben auf dem Felsen seine Kleidung ausgebessert haben. Vielleicht hat er aber auch nur hier geruht. Oder aber, weil diese Felsen so (teuflisch) schwer zu besteigen sind.
Vielleicht reichts ja auch, dass die Felsen beeindruckend sind.
Der Hochstein
Vom Teufelsstein führte mein Weg (von hinten) zur Hochsteinbaude und zum Hochstein. Man findet sich problemlos 😉
Hochsteinbaude und Aussichtsturm von hinten.
Die Felsen vom Hochstein kennen nun vermutlich alle, der Touristenklassiker eben.
Rauf kann man auch.
Und runtergucken.
Könnte auch Sächsische Schweiz sein, oder?
Ich füge mal den Aufstieg auf den Turm und den Blick in die Landschaft an dieser Stelle ein, bevor es zur vierten Felsformation geht…
Ausblick vom Turm auf dem Hochstein
An Tagen mit guter Fernsicht ist der Aufstieg ein Muss für alle ohne Höhenangst. Wenn man sich mit Höhenangst wenigstens bis über die Baumkronen traut, lohnt der Blick ins Umland auch schon. Bitte eigenen Fernstecher mitnehmen. Oben hat es keine Münzfernrohre.
Blick auf die Landeskrone bei Görlitz und dahinter das Isergebirge. Im Vordergrund das Dorf Königshain.
Die Peterskirche.
Die Windräder an der A4.
Blick bis Boxberg.
Blick auf Löbauer Berg (rechts mit dem Turm) und Rotstein (links, das lang gezogene).
Der Totenstein
Ein markanter Felsen ist noch der Totenstein. Da muss man allerdings wieder runter vom Hochstein, über die Hauptstraße und auf die andere Seite des Waldes.
Diese Felsengruppe ist nun deswegen so interessant, weil hier schon Schachmann (1725 – 1789) ärchologisch interessante Keramikscherben, bronzene Schmuckreste, Pfeilspitzen u.a. fand, was sich auf die mittlere Bronzezeit bzw. die frühe Eisenzeit datieren lässt. Folglich gab es schon Menschen an diesem Felsen vor 3.000 Jahren. Er soll als Kultplatz gedient haben. Sogar König Friedrich Wilhelm IV. war im Jahr 1844 mal hier und ließ den Totenstein unter Schutz stellen.
Heute kann man über eine Treppe rauf. Kinder sollte man nicht unbeaufsichtig rauf lassen, den oben gibt es kein Geländer. Der Felsen ist 10 Meter hoch.
Tour 2 – Steinbrüche
Dafür sind die Königshainer Berge ebenfalls bekannt: Ihre vielen Steinbrüche, die heute mehrheitlich mit Wasser gefüllt sind. Der Königsbruch I wird von Tauchern genutzt. In fast allen Steinbrüchen gibt es Kletterhaken für Kletterer. Einfach nur durch diese Gegend wandern, sitzen und genießen ist ebenfalls schön.
Hier der Hamannbruch
Der Thadenbruch
Vielleicht am bekanntesten: Der Firstensteinbruch. Ganz oben auf der Kante sitzen Menschen. Der Fels ist 380,2 m hoch in der Landschaft. Die Wassertiefe beträgt 15 Meter.
Infotafeln erklären alles. Deswegen: Einfach los!
Tour 3 – Industriegeschichte
Wo Steinbrüche sind, da gibt es eine Industriegeschichte zu erzählen. Auch durch diese „Brille“ kann man die Königshainer Berge betrachten. Rund um die Steinbrüche befinden sich Überreste der Industrieanlagen. Es beginnt mit dem Radweg auf der alten Kreisbahn, dem Bahnhof als Umschlagplatz und wird im Wald fortgesetzt. Letztlich stammt das Baumaterial für den Viadukt in Görlitz aus dem Berg Limes (ebenfalls in Königshain). Die Gehwegplatten und Pflastersteine kommen von hier. Sicher auch manches Granit-Portal, viele Treppen und viele Grabplatten. So ist die Baugeschichte von Görlitz eng verbunden mit der Industriegeschichte von Königshain.
Tour 4 – Natur
Insgesamt ist es ein Aufenthalt im Wald mit all dem Guten, was ein Wald zu bieten hat: Vogelgesang, Insekten, frische Luft, wohltuende Bäume, Pflanzen, kleinere Tiere (große Tiere hab ich nicht angetroffen).
Das Areal hat immer wieder auch Sitzbänke, zum Verweilen und Genießen. Ich empfehle den Naturliebhabern nicht unbedingt, den Ausflug auf das Wochenende zu legen. Da sind sowohl der Radweg, wie auch die Königshainer Berge ganz schön überlaufen. Wer Ruhe liebt, sollte einen Wochentag wählen. Da ist es himmlisch.
Carl Adolph Gottlob von Schachmann
Abschließend noch ein Wort zum großen Schachmann. Der Gute seines Standes, der als einer der ersten seinen Untertanen die Frondienste erließ und ihnen Land gab, von dem sie aus eigener Kraft leben konnten. Der sich für Natur und Forschung interessierte und einen ersten Blitzableiter in der Oberlausitz installieren ließ. Der das (neue) Schloss Königshain erbauen ließ und vieles mehr. Auch Schachmann trifft man in den Königshainer Bergen wieder. Ihm wurde eine Säule gesetzt:
Und so schließt sich der Kreis zu früheren Berichten, die schon zu Schachmann und Königshain entstanden sind. Wer weiter lesen will, kann dies hier gern tun:
Schachmann Geburtsort Hermsdorf
Das Schloss Königshain
Das Duell des ältesten Schachmann-Sohnes bei Görlitz
Die Schachmanns in Kunnersdorf
Abschließend noch eine Frage an die Insider von Königshain: Was ist denn nun aber der Höchste Berg der Königshainer Berge?
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